Während der Woche hat sich wieder einiges an Ballast angesammelt. Der muss raus. Und ich auch. Bereits seit einigen Tagen weiss ich, wo es heute hingehen soll: Nochmals in die seltenste Richtung: Osten. Genauer: zum ehemaligen Landessender Beromünster. Die "Inspiration" dazu lieferte mir ein altes Radiogerät, das ich bei einem Kollegen erspäht habe. Die letzten Tage habe ich nun damit verbracht, eine geeignete Linie nach Beromünster zu finden und mir einzuprägen. Man könnte ausnahmsweise schon fast von Planung sprechen. Auf die eigentliche Kernkompetenz meines GPS-Geräts, die Navigation, verzichte ich einmal mehr. Denn Wanderwegmarkierungen und Erinnerungsvermögen können zwar manchmal auch ungenau sein, stürzen aber wenigstens nicht dauernd ab...
Kurz vor 10.00 Uhr starte ich Richtung Dornegggütsch und Madiswil. Es hat Hochnebel und eine fiese, miese Bise. Anscheinend hat nicht nur meine Zugrichtung, sondern auch das Wetter auf Ostlage umgestellt. Via Melchnau geht es hinauf zur Burgruine Langenstein. Wenig später tragen die Wanderwegschilder ein blauweisses Wappen. Ich passiere Grossdietwil, und nach weiterem Auf und Ab lande ich in Ebersecken. Hier folgt die steilste Passage des Tages, die kurz und schmerzhaft auf eine weitere Anhöhe führt. Allzu viel Saft steckt im März noch nicht in den Beinen, aber es reicht, um den Aufstieg fahrend zu meistern. Der Hochnebel gibt langsam auf, macht dem blauen Himmel Platz. Die Bise hält sich jedoch wacker...
Auf dem kleinen Plateau bei Altishofen verliere ich kurz die Orientierung, muss doch mal das GPS um Rat bitten. Nicht ganz plangemäss erreiche ich später Nebikon. Kurz danach führt mein Weg oberhalb von Wauwil vorbei. Hier hätte man theoretisch eine gute Fernsicht über das Wauwilermoos. Theoretisch, denn es hat einiges an Dunst in der Luft. Die Bise heult und pfeift mir um die Ohren, ich könnte ihr glatt eins auf Maul hauen. Ein Singletrail, der zuerst eher ein Doubletrail ist, führt Richtung St. Erhard. Jetzt folgt die Aufgabe des Tages: Die Umfahrung von Sursee. Diese gelingt mir gut: Links sehe ich Eichhörnchen und Buschwindröschen, rechts schimmern ab und zu ein paar Fabrikhallen durch den Wald hindurch. Dann ist der Spuk auch schon vorbei und Schenkon erreicht...
Es folgt nochmals ein kurzer, anfangs recht steiler Aufstieg, dann ist der über 200 m hohe Sendemast des ehemaligen Landessenders Beromünster erreicht. Vor genau 10 Jahren war ich schon mal hier, damals sendete die Anlage noch. Die Abschaltung erfolgte erst Ende 2008. In der Gegend hat man in der Zwischenzeit einen Radioweg eröffnet, der mit verschiedenen Hörstationen die Entwicklung des Radios aufzeigt. Dafür habe ich heute aber nicht genug Zeit. In Beromünster wende ich den Drahtesel um 180 Grad bzw. fahre um die Stiftskirche herum und mache mich auf den Rückweg. Dieser führt via Saffental über einen Gratweg, wo mit 854 m der bescheidene Höhepunkt der Tour erreicht ist...
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Landessender Beromünster |
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Stiftskirche Beromünster |
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Sendeturm, Blick Richtung Norden |
Später durchfahre ich ein mir bis anhin völlig unbekanntes Dorf namens Schlierbach, und nach einem kurzen Singletrail folgt die Abfahrt nach Triengen im Suhrental. Es ist eine klassische Wellblechtour unter dem Motto: Je auf, desto ab. Und so folgen nach wenigen Hundert Metern bei Winikon die nächsten gut 200 Höhenmeter. Zuerst ein kürzerer, dann ein etwas längerer Singletrail führen anschliessend runter nach Reiden. Das Dorf selber streife ich aber nur. Kurz rüber nach Langnau, und schon folgen wieder gute 200 Höhenmeter. Mein rechter Oberschenkel ist langsam der Meinung, er müsse mir den K(r)ampf ansagen. Aber ein Oberschenkel hat keinerlei Entscheidungsbefugnisse. Mein Berner Gring sagt, wann hier Schluss ist. Und er sagt: Weiter geht’s...
Via Roggliswil geht es einen coolen Singletrail hinab Richtung Berghof. Nach der Überquerung der Rot sind auch die Wanderwegsymbole wieder rot. Ich bin zurück im Heimatkanton. Nahe Melchnau folgt ein kurzer, steiler Betonaufstieg. Etwas später hille ich auf verschiedenen Trails down nach Lotzwil. Die Sonne steht schon sehr tief; das wird morgen um die gleiche Zeit noch kein Problem sein. Zeitumstellung sei Dank. Bei letztem Tageslicht erreiche ich wieder den Abfahrtsort und nehme überrascht zur Kenntnis, dass sich die vielen Auf und Abs zu rund 3000 Höhenmeter kumuliert haben. Das ist recht heftig für eine März-Tour. Beim Anblick des Höhenprofils könnte man meinen, ich hätte die Anden überquert. Es ist alles nur eine Frage des Massstabs. Kleinvieh macht eben viel Mist…
Höhenprofil
Tourdaten: Weite 116,0 km / Höhe 2970 m / Fahrzeit 7:40 h