...macht die Seele frisch und frei, heisst es in einem Lied. Der Mai kommt in diesem fröhlichen Text aber wohl nur vor, damit es sich reimt. Zwar hat der sogenannte Wonnemonat die letzten Jahre tatsächlich alles neu gemacht: Kaum war der April vorbei, folgte das Regenwetter. So auch heuer. Zugegeben, das Nass ist für die Natur sehr willkommen nach der langen Trockenheit. Dennoch: Mit dem, was er in der Vergangenheit wettermässig geboten hat, hat es der Mai nicht mehr in die Top Ten meiner Lieblingsmonate geschafft – obwohl er das Zeug zum Podestplatz hätte. Aber ich kann vergessen und verziehen...
Also, du lieber, schöner Mai – zeig mir, woher all die Schönheit und Romantik kommt, die dich umgab und noch immer umgibt. Erst der Fünfte des Monats und bereits der erste trockene Tag. Schon mal ein Anfang, prima! Wegen verschiedener Termine wird es jedoch ziemlich spät – grosse Sprünge sind heute leider keine mehr drin. Der Stundenzeiger zeigt nämlich bereits nach Südosten, als ich starte. Die Zugrichtung Nord hat sich richtig festgefahren. Ich lande wieder mal im Thal, genauer in Aedermannsdorf. Meine Existenz hat sich über die Wintermonate um rund sieben Kilo gefestigt. Knapp zwei davon hat der April abgebaut...
Die restlichen fünf spüre ich gut beim Steilaufstieg zur Wäscheten. Das ging letzten Sommer leichter. Es folgt noch etwas Teerstrasse, und schon stehe ich auf der Tannmatt auf 1122 m. Hier bin ich kurz unschlüssig, was ausgesprochen selten vorkommt, bike dann aber entschlossen runter zum Vorderen Brandberg. Der Hinterreifen hat mittlerweile fast eine Glatze, viel Grip bietet er jedenfalls nicht mehr. Zeit, ihn mal wechseln. Vom Brandberg fahre ich über einen spassigen Trail hinab zur Herbetswiler Allmend. Der Singletrail nach Herbetswil ist am Schluss mit einem Schild versehen: "Vorsicht, Stier auf der Weide. Wanderweg meiden!"...
Das Schild bietet zugleich noch die Anleitung zur Umleitung. Nimmt mich hier wirklich der Stier aufs Horn oder nur der Bauer aufs Korn? Ich gehe lieber auf Nummer sicher, umfahre die Stelle gemäss Beschreibung, um dann von der unteren Seite her festzustellen, dass die Weide einsam und verlassen ist. Der Stier weilt wohl noch in den Skiferien. Von Herbetswil fahre ich hinauf zur Schmiedenmatt. Mein Schatten hat ziemlich an Länge gewonnen und zeigt mehr und mehr nach Osten. Licht habe ich nicht dabei, es darf also kein Nachtspiel geben...
Ich bike einige Hundert Meter über den Grat und nehme dann einen aussichtsreichen, teils etwas holprigen Trail, den ich noch nie gefahren bin. Er führt direkt zum Stierenberg runter. Trotz des Namens: Auch hier kein Stier. Dafür aber recht klare Aussicht. Auf weitgehend bekannten Wegen geht es weiter abwärts nach Wiedlisbach. Die Sonne verschwindet hinter dem Jura. Es wird nicht nur merklich dunkler, sondern auch kühler: Das Thermometer am GPS zeigt einen einstelligen Wert. Gleich zwei gute Gründe, auf den restlichen zehn Kilometern etwas auf die Tube zu drücken. Die Lampen sind noch nicht an, als ich zu Hause ankomme...
Die Touren sind in letzter Zeit etwas näher zusammengerückt. So langsam wird es Zeit für eine etwas grössere. Aber der Mai muss mitspielen. Daher kurz der Blick auf die Wetterprognose für das Wochenende und darüber hinaus: Ach ja, das Maiwetter kehrt zur Normalität zurück. Aber der Wonnemonat hat ja noch etwas Zeit, für Wonne zu sorgen. Und ansonsten gilt das Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, schifft es sich ganz ungeniert...
Tourdaten: Weite 67,5 km / Höhe 1850 m / Fahrzeit 4:37 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Tannmatt / Schmiedenmatt
Höhenprofil
Tourdaten: Weite 67,5 km / Höhe 1850 m / Fahrzeit 4:37 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Tannmatt / Schmiedenmatt
Hoffe auch auf einen trockenen Mai - und noch besseren Juni (der vom letzten Jahr muss seinen Ruf wieder herstellen ;-) )
AntwortenLöschenHallo blackCoffee. Ja, der Juni hat meine Liebe zu ihm letztes Jahr arg strapaziert. Kann nur besser werden ;-) Wünsche dir und euch frohes Biken...
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