Toll, wie facettenreich sich dieser November präsentiert: Mal schifft es aus Westen, dann aus Süden. Durchaus aber auch gerne aus Osten oder Norden, wenn nicht gleich aus mehreren Richtungen gleichzeitig. Die Auswahl ist riesig: Landregen, Graupel, Sprühregen, Schneeregen. Alles dabei. Der Nebel bietet ebenfalls viel Abwechslung: Mal ist er dicht, mal noch dichter. Seine Obergrenze schwankt zwischen sehr hoch und höher. Da wird einem wirklich nie langweilig – beim Erledigen von Büroarbeiten. Heute schifft es ausnahmsweise nur ganz wenig. Zudem herrscht ab etwa 1000 m eine Sichtweite von nahezu 10 Metern!
Rasch wird mir klar: So schön wie heute war es lange nicht und wird es wohl so schnell nicht mehr. Also sofort raus und geniessen, morgen soll es wieder umschlagen. Nicht gerade Balsam fürs Gemüt, aber was solls, klagen nützt nichts. Apropos: Auch das Fattie kann sich nicht beklagen, was Bewegungsmangel angeht. Es durfte im Verlaufe des Jahres zahlreiche Uhu-Fahrten (Ums-Huus-Fahrten) bestreiten. Standschäden hat es keine. Sein heutiger Einsatz startet erst um etwa 12.30 Uhr. Unschwer zu erraten, dass das keine Weltreise mehr wird. Unglaublich, wie zielstrebig ich losfahre. Man könnte glatt meinen, ich hätte ein Ziel...
Ein leichter Sprühregen nebelt mich ein. Irgendwann stehe ich im Wald oberhalb von Oberdorf und nehme dann ganz fantasievoll die steile Passstrasse zum Weissenstein in Angriff, welche ich in etwa so liebe wie der Teufel das Weihwasser. Die Strasse ist eigentlich ein Unding für das Fattie, zumal sie bis oben schneefrei ist. Doch der Hinterreifen leckt sowieso und muss bald ersetzt werden. Daher spielt es keine Rolle, wenn ich die Stollen noch etwas abflache. Sehr behäbig walzt (um nicht zu sagen quält) sich das Fattie da hoch. Die Strasse fahre ich meist nur, wenn alles andere nicht mehr geht, also vor allem im Winter...
Meine Hoffnung, die Bauarbeiten am Ostflügel des Kurhauses könnten eventuell aufgrund der Witterung eingestellt sein, zerschlagen sich rasch. Die Lastwagen fahren mir nur so um die Ohren. Zum Glück ist genug Platz. Der Sprühregen hat aufgehört. Schnee und dichter Nebel erwarten mich auf dem Weissenstein. Mit knapp unter 0 Grad ist es allerdings nicht kalt. Soll ich jetzt einfach warten, bis die Sonne kommt? Geht nicht, muss noch vor Weihnachten Geschenke kaufen. Es ist wie Warten auf Godot, der kam auch nie. Fast ein wenig alibimässig fahre ich den Hammerweg-Trail. Viel Schnee hat es nicht, das Fattie ist unterfordert...
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Fattie auf der Passhöhe Weissenstein |
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Schneemann beim Kurhaus |
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Hammerweg |
Schliesslich nehme ich den Weg runter zum Balmberg, kehre dann aber spontan um: Ich bin doch nicht mit dem Traktor hier hinaufgewalzt, um einen Trail zu fahren, den man auch mit dem Normalo-Bike locker erledigt hätte?! Etwas später stehe ich nach echtem Geknorze auf der Röti. Jetzt macht das Ganze irgendwie Sinn. Der November 2017 lässt sich nicht lumpen: Das ist nicht einfach billiger Pfuschnebel, nein, das ist mehrschichtiger Qualitätsnebel. Auf der Röti habe ich die erste Schicht offenbar durchdrungen, zumindest lichtet sich das Grau etwas. Für wenige Minuten öffnet sich sogar ein kleines Sichtfenster Richtung Mittelland...
Die untere Nebelschicht stürzt über den Balmberg und löst sich dabei auf. Ein Phänomen, das öfter am Passwang zu beobachten ist. Doch zum Glück gibt es ja noch einen zweiten grauen Deckel. Und dessen Obergrenze liegt wohl weit über 2000 m. Nicht auszudenken, wenn ich heute doch noch ein paar Sonnensekunden abgekriegt hätte. Das wäre geradezu rufschädigend für den November gewesen, der alles dafür tut, sein ohnehin nicht gerade schmeichelndes Image zu zementieren. Nach ein paar Minuten Aufenthalt auf knapp 1400 m geht es leicht alternativ durch teils unberührten Schnee hinab Richtung Balmberg...
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Triangulationspunkt der Röti, 1395 m |
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Verschneites Bänkli |
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Sichtfenster ins Mittelland auf 1395 m |
Rasch gerate ich wieder in den stockdichten Nebel und verliere kurzzeitig ein wenig die Orientierung. Auch das GPS-Gerät kommt offenbar durcheinander. Das aufgezeichnete Höhenprofil ist von hier an nur noch etwas für Liebhaber abstrakter Kunst. Selten so einen Quatsch gesehen. Es ist bereits nach 16.00 Uhr geworden. Das ohnehin spärliche Licht wird immer noch spärlicher. Grosse Experimente liegen nicht mehr drin. In Inkwil gehen schliesslich die Lampen an. Jetzt freue ich mich auf die nächsten vier Fronten, die bis Montag kommen sollen...
Aber eben, man soll sich nicht immer übers Wetter beklagen. Es kann sich ja nicht mal wehren. Zu Beginn der folgenden Woche soll es angeblich bis weit runter weiss werden, was mir grundsätzlich gar nicht schlecht gefallen würde. Aber das ist Schnee von Montag. In diesem Sinne: Nur noch drei Tage Regenwetter, dann schneit es wieder...
Höhenprofil (ab ca. km 35 abstrakte Kunst)
Tourdaten: Weite 57,8 km / Höhe 1360 m / Fahrzeit 3:44 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Weissenstein-Röti