Sonntag, 25. Juni 2017

Mona Lisa lässt grüssen...

Letzte Nacht hat es in unserer Region entgegen der Wetterprognose keinen Tropfen geregnet. Eine ziemliche Überraschung. Gemäss den Wetterfröschen hätte man eigentlich ein grosses Schiff bauen und von jeder Tierart ein Pärchen suchen müssen. Zudem ist zum Glück die Hitze der letzten Tage vorbei. Heute ist es mit 24 Grad recht angenehm. So kommt es, dass ich "ausserplanmässig" eine Tour unternehme, die mit einer Art "Botengang" verbunden wird. Der kleine Uhrzeiger hat zwar bereits eine südöstliche Ausrichtung, als ich aufbreche. Aber schliesslich ist Sommer. Und da ist es ja bekanntlich länger hell als draussen...
 
Ich mache mich auf den Weg Richtung Bannwil und weiter zum Rüttihof. Ganz ähnlich wie bei der letzten Tour. Im Wald ist die Weiche diesmal aber nicht nach Kestenholz gestellt, sondern Richtung Neuendorf. Dort ist dann einiges im Weg: die Autobahn A1, die Dünnern, eine Bahnlinie und viel Industrie. In dieser Reihenfolge überquere, unterquere und passiere ich alles und fahre der Dünnern entlang schnurgerade nach Egerkingen, wo ich meinen "Botengang" erledige. Ziemlich unbekanntes Terrain. War ich hier schon mal? Ach ja, am 31. Januar 2009 bei minus 3 Grad. Schön, dass auch das geklärt ist...
 
Schliesslich nehme ich einen mir unbekannten Aufstieg zur Santelhöchi. Mit einigem Hin und Her schleiche ich auf Forstwegen den bewaldeten Hang hinauf. Diese sind zum Teil so stark überwachsen, dass schon fast Singletrail-Feeling aufkommt. Apropos Singletrails: Etliche, mir unbekannte Pfade stechen mir ins Auge. Fast noch mehr als die Dornen, die mancherorts den Weg säumen. Gut möglich also, dass ich hier bald wieder auf Erkundung gehe. Auf der Santelhöchi treffe ich einen etwas desorientierten Biker. Dieser fragt mich, wie man hier zur Belchenfluh komme, ohne dabei Höhenmeter zu vernichten. Leider ist das ungefähr so möglich, wie man in einem runden Zimmer in eine Ecke sitzen kann...
 
Auf einem leichten Schütteltrail fahre ich später über den Schwängiberg hinunter nach Langenbruck, wo mir wieder alles bestens bekannt ist. Dem Helfenberg entlang geht es an der Oberen Schwenglen vorbei zu einer Erhebung, die sich Hinter Ellbogen nennt. Hier irgendwo ist das potenzielle Ziel meiner Tour: Ein Singletrail, der direkt runter in die Limmernschlucht führt. Zumindest habe ich dort unten gestern einen Pfad entdeckt, der von hier oben abzweigen muss. Und so sei es dann auch: Ziemlich genau einen Kilometer lang, eher flowig geht es auf einem Trail runter, der teils kaum breiter als ein Schuh ist...

Langenbruck von Helfenbergrüttenen aus
Blick auf Langenbruck
Blick vom Ellbogen-Trail auf Mümliswil
Blick auf Mümliswil
Unterwegs auf dem Ellbogen-Trail
Abfahrt nach Mümliswil
 
Apropos Schuh: Vier Stück davon kommen mir entgegen. Darin stecken zwei Wanderer, die zum Glück sehr freundlich sind. Sie machen mir Platz, ich ihnen auch, so dass wir am Ende alle drei neben dem Weg stehen. So wie die beiden berichten, scheint der Weg vor allem im nördlichen Teil Mümliswils weltberühmt zu sein. Nach dem kurzen Schwatz bike ich dann weiter in die Limmernschlucht. Für mich ein klassischer Mona-Lisa-Trail: Das Grinsen will einfach nicht mehr aus dem Gesicht. Über Mümliswil, Balsthal und Niederbipp nehme ich den Rest. Lohn des Tages: Porto gespart, neuen Trail entdeckt, etwas Bewegung gehabt, grosses Grinsen und eine Zecke am linken Unterschenkel...

Abendstimmung bei Niederbipp
Abendstimmung bei Niederbipp
Gerstenfeld mit Roggenberg im Hintergrund
Gerste im Vordergrund, Roggen im Hintergrund
Bikerschatten
Schattenspiele
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 73,5 km / Höhe 1390 m / Fahrzeit 4:21 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Santelhöchi/Ellbogen
 

Freitag, 16. Juni 2017

Offene Rechnung...

Die heutige Tour hätte eigentlich vorgestern stattfinden sollen – bei staubtrockenen Verhältnissen. Leider machte ich da aber einen grossen Fehler: Ich betrachtete frühmorgens die Wetterprognose meines "Lieblingsmeteorologen". Diese war nicht bescheiden: "Heute aus Südwesten verbreitet heftige Gewitter mit Sturmböen, sintflutartigem Regen und Hagel", war zu vernehmen. Alle anderen Wetterfrösche blieben deutlich moderater. Ich mag zwar Gewitter, aber Blitzeinschläge ins Bike sind gesundheitlich bedenklich. Ich blies die Sache ab, doch am Ende kam kein Tropfen vom Himmel…
 
Für gestern waren die Prognosen nicht besser, und wieder kam tagsüber nichts von oben. Dafür aber letzte Nacht. Die Uhr hörte ich noch halb zwei schlagen, dann begann es richtig zu kübeln. Da kommt sie also doch noch, die Kaltfront oder Weniger-Heiss-Front, wie Wetterfrosch Kleiber meinte. Und da kommt sie also doch noch, die 1426. Biketour seit der Premiere am 22. Februar 2003. Kurz vor 09.00 Uhr nimmt sie ihren Anfang bei rund 21 Grad und 90 Prozent Luftfeuchte. Kaltfront, aha. Es geht Richtung Bannwil, dann nahe des Rüttihofs in den Wald...
 
Hier dampft es regelrecht, es ist unglaublich schwül. Ertrinkungsgefahr beim Einatmen. Die Vögel blubbern eher, als sie pfeifen. Etwas später komme ich bei Niederbuchsiten an einer Firma vorbei, von deren Fassade mich ein überdimensionaler Roger Federer angrinst. Dann folgt die erste erwähnenswerte Steigung des Tages zur Santelhöchi. Der Schweiss beginnt zu tropfen, und zwar schneller, als die Uhr tickt. Nichts von Kühlung, es ist viel zu schwül. Einen Moment lang überlege ich, ob ich die Tour abblasen bzw. verkürzen soll...
 
Erinnerungen an den 22. Juni 2016 werden wach, als mein Fitness-Niedergang auf der damaligen Backofen-Tour ebenfalls mit starkem Schweisstropfen begann. Ja, meine Hitzebeständigkeit ist eindeutig von minderer Qualität. Aber apropos blasen: Gemäss den Wetterfröschen soll heute sprichwörtlich ein anderer Wind wehen, ein Nordwestwind nämlich, der dieses nicht auszuhaltende schwüle Gedöns ausräumt. Noch spüre ich jedoch nichts davon, aber die Hoffnung lebt. Von der Santelhöchi bike ich Richtung Wuesthöchi und weiter zur Belchenflue, die ich in letzter Zeit fast ein wenig "massiere" (soll heissen, viel befahre)...
 
Es scheint letzte Nacht nicht nur bei uns heftig geregnet zu haben, sondern auch hier: Viele Wege sind stark ausgewaschen. Auch derjenige runter zur Challhöchi sieht definitiv nicht mehr gleich aus wie noch bei der Tour am 8. Juni. Via Schmutzberg erreiche ich den unteren Hauenstein und fahre leicht alternativ rüber nach Wisen. Nach dem Hof Mapprach bläst mir ein heftiger Wind entgegen. Da ist er, der Nordwestwind! Die Fernsicht wird auch immer besser, mein Tag ist gerettet! Wenig später erreiche ich Rünenberg, einen meiner Lieblingsorte...

Park in Rünenberg
Rünenberg
Bei Rünenberg, im Hintergrund Wenslingen
Plateau bei Rünenberg
Blick auf Thürnen und Sissach
Thürnerflue

Hier muss ich unplanmässig halten, da meine Trinkvorräte bereits aufgebraucht sind! Nach der Pause folgt die Überfahrt zur Thürnerflue und der Singletrail runter nach Gelterkinden. Dieser ist im oberen Bereich überraschend trocken, unten aber teils etwas morastig. Ich passiere Gelterkinden und fahre teils recht steil hinauf zur Ruine Farnsburg. Ein paar Fotos geknipst, dann geht es weiter zur Böckterflue. Hier will ich eine offene Rechnung begleichen: Auf der Tour am 11. April 2016 fragte mich ein anderer Biker, wo denn hier der Endless-Trail sei. Die Frage konnte ich damals nicht beantworten, machte mich aber neugierig...

Farnsberg, oberi Weid
Hochweide am Farnsberg
Bänkli bei der oberen Weid
Bänkli auf dem Farnsberg
Blick von der Ruine Farnsburg auf das Dorf Buus
Ruine Farnsburg
Wehende Schweizer Fahne auf der Ruine Farnsburg
Der Nordwestwind bläst
Eidechsen sieht man dort viele...
Eidechse bei der Ruine Farnsburg
Reste der Farnsburg
Burganlage
  
Eigentlich mag ich konfektionierte Trails nicht so. Dieser hier fägt aber, auch wenn ich keine Rekordzeit aufgestellt haben dürfte. Die Jungs und Mädels von trailnet.ch leisten immer wieder tolle Arbeit. Nach ein paar Orientierungsschwierigkeiten finde ich das Dorf Böckten im Anschluss doch noch und fahre via Thürnen und Diepflingen Richtung Sommerau. Jetzt geht es in den Stierengraben. Danach folgen einige teils ziemlich steile Wege, und plötzlich stehe ich auf dem Wisenberg. Das wollte ich eigentlich gar nicht, ist einfach so passiert. Aber hier war ich schon viele Jahre nicht mehr...

Bei der Buuseregg
Blick auf Rickenbach BL
Singletrail auf der Hochebene der Böckterflue
Weg auf der Böckterflue
"Endless-Trail" zur Sommerau
Weg Richtung Sommerau
 
Der Aussichtsturm ist jedoch wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Der Singletrail vom Wisenberg nach Wisen ist wieder stark ausgewaschen. Obwohl ich viel trinke, sendet mir der Körper allmählich Warnsignale, dass er zu wenig Flüssiges hat. Wenn ich diese nicht ernst nehme, wird es mich zerlegen. Da mein Rucksack nicht mehr viel hergibt, kehre ich in Wisen ein. Das Hartgeld habe ich bereits in Rünenberg ausgegeben. Meine Zahlung mit einer 20er-Note führt zu einer relativen Panik beim Personal, da zunächst nirgendwo Wechselgeld verfügbar ist...
 
Schliesslich fahre ich mit einem Portemonnaie voller Kleingeld über den Liechtberg-Singletrail und runter nach Hauenstein. Nach einem weiteren Downhill geht es nahe an Trimbach vorbei zum Rumpel und hinab nach Wangen bei Olten. War ich hier schon mal? Glaube nicht. Ich habe schon wieder einen trockenen Mund und muss wieder etwas Flüssiges einkaufen. Ich kriege das Zeug kaum noch runter, kann scheinbar gar nicht so viel trinken, wie ich benötigen würde. Dann bike ich hoch zum Born, der wohl eine Art Hausberg von Olten und Umgebung ist. Hier war ich am 28. Dezember 2011 das erste und einzige Mal...

Herzförmiger Ausblick auf Olten vom Liechtberg
Blick vom Liechtberg auf Olten
Singletrail auf dem Born
Am höchsten Punkt des Born
Unterwegs auf dem Born
Blick vom Born auf Rothrist
 
Der Weg ist zu Beginn recht steil. Ich merke zuerst gar nicht, in was für einem hohen Gang ich da hochknorze. Wohl etwa mit einer Kadenz von 30, aber irgendwie fühlt es sich sehr angenehm an. Doch kein Mediziner der Welt würde einem das als effizientes Biken verkaufen. Ein paar Singletrails, dann ein Forstweg, und man hat das Bornchrüz erreicht. Nach weiteren Orientierungsschwierigkeiten fahre ich doch noch planmässig an Gunzgen vorbei und nehme via Schweissacker und Bannwil den Rest. Fazit des Tages: Die Rechnung an der Böckterflue ist beglichen. Und Nordwestwind kann Touren retten…
 
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 135,6 km / Höhe 3250 m / Fahrzeit 9:41 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Belchenflue-Böckterflue-Wisenberg
 

Dienstag, 13. Juni 2017

Endlich wieder Schuhplatteln...

Zu Beginn jedes Sommers warte ich sehnlich darauf, dass mir nachts die erste Mücke der Saison um die Ohren surrt. Letzte Nacht war endlich dieser magische Moment. Alles herumfuchteln und sich in der Dunkelheit selbst ohrfeigen war wie immer zwecklos. Das juckte dieses Biest nicht im Geringsten. Dafür juckt es mich heute Morgen dank der zahlreichen Stiche. Wie schön, der Sommer ist endgültig angekommen. Heute werden 26 Grad vorhergesagt, das ist für eine Biketour gerade noch zulässig. Nicht allzu weit soll es gehen; einen Klassiker will ich nachholen, der eigentlich im Frühling angedacht war...
 
Zirka 08.30 Uhr starte ich. Über Balsthal, Holderbank und Bärenwil fahre ich zur Wuesthöchi. Hier war ich bereits am 8. Juni unterwegs, jedoch in Gegenrichtung. Obwohl es noch keine 20 Grad hat, schwitze ich bereits ordentlich. Dafür ist sicher auch ein bisschen meine aktuelle Frisur verantwortlich, eine Art Mischung aus Jimi Hendrix und Guschti Brösmeli. Schweiss zieht lästige Insekten an. Als ich auf der Wuesthöchi kurz absteige, um das Bike über ein Gatter zu hieven, werde ich von einem Bremsenschwarm angegriffen. Ach ja, die gibt es auch noch. Die Mücken haben sich ja bereits letzte Nacht in Erinnerung gesurrt...
 
Mit einer Art Schuhplattler-Einlage verteidige ich mich gegen die elenden Blutsauger. Das Spektakel ist jedoch nicht mit Volksmusik untermalt, sondern mit Sprechgesang. Oder nennen wir es mal Fluchen. Ich erringe einen Kantersieg mit etwa 30 zu 1. Einen Gegentreffer muss ich zulassen. Den Stich spüre ich aber fast weniger als all die Körperstellen, wo ich draufgehauen habe. Wenig später stehe ich auf dem Chilchzimmersattel, dem Pass, der unter anderem die beiden Hauensteinpässe miteinander verbindet. Hier beginnt der lange, schöne Singletrail, der via Spitzenflüeli und Lauchflue zum Rehhag führt...

Faule, verdrehte Katze
Katze, unsortiert
Auf dem Weg nach Holderbank...
Balsthal
Lauchflue mit Blick Richtung Norden
Ausblick von der Lauchflue
 
Zahlreiche schöne Ausblicke und alte Militäranlagen gehören hier zum Programm. Der Weg verläuft in einem Naturschutzgebiet. Die Devise, den Pfad nicht zu verlassen, gilt hier umso mehr! Der Trail ist teils recht steinig und verläuft leicht auf und ab. Beim Rehhag bewege ich mich für einmal nicht runter zur Sennhöchi, sondern rüber zum Humbel. Dabei geht es kurz über eine Wiese. Beim Humbelbergli führt dann ein weiterer, kurzer Singletrail runter zum Hof Humbel. Der Weg ist zum Teil nicht mal handtuchbreit, noch singler geht Trail kaum...

Humbelbergli-Trail
Trail beim Humbelbergli
Kurz vor dem Hof Humbel ob Langenbruck
Blick zum Hof Humbel
Hier ginge auch ein Singletrail runter...
Balsthal vom Roggen aus
 
Den Hof selbst umfährt man über einen weiteren kurzen Singletrail. Kurz darauf führt ein weiterer Pfad hinunter zum Spittel, wo man unsanft von der puren, wilden Natur auf eine Hauptstrasse ausgespuckt wird. Kurz folge ich dieser, dann biege ich ab und fahre mit Umweg nach Langenbruck. Hauptsache weg von der Strasse, auch wenn ich das Dorf schlussendlich nicht ganz plangemäss erreiche. Nach kurzer Pause geht es über Holderbank weiter zum Oensinger Roggen. Beim Downhill nach Oensingen bekommt man erneut viel Singletrail fürs Geld. Danach nehme ich noch den Rest. Volkstänze wegen Bremsen folgen keine mehr.
 
 
Höhenprofil
 
 

Tourdaten: Weite 77,6 km / Höhe 1650 m / Fahrzeit 5:04 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Rehhag-Roggen
 

Donnerstag, 8. Juni 2017

Endlich Ferien...

...und damit Zeit, sich mal eine etwas grössere Tour zur Brust bzw. zu den Schenkeln zu nehmen. Pfingsten und Dienstag boten sich nicht wirklich für grosse Taten an. Und nächste Woche soll es schwül werden. Also nichts wie raus. Zum Ziel nehme ich mir eine Kurstadt am Rhein. Präziser gesagt, nicht der Ort, sondern der Weg dorthin ist das Ziel. Die Bedingungen für eine Spaghettitour sollten heute optimal sein: trocken und vor allem nicht zu heiss. 9 Grad und hochnebelartige Wolken hat es, als ich um etwa 08.15 Uhr zu einer Fahrt starte, deren Startzeit nicht Programm werden wird...
 
Mit der Standardlinie geht es nach Balsthal, dann auf dem Römerweg Richtung Langenbruck. An der steilsten und steinigsten Stelle säumen hölzerne Kugeln die historische Strasse. Kunst am Weg, nennt es der gebildete Künstler. Kunst im Weg, nennt es der pragmatische Biker, der um die Dinger herumkurvt. Es ist aber nur kurz steil. Danach schleicht man oberhalb von Holderbank bei höchstens mässiger Steigung dem Hang entlang, bevor man nach einer kurzen Abfahrt bereits mit einem Schild "Willkommen im Baselbiet" begrüsst wird. Ich steige hoch zur Belchenfluh, dem höchsten Punkt der heutigen Tour...
 
Es folgt die Abfahrt zur Challhöchi, und nach kurzer Gegensteigung geht es weiter hinab zum Unteren Hauensteinpass oberhalb der Stadt Olten. Auf dem teils schnurgeraden Waldweg könnte man es bergab so richtig krachen lassen. Ich ziehe jedoch lieber an der Bremse, denn ein Zusammenstoss mit einem Tier dürfte in einer No-Win-Situation enden, wie das so schön auf Neudeutsch heisst. Und wie ich das denke, springt ein Eichhörnchen direkt vors Bike. Mit einem beherzten Sprung weiche ich dem Tier vertikal aus, da der Bremsweg auf dem Schotter definitiv zu lang geworden wäre. Danke für den Adrenalinstoss...
 
Nur wenige Meter weiter unten sitzt ein weiteres Eichhörnchen mitten auf dem Waldweg. Ich bremse auf Schritttempo herunter und fahre neben ihm durch, während es sich nicht vom Fleck bewegt. Merkwürdig, in der Schule habe ich mal gelernt, dass Eichhörnchen Fluchttiere sind, also eigentlich davonrennen, wenn ein Mensch kommt. Aber die Schule ist halt schon länger her bei mir. Nach der etwas squirrligen Abfahrt, um beim Neudeutschen zu bleiben, erreiche ich das Dorf Hauenstein und fahre über die Wisnerhöchi nach Wisen. Am Hof Mapprach vorbei führt mein Weg hinab nach Zeglingen...

Wisen und Wisenberg
Wisen mit Wisenberg
Anwil, rechts im Hintergrund das KKW Leibstadt
Blick Richtung Anwil
Anwil, ein Dorf mit Charme
Anwil BL
 
Kurzzeitig steil geht es aus dem Dorf heraus auf eine Anhöhe. Etwas später nehme ich einen kurzen Singletrail, der hinunter an den Ammeler (Anwiler) Weiher führt. Die Wolken beginnen sich aufzulösen, die Fernsicht wird immer besser. Recht steil und schattig fahre ich etwa 100 Höhenmeter hinauf ins charmante Dorf Anwil, der östlichsten Gemeinde des Kantons Baselland. Es folgen ein paar Kilometer über eine Hochebene. Auf den Wappen der Wanderwegweiser sind zu Beginn Baselstäbe, später drei Sterne auf blauem Grund zu sehen. Schliesslich geht es hinab nach Schupfart, und via Eikerberg folgt der Downhill zum Rhein...
 
Auch das Dorf Stein hat Charme. Etwa so wie ein Betonmischer. Ich umfahre es dem Rhein entlang. Über die längste gedeckte Holzbrücke Europas verlasse ich das Heimatland und erreiche mit der Kurstadt Bad Säckingen mein Ziel. Ich fahre ein bisschen durch die Gassen der schönen Altstadt, stelle dann das Bike bei Kilometerstand 68,5 kurz ab und flirte mit einer Katze, die sich sehr für mein Gefährt interessiert. Wenig später fahre ich zurück in die Schweiz. Bei Münchwilen AG führt ein steiler Weg wieder hinauf auf den Schupferterberg. Angenehme 22 Grad hat es mittlerweile, und der Himmel ist tiefblau geworden...

Blick auf Bad Säckingen bei der Abfahrt vom Eikerberg
Blick auf Bad Säckingen
Blick von der Holzbrücke auf das Säckinger Fridolinsmünster
Fridolinsmünster in Bad Säckingen
Zutrauliche Katze in der Altstadt von Bad Säckingen
Bad Katzingen
Die Katze ist sehr an meinem Bike interessiert...
Katze mit Interesse für Bikes
Gasse in der Altstadt von Bad Säckingen
Altstadt Bad Säckingen mit Bike und Katze
Fast südländisches Flair...
Beim Rathausplatz
 
Schliesslich erreiche ich wieder die Ortschaft Schupfart, wo ich die Flüssigkeitsvorräte auffülle. Ziemlich wichtig, denn danach werde ich gemäss meinem Routenplan bis Oensingen kein Dorf mehr durchfahren. Nach der kurzen Pause nehme ich den recht steilen Aufstieg zum Tiersteinberg in Angriff. Dort oben gibt es einen längeren Singletrail. Dieser liegt im Kanton Aargau und ist daher teilweise mit dem hier standardisierten Bikeverbot belegt. Das ist der Unterschied zwischen den Kantonen Baselland und Aargau: Der eine begrüsst dich mit "Willkommen im Baselbiet", der andere mit Bikeverboten...

Unterwegs im Aargau Richtung Tiersteinberg
Weg nach Schupfart (Tiersteinberg im Hintergrund)
Blick vom Tiersteinberg mit Schupfart im Vordergrund
Blick vom Tiersteinberg Richtung Schwarzwald
Schönes, weitläufiges Baselbiet
Schöner Weg im Oberbaselbiet...

Etwas später fahre ich um Anwil herum Richtung Schafmatt und via Burgweid und Froburg runter zum Unteren Hauensteinpass. Schön einsam bike ich dabei durch eine Gegend, in der man ständig zwischen den Kantonen Baselland und Solothurn pendelt. Die Belchenfluh will ich auf dem Rückweg eigentlich auslassen. Da aber die Fernsicht top ist, entscheide ich mich bei Oberbölchen um und nehme die paar Meter noch in Angriff. Irgendwie ist es schon Abend geworden. Schöne Tage vergehen offenbar besonders schnell. Von der Belchenfluh bike ich via Wuesthöchi rüber zum Allerheiligenberg und via Asp zur Santelhöchi...

Klare Sicht ins Oberbaselbiet ob Oltingen
Blick ins Baselbiet mit Oltingen
Bilderbuchlandschaft bei Felli, fehlen nur noch die Kühe...
Bilderbuchlandschaft bei Felli
Burgweid bei Postkartenwetter
Wiesentrail bei der Burgweid
Klarer Blick von der Burgweid Richtung Alpen
Blick auf Gösgen mit den Alpen im Hintergrund
Die Antenne bei der Froburg ist weitherum sichtbar
Kurz vor der Froburg
Belchenfluh, Blick nach Nordosten
Blick von der Belchenfluh Richtung Nordosten
 
Das GPS-Gerät meldet, dass ihm bald der Saft ausgehen wird – nach gut 10 Stunden Betriebszeit. Schwachstrom im wahrsten Sinne des Wortes! Via Schlosshöchi, Tiefmatt und Alp geht es hinab nach Oensingen und über Bannwil nach Hause. Am Ende kratzt die Tour die Marke von 150 Kilometern. Der Rückweg geriet deutlich länger als der Hinweg. Ich spüre das Getane schon ein bisschen. Krampferscheinungen habe ich auch: zwar nicht ansatzweise in den Beinen, dafür aber im rechten Arm. Anatomie ist etwas Spannendes! An Schlaf ist gar nicht zu denken, bin zu aufgedreht. Die Nacht wird wohl wieder zum Tag. Einmal mehr...

Belchenfluh, Blick nach Osten
Belchenfluh mit Blick nach Osten...
Belchenfluh, Blick nach Süden
... und nach Süden
Einsam über die Schlosshöchi nach Oensingen
Schlosshöchi ob Egerkingen
 
 Höhenprofil



Tourdaten: Weite 149,6 km / Höhe 3510 m / Fahrzeit 10:04 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Belchenfluh-Bad Säckingen-Belchenfluh