Der April ist mein "traditioneller" Baselbieter Monat. Häufig liegt nämlich zu der Zeit in der Höhe noch Schnee, während im Kanton mit dem roten Baselstab bereits alles fröhlich vor sich hin blüht. Während in Villabajo noch geschaufelt wird, wird in Villarriba schon gepflückt. Oder wie auch immer. Am späteren Morgen starte ich. Die Waldwege sind knochentrocken und haben einen Gelbschimmer vom Blütenstaub. Die gestrige Kaltfront hat kaum Regen gebracht; die Luft dürfte immer noch stark pollenverseucht sein. Hoffentlich kommt das gut...
Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit stehe ich in Mümliswil, wo die Steil-, aber Kurzvariante zur Oberen Schwenglen ansteht. Der Aufstieg führt im Anschluss eher moderat weiter zum Hauberg, wo die Höhe vierstellig wird. Nach dem Hof Sool wechselt der Untergrund von Teer zu Wiese, dann zu Naturstrasse. Es ziehen ein paar dicke Quellwolken auf, hoffentlich nur zur Zierde. Sollten sie jedoch Wasser lassen, würde wenigstens die Luft etwas gereinigt. Hätte ich allerdings die Wahl, zöge ich heute die trockenen Wege der sauberen Luft vor...
Ich gönne mir den Umweg über die Hintere Egg, den höchsten Punkt des Baselbiets sowie meiner Tour, um den spassigen Trail zur Waldweide runter zu fahren. Dieser ist vor allem zu Beginn steinig und schüttelt einen ordentlich durch. Mitten auf dem Trail beginnt plötzlich irgendwas im hinteren Bereich des Bikes zu scheppern, und zwar gewaltig. Was zum Kuckuck ist das?! Es kommen mir drei gut gelaunte, ältere Damen entgegen. Ich steige sofort vom Bike, um ihnen Platz zu machen. Bei dieser Gelegenheit kann ich gleich mal schauen, was mit dem Bike los ist...
Ich stelle fest, dass das sogenannte "Brain", das den Dämpfer steuert, ziemlich viel Spiel hat. Da ist im wahrsten Sinne des Wortes die Hirnschraube locker. In den letzten Jahren hatte ich kaum noch grössere Pannen und wurde immer nachlässiger. Die Folge: Auch meine Hirnschraube wurde allmählich locker, was mich dazu verleitete, weniger Werkzeug mitzuführen. Und so kommt es, dass von meinen Inbusschlüsseln tatsächlich keiner passt. Peinlich, das darf ich den drei Damen vom Grill, die mich soeben kreuzen und mir viel Spass wünschen, nicht sagen. Wie weiter?
Nur noch wenige Meter sind es bis zum Restaurant Waldweide, das ich als recht bikefreundlich in Erinnerung habe. Vielleicht komme ich da an das passende Werkzeug. Dienstag und Mittwoch geschlossen. Na prima. Und jetzt? Während ich vor der Beiz stehe, fährt ein anderer Mountainbiker vorbei. Man grüsst sich gegenseitig. Kurz darauf steigt der weisshaarige Mann vom Rad, weil er einen Telefonanruf erhält. Dabei fällt mir auf, dass er – im Gegensatz zu mir – bestens ausgerüstet ist. Meine Rettung: Er hat alles dabei, was man zum Zusammenbauen eines Motorrads benötigt. Und er ist freundlich...
So kommt es, dass der Gelegenheitsbiker aus Waldenburg dem Deppen, der 7'500 Kilometer im Jahr mit dem Mountainbike abstrampelt, den richtigen Inbusschlüssel für das "Brain" leiht. Eine Weiterfahrt mit dem losem Hirn wäre hirnlos gewesen. Wäre das Ding beim Fahren ins Rad gelangt, hätte das... dem Bike sicher nicht gut getan. Nach kurzem Smalltalk mit meinem Retter setze ich die Tour bergab nach Liedertswil (Tschoppehof) fort. Die Hirnschraube sitzt. Es folgt ein kurzer Singletrail, dann geht es kurzzeitig steil rauf zum Schufleberg. Später durchfahre ich Titterten und bewege mich Richtung Arboldswil...
Die Kirschblüten sind schon leicht über dem Zenit; mittlerweile beginnt bereits der Raps zu blühen. Ein weiterer Singletrail führt der Chastelenflue entlang und leicht erhöht an Arboldswil vorbei. Dann folgt die Abfahrt zum tiefsten Punkt der Tour bei Bubendorf, wo ein kurzer Uphill zum Schloss Wildenstein ansteht. In der Zwischenzeit sind die Wolken zahlreicher geworden. Es bleibt aber trocken. Nach kurzer Rast beim Schloss Wildenstein geht es an Lampenberg vorbei zum Gugger oberhalb von Niederdorf. Etwas später folgt ein schöner Singletrail runter nach Oberdorf. Nächstes Etappenziel ist nun der Obere Hauenstein...
Die Passstrasse versuche ich soweit wie möglich zu umgehen. Dennoch lässt es sich nicht vermeiden, knapp anderthalb Kilometer auf dieser fürchterlichen Strasse zu fahren – es sei denn, man nimmt grosse Umwege oder Verstösse gegen Verbote in Kauf. Viel Verkehr mit entsprechend guter Luft, lausige, lange Steigung, häufig nicht mal ein Radweg: Es sind Momente, in denen ich die Rennradler bewundere, die sich so was immer wieder antun. Auf der Passhöhe des Oberen Hauensteins, kurz vor Langenbruck, biege ich ab, und die Welt ist sofort wieder in Ordnung...
Lauschig geht es zuerst der Vorderen Frenke entlang, dann folgt die letzte (erwähnenswerte) Steigung des Tages zum Farisberg. Hier warten noch ein paar schöne Bergab-Trails zurück nach Balsthal. Auf einigermassen direktem Wege geht es anschliessend via Niederbipp nach Hause. Dort heisst es: Herzogenbuchsee: Es ist ziemlich windig, doch das Hirn sitzt. Nicht dank Drei Wetter Taft. Aber dank eines netten Bikers, der mir heute eine Tour gerettet hat, die nicht unbedingt durch kilometerlange Singletrails besticht, jedoch durch zahlreiche kürzere...
Mein pollenbedingter Hustenreiz hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen. Die paar Regentropfen gestern haben eventuell doch etwas bewirkt. Der April war bis jetzt ein ausgesprochener Schönwettermonat. Von launisch keine Spur. Bald folgt der Mai, der macht bekanntlich alles neu. Was kommt: Wonnemonat oder Wannemonat?
Landschaft bei Titterten |
Schloss Wildenstein |
Arboldswil im Schatten |
Ausblick beim Gugger |
Bei Sörzach |
Bärlauchpfad bei Balsthal |
Lauschig geht es zuerst der Vorderen Frenke entlang, dann folgt die letzte (erwähnenswerte) Steigung des Tages zum Farisberg. Hier warten noch ein paar schöne Bergab-Trails zurück nach Balsthal. Auf einigermassen direktem Wege geht es anschliessend via Niederbipp nach Hause. Dort heisst es: Herzogenbuchsee: Es ist ziemlich windig, doch das Hirn sitzt. Nicht dank Drei Wetter Taft. Aber dank eines netten Bikers, der mir heute eine Tour gerettet hat, die nicht unbedingt durch kilometerlange Singletrails besticht, jedoch durch zahlreiche kürzere...
Mein pollenbedingter Hustenreiz hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen. Die paar Regentropfen gestern haben eventuell doch etwas bewirkt. Der April war bis jetzt ein ausgesprochener Schönwettermonat. Von launisch keine Spur. Bald folgt der Mai, der macht bekanntlich alles neu. Was kommt: Wonnemonat oder Wannemonat?
Höhenprofil
Tourdaten: Weite 94,3 km / Höhe 2130 m / Fahrzeit 6:06 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Hintere Egg / Schloss Wildenstein