Donnerstag, 8. Juni 2017

Endlich Ferien...

...und damit Zeit, sich mal eine etwas grössere Tour zur Brust bzw. zu den Schenkeln zu nehmen. Pfingsten und Dienstag boten sich nicht wirklich für grosse Taten an. Und nächste Woche soll es schwül werden. Also nichts wie raus. Zum Ziel nehme ich mir eine Kurstadt am Rhein. Präziser gesagt, nicht der Ort, sondern der Weg dorthin ist das Ziel. Die Bedingungen für eine Spaghettitour sollten heute optimal sein: trocken und vor allem nicht zu heiss. 9 Grad und hochnebelartige Wolken hat es, als ich um etwa 08.15 Uhr zu einer Fahrt starte, deren Startzeit nicht Programm werden wird...
 
Mit der Standardlinie geht es nach Balsthal, dann auf dem Römerweg Richtung Langenbruck. An der steilsten und steinigsten Stelle säumen hölzerne Kugeln die historische Strasse. Kunst am Weg, nennt es der gebildete Künstler. Kunst im Weg, nennt es der pragmatische Biker, der um die Dinger herumkurvt. Es ist aber nur kurz steil. Danach schleicht man oberhalb von Holderbank bei höchstens mässiger Steigung dem Hang entlang, bevor man nach einer kurzen Abfahrt bereits mit einem Schild "Willkommen im Baselbiet" begrüsst wird. Ich steige hoch zur Belchenfluh, dem höchsten Punkt der heutigen Tour...
 
Es folgt die Abfahrt zur Challhöchi, und nach kurzer Gegensteigung geht es weiter hinab zum Unteren Hauensteinpass oberhalb der Stadt Olten. Auf dem teils schnurgeraden Waldweg könnte man es bergab so richtig krachen lassen. Ich ziehe jedoch lieber an der Bremse, denn ein Zusammenstoss mit einem Tier dürfte in einer No-Win-Situation enden, wie das so schön auf Neudeutsch heisst. Und wie ich das denke, springt ein Eichhörnchen direkt vors Bike. Mit einem beherzten Sprung weiche ich dem Tier vertikal aus, da der Bremsweg auf dem Schotter definitiv zu lang geworden wäre. Danke für den Adrenalinstoss...
 
Nur wenige Meter weiter unten sitzt ein weiteres Eichhörnchen mitten auf dem Waldweg. Ich bremse auf Schritttempo herunter und fahre neben ihm durch, während es sich nicht vom Fleck bewegt. Merkwürdig, in der Schule habe ich mal gelernt, dass Eichhörnchen Fluchttiere sind, also eigentlich davonrennen, wenn ein Mensch kommt. Aber die Schule ist halt schon länger her bei mir. Nach der etwas squirrligen Abfahrt, um beim Neudeutschen zu bleiben, erreiche ich das Dorf Hauenstein und fahre über die Wisnerhöchi nach Wisen. Am Hof Mapprach vorbei führt mein Weg hinab nach Zeglingen...

Wisen und Wisenberg
Wisen mit Wisenberg
Anwil, rechts im Hintergrund das KKW Leibstadt
Blick Richtung Anwil
Anwil, ein Dorf mit Charme
Anwil BL
 
Kurzzeitig steil geht es aus dem Dorf heraus auf eine Anhöhe. Etwas später nehme ich einen kurzen Singletrail, der hinunter an den Ammeler (Anwiler) Weiher führt. Die Wolken beginnen sich aufzulösen, die Fernsicht wird immer besser. Recht steil und schattig fahre ich etwa 100 Höhenmeter hinauf ins charmante Dorf Anwil, der östlichsten Gemeinde des Kantons Baselland. Es folgen ein paar Kilometer über eine Hochebene. Auf den Wappen der Wanderwegweiser sind zu Beginn Baselstäbe, später drei Sterne auf blauem Grund zu sehen. Schliesslich geht es hinab nach Schupfart, und via Eikerberg folgt der Downhill zum Rhein...
 
Auch das Dorf Stein hat Charme. Etwa so wie ein Betonmischer. Ich umfahre es dem Rhein entlang. Über die längste gedeckte Holzbrücke Europas verlasse ich das Heimatland und erreiche mit der Kurstadt Bad Säckingen mein Ziel. Ich fahre ein bisschen durch die Gassen der schönen Altstadt, stelle dann das Bike bei Kilometerstand 68,5 kurz ab und flirte mit einer Katze, die sich sehr für mein Gefährt interessiert. Wenig später fahre ich zurück in die Schweiz. Bei Münchwilen AG führt ein steiler Weg wieder hinauf auf den Schupferterberg. Angenehme 22 Grad hat es mittlerweile, und der Himmel ist tiefblau geworden...

Blick auf Bad Säckingen bei der Abfahrt vom Eikerberg
Blick auf Bad Säckingen
Blick von der Holzbrücke auf das Säckinger Fridolinsmünster
Fridolinsmünster in Bad Säckingen
Zutrauliche Katze in der Altstadt von Bad Säckingen
Bad Katzingen
Die Katze ist sehr an meinem Bike interessiert...
Katze mit Interesse für Bikes
Gasse in der Altstadt von Bad Säckingen
Altstadt Bad Säckingen mit Bike und Katze
Fast südländisches Flair...
Beim Rathausplatz
 
Schliesslich erreiche ich wieder die Ortschaft Schupfart, wo ich die Flüssigkeitsvorräte auffülle. Ziemlich wichtig, denn danach werde ich gemäss meinem Routenplan bis Oensingen kein Dorf mehr durchfahren. Nach der kurzen Pause nehme ich den recht steilen Aufstieg zum Tiersteinberg in Angriff. Dort oben gibt es einen längeren Singletrail. Dieser liegt im Kanton Aargau und ist daher teilweise mit dem hier standardisierten Bikeverbot belegt. Das ist der Unterschied zwischen den Kantonen Baselland und Aargau: Der eine begrüsst dich mit "Willkommen im Baselbiet", der andere mit Bikeverboten...

Unterwegs im Aargau Richtung Tiersteinberg
Weg nach Schupfart (Tiersteinberg im Hintergrund)
Blick vom Tiersteinberg mit Schupfart im Vordergrund
Blick vom Tiersteinberg Richtung Schwarzwald
Schönes, weitläufiges Baselbiet
Schöner Weg im Oberbaselbiet...

Etwas später fahre ich um Anwil herum Richtung Schafmatt und via Burgweid und Froburg runter zum Unteren Hauensteinpass. Schön einsam bike ich dabei durch eine Gegend, in der man ständig zwischen den Kantonen Baselland und Solothurn pendelt. Die Belchenfluh will ich auf dem Rückweg eigentlich auslassen. Da aber die Fernsicht top ist, entscheide ich mich bei Oberbölchen um und nehme die paar Meter noch in Angriff. Irgendwie ist es schon Abend geworden. Schöne Tage vergehen offenbar besonders schnell. Von der Belchenfluh bike ich via Wuesthöchi rüber zum Allerheiligenberg und via Asp zur Santelhöchi...

Klare Sicht ins Oberbaselbiet ob Oltingen
Blick ins Baselbiet mit Oltingen
Bilderbuchlandschaft bei Felli, fehlen nur noch die Kühe...
Bilderbuchlandschaft bei Felli
Burgweid bei Postkartenwetter
Wiesentrail bei der Burgweid
Klarer Blick von der Burgweid Richtung Alpen
Blick auf Gösgen mit den Alpen im Hintergrund
Die Antenne bei der Froburg ist weitherum sichtbar
Kurz vor der Froburg
Belchenfluh, Blick nach Nordosten
Blick von der Belchenfluh Richtung Nordosten
 
Das GPS-Gerät meldet, dass ihm bald der Saft ausgehen wird – nach gut 10 Stunden Betriebszeit. Schwachstrom im wahrsten Sinne des Wortes! Via Schlosshöchi, Tiefmatt und Alp geht es hinab nach Oensingen und über Bannwil nach Hause. Am Ende kratzt die Tour die Marke von 150 Kilometern. Der Rückweg geriet deutlich länger als der Hinweg. Ich spüre das Getane schon ein bisschen. Krampferscheinungen habe ich auch: zwar nicht ansatzweise in den Beinen, dafür aber im rechten Arm. Anatomie ist etwas Spannendes! An Schlaf ist gar nicht zu denken, bin zu aufgedreht. Die Nacht wird wohl wieder zum Tag. Einmal mehr...

Belchenfluh, Blick nach Osten
Belchenfluh mit Blick nach Osten...
Belchenfluh, Blick nach Süden
... und nach Süden
Einsam über die Schlosshöchi nach Oensingen
Schlosshöchi ob Egerkingen
 
 Höhenprofil



Tourdaten: Weite 149,6 km / Höhe 3510 m / Fahrzeit 10:04 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Belchenfluh-Bad Säckingen-Belchenfluh
 

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