Samstag, 25. März 2017

Kleinvieh macht viel Mist...

Während der Woche hat sich wieder einiges an Ballast angesammelt. Der muss raus. Und ich auch. Bereits seit einigen Tagen weiss ich, wo es heute hingehen soll: Nochmals in die seltenste Richtung: Osten. Genauer: zum ehemaligen Landessender Beromünster. Die "Inspiration" dazu lieferte mir ein altes Radiogerät, das ich bei einem Kollegen erspäht habe. Die letzten Tage habe ich nun damit verbracht, eine geeignete Linie nach Beromünster zu finden und mir einzuprägen. Man könnte ausnahmsweise schon fast von Planung sprechen. Auf die eigentliche Kernkompetenz meines GPS-Geräts, die Navigation, verzichte ich einmal mehr. Denn Wanderwegmarkierungen und Erinnerungsvermögen können zwar manchmal auch ungenau sein, stürzen aber wenigstens nicht dauernd ab...
 
Kurz vor 10.00 Uhr starte ich Richtung Dornegggütsch und Madiswil. Es hat Hochnebel und eine fiese, miese Bise. Anscheinend hat nicht nur meine Zugrichtung, sondern auch das Wetter auf Ostlage umgestellt. Via Melchnau geht es hinauf zur Burgruine Langenstein. Wenig später tragen die Wanderwegschilder ein blauweisses Wappen. Ich passiere Grossdietwil, und nach weiterem Auf und Ab lande ich in Ebersecken. Hier folgt die steilste Passage des Tages, die kurz und schmerzhaft auf eine weitere Anhöhe führt. Allzu viel Saft steckt im März noch nicht in den Beinen, aber es reicht, um den Aufstieg fahrend zu meistern. Der Hochnebel gibt langsam auf, macht dem blauen Himmel Platz. Die Bise hält sich jedoch wacker...
 
Auf dem kleinen Plateau bei Altishofen verliere ich kurz die Orientierung, muss doch mal das GPS um Rat bitten. Nicht ganz plangemäss erreiche ich später Nebikon. Kurz danach führt mein Weg oberhalb von Wauwil vorbei. Hier hätte man theoretisch eine gute Fernsicht über das Wauwilermoos. Theoretisch, denn es hat einiges an Dunst in der Luft. Die Bise heult und pfeift mir um die Ohren, ich könnte ihr glatt eins auf Maul hauen. Ein Singletrail, der zuerst eher ein Doubletrail ist, führt Richtung St. Erhard. Jetzt folgt die Aufgabe des Tages: Die Umfahrung von Sursee. Diese gelingt mir gut: Links sehe ich Eichhörnchen und Buschwindröschen, rechts schimmern ab und zu ein paar Fabrikhallen durch den Wald hindurch. Dann ist der Spuk auch schon vorbei und Schenkon erreicht...


Faule Katzen
Zwei tolle Motivatoren...
Doubletrail ob Wauwil
Fantastisch: Zwei Singletrails nebeneinander
Buschwindröschen (Geisseblüemli)
Frühlingsboten (Buschwindröschen)
 
Es folgt nochmals ein kurzer, anfangs recht steiler Aufstieg, dann ist der über 200 m hohe Sendemast des ehemaligen Landessenders Beromünster erreicht. Vor genau 10 Jahren war ich schon mal hier, damals sendete die Anlage noch. Die Abschaltung erfolgte erst Ende 2008. In der Gegend hat man in der Zwischenzeit einen Radioweg eröffnet, der mit verschiedenen Hörstationen die Entwicklung des Radios aufzeigt. Dafür habe ich heute aber nicht genug Zeit. In Beromünster wende ich den Drahtesel um 180 Grad bzw. fahre um die Stiftskirche herum und mache mich auf den Rückweg. Dieser führt via Saffental über einen Gratweg, wo mit 854 m der bescheidene Höhepunkt der Tour erreicht ist...


Ehemaliger Landessender Beromünster
Landessender Beromünster
Stiftskirche Beromünster
Stiftskirche Beromünster
Sendeanlage auf dem Blosenberg
Sendeturm, Blick Richtung Norden
 
Später durchfahre ich ein mir bis anhin völlig unbekanntes Dorf namens Schlierbach, und nach einem kurzen Singletrail folgt die Abfahrt nach Triengen im Suhrental. Es ist eine klassische Wellblechtour unter dem Motto: Je auf, desto ab. Und so folgen nach wenigen Hundert Metern bei Winikon die nächsten gut 200 Höhenmeter. Zuerst ein kürzerer, dann ein etwas längerer Singletrail führen anschliessend runter nach Reiden. Das Dorf selber streife ich aber nur. Kurz rüber nach Langnau, und schon folgen wieder gute 200 Höhenmeter. Mein rechter Oberschenkel ist langsam der Meinung, er müsse mir den K(r)ampf ansagen. Aber ein Oberschenkel hat keinerlei Entscheidungsbefugnisse. Mein Berner Gring sagt, wann hier Schluss ist. Und er sagt: Weiter geht’s...


Flecken Beromünster
Blick auf Beromünster
Kühe auf offenem Feld
Grasende Kühe
Suhrental mit Triengen im Hintergrund
Blick auf Triengen ob Winikon
Reiden in Sichtweite
Auf dem Weg nach Reiden
Kirchturm von Pfaffnau
Viel sieht man von Pfaffnau nicht...
Letztes Tageslicht (bei Lotzwil)
Der Sonne entgegen
 
Via Roggliswil geht es einen coolen Singletrail hinab Richtung Berghof. Nach der Überquerung der Rot sind auch die Wanderwegsymbole wieder rot. Ich bin zurück im Heimatkanton. Nahe Melchnau folgt ein kurzer, steiler Betonaufstieg. Etwas später hille ich auf verschiedenen Trails down nach Lotzwil. Die Sonne steht schon sehr tief; das wird morgen um die gleiche Zeit noch kein Problem sein. Zeitumstellung sei Dank. Bei letztem Tageslicht erreiche ich wieder den Abfahrtsort und nehme überrascht zur Kenntnis, dass sich die vielen Auf und Abs zu rund 3000 Höhenmeter kumuliert haben. Das ist recht heftig für eine März-Tour. Beim Anblick des Höhenprofils könnte man meinen, ich hätte die Anden überquert. Es ist alles nur eine Frage des Massstabs. Kleinvieh macht eben viel Mist…


Höhenprofil

 
 
Tourdaten: Weite 116,0 km / Höhe 2970 m / Fahrzeit 7:40 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Landessender Beromünster
 

Samstag, 11. März 2017

Im Osten was Neues

Schnee hat auf mich eine ungeheure Anziehungskraft; bei Schneematsch und Morast verkehrt sich diese jedoch ins pure Gegenteil. Insofern sind Höhen ab etwa 1000 m im Moment nicht allzu einladend. Also wohin? Grobe Zugrichtung: Hohwacht, dann mal sehen. Immer wieder zu der Jahreszeit frage ich mich, was ich anziehen soll. Morgens unter 0 Grad, am Nachmittag 15 und mehr. Das Zwiebelschalenprinzip beherrsche ich nicht wirklich. Ich schnappe mir ein paar Landeskarten, ziehe eine dünne Jacke an und mache mich auf den Weg in eine seltene Richtung: Osten...
 
Die Jacke wandert bereits nach wenigen Minuten in den Rucksack, wo sie bis zum Schluss verbleiben wird. Der Dornegggütsch ist der erste Hinaufhügel (englisch uphill) und zugleich auch der Aufstieg des Tages. Es fühlt sich an, als würde ich mit gedrosselter Leistung biken: Zwar nicht wirklich anstrengend, aber langsam und mit tiefer Kadenz geht es voran. Ich passiere Madiswil, fahre bergwärts Richtung Hohwacht und weiter nach Gondiswil, wo ich am 22. Juli 2008 letztmals war. Nahe des Dorfes entspringt die Rot, die hier meist die Kantonsgrenze Bern-Luzern bildet. Der kleine Graben, in dem sie fliesst, macht die Grenze sichtbar...
 
Bei Schönenthül erreiche ich auf gut 760 m den bescheidenen Touren-Höhepunkt, dann folgt die Abfahrt nach Zell. Ein kurzzeitig recht steiler Weg führt rasch wieder hinauf auf eine Anhöhe. Zwei weitere Anzeichen zeigen auf, dass der Kantonswechsel vollzogen ist: Die Kreuze und Kapellen auf den Hügeln werden zahlreicher, die Kirchen in den Dörfern grösser. Und die Katzen eher scheuer. Weitere Sprüche verkneife ich mir jetzt. Mit leichtem Auf und Ab geht es schliesslich in einen Wald. Als dieser sich lichtet, ist Willisau sehr nah. In der Altstadt drehe ich den Drahtesel um 180 Grad: Endstation, bitte alle aussteigen. Oder so...

Hohwacht
Hohwacht mit Blick zum Jura
Zell LU
Abfahrt nach Zell
Willisau vom Willbrig aus
Willisau im Blickfeld
 
Nach kurzem Aufenthalt bike ich über den Willbrig nach Gettnau. 200 Höhenmeter führen hier hinauf auf ein kleines Hochplateau. Ich liebe es, über solche Anhöhen zu fahren. Immer schön die Höhe haltend, geht es zur Grossdietwilerallmend. Völlig unbekanntes Terrain. Trotz GPS und Karten verliere ich für einen Moment die Orientierung. Altbüron finde ich aber dennoch, wenn auch nicht ganz plangemäss. Nahes des Dorfes überquere ich die Rot, dann tragen die Wanderwegschilder wieder das Berner Wappen. Mehr und mehr westwärts geht es über Melchnau Richtung Lotzwil und nach Hause...

Willisau, Blick zum Untertor
Willisau, Altstadt
Landschaft ob Gettnau
Anhöhe beim Bodeberg
Landschaft ob Zell
Singletrail mit Alpenblick
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 69,9 km / Höhe 1780 m / Fahrzeit 4:44 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Willisau / Luzerner Hinterland