Dienstag, 24. April 2018

Hirnschraube locker...

Der April ist mein "traditioneller" Baselbieter Monat. Häufig liegt nämlich zu der Zeit in der Höhe noch Schnee, während im Kanton mit dem roten Baselstab bereits alles fröhlich vor sich hin blüht. Während in Villabajo noch geschaufelt wird, wird in Villarriba schon gepflückt. Oder wie auch immer. Am späteren Morgen starte ich. Die Waldwege sind knochentrocken und haben einen Gelbschimmer vom Blütenstaub. Die gestrige Kaltfront hat kaum Regen gebracht; die Luft dürfte immer noch stark pollenverseucht sein. Hoffentlich kommt das gut...

Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit stehe ich in Mümliswil, wo die Steil-, aber Kurzvariante zur Oberen Schwenglen ansteht. Der Aufstieg führt im Anschluss eher moderat weiter zum Hauberg, wo die Höhe vierstellig wird. Nach dem Hof Sool wechselt der Untergrund von Teer zu Wiese, dann zu Naturstrasse. Es ziehen ein paar dicke Quellwolken auf, hoffentlich nur zur Zierde. Sollten sie jedoch Wasser lassen, würde wenigstens die Luft etwas gereinigt. Hätte ich allerdings die Wahl, zöge ich heute die trockenen Wege der sauberen Luft vor...

Ich gönne mir den Umweg über die Hintere Egg, den höchsten Punkt des Baselbiets sowie meiner Tour, um den spassigen Trail zur Waldweide runter zu fahren. Dieser ist vor allem zu Beginn steinig und schüttelt einen ordentlich durch. Mitten auf dem Trail beginnt plötzlich irgendwas im hinteren Bereich des Bikes zu scheppern, und zwar gewaltig. Was zum Kuckuck ist das?! Es kommen mir drei gut gelaunte, ältere Damen entgegen. Ich steige sofort vom Bike, um ihnen Platz zu machen. Bei dieser Gelegenheit kann ich gleich mal schauen, was mit dem Bike los ist...
 
Lobisei ob Mümliswil
Kirschblüten
Aufstieg zur Hinteren Egg
 
Ich stelle fest, dass das sogenannte "Brain", das den Dämpfer steuert, ziemlich viel Spiel hat. Da ist im wahrsten Sinne des Wortes die Hirnschraube locker. In den letzten Jahren hatte ich kaum noch grössere Pannen und wurde immer nachlässiger. Die Folge: Auch meine Hirnschraube wurde allmählich locker, was mich dazu verleitete, weniger Werkzeug mitzuführen. Und so kommt es, dass von meinen Inbusschlüsseln tatsächlich keiner passt. Peinlich, das darf ich den drei Damen vom Grill, die mich soeben kreuzen und mir viel Spass wünschen, nicht sagen. Wie weiter?

Nur noch wenige Meter sind es bis zum Restaurant Waldweide, das ich als recht bikefreundlich in Erinnerung habe. Vielleicht komme ich da an das passende Werkzeug. Dienstag und Mittwoch geschlossen. Na prima. Und jetzt? Während ich vor der Beiz stehe, fährt ein anderer Mountainbiker vorbei. Man grüsst sich gegenseitig. Kurz darauf steigt der weisshaarige Mann vom Rad, weil er einen Telefonanruf erhält. Dabei fällt mir auf, dass er – im Gegensatz zu mir – bestens ausgerüstet ist. Meine Rettung: Er hat alles dabei, was man zum Zusammenbauen eines Motorrads benötigt. Und er ist freundlich...

So kommt es, dass der Gelegenheitsbiker aus Waldenburg dem Deppen, der 7'500 Kilometer im Jahr mit dem Mountainbike abstrampelt, den richtigen Inbusschlüssel für das "Brain" leiht. Eine Weiterfahrt mit dem losem Hirn wäre hirnlos gewesen. Wäre das Ding beim Fahren ins Rad gelangt, hätte das... dem Bike sicher nicht gut getan. Nach kurzem Smalltalk mit meinem Retter setze ich die Tour bergab nach Liedertswil (Tschoppehof) fort. Die Hirnschraube sitzt. Es folgt ein kurzer Singletrail, dann geht es kurzzeitig steil rauf zum Schufleberg. Später durchfahre ich Titterten und bewege mich Richtung Arboldswil...
 
Abfahrt von der Hinteren Egg
Blick vom Schufleberg auf Reigoldswil
Trail auf dem Schufleberg

Die Kirschblüten sind schon leicht über dem Zenit; mittlerweile beginnt bereits der Raps zu blühen. Ein weiterer Singletrail führt der Chastelenflue entlang und leicht erhöht an Arboldswil vorbei. Dann folgt die Abfahrt zum tiefsten Punkt der Tour bei Bubendorf, wo ein kurzer Uphill zum Schloss Wildenstein ansteht. In der Zwischenzeit sind die Wolken zahlreicher geworden. Es bleibt aber trocken. Nach kurzer Rast beim Schloss Wildenstein geht es an Lampenberg vorbei zum Gugger oberhalb von Niederdorf. Etwas später folgt ein schöner Singletrail runter nach Oberdorf. Nächstes Etappenziel ist nun der Obere Hauenstein...
 
Die Passstrasse versuche ich soweit wie möglich zu umgehen. Dennoch lässt es sich nicht vermeiden, knapp anderthalb Kilometer auf dieser fürchterlichen Strasse zu fahren – es sei denn, man nimmt grosse Umwege oder Verstösse gegen Verbote in Kauf. Viel Verkehr mit entsprechend guter Luft, lausige, lange Steigung, häufig nicht mal ein Radweg: Es sind Momente, in denen ich die Rennradler bewundere, die sich so was immer wieder antun. Auf der Passhöhe des Oberen Hauensteins, kurz vor Langenbruck, biege ich ab, und die Welt ist sofort wieder in Ordnung...
 
Landschaft bei Titterten
Schloss Wildenstein
Arboldswil im Schatten
Ausblick beim Gugger
Bei Sörzach
Bärlauchpfad bei Balsthal

Lauschig geht es zuerst der Vorderen Frenke entlang, dann folgt die letzte (erwähnenswerte) Steigung des Tages zum Farisberg. Hier warten noch ein paar schöne Bergab-Trails zurück nach Balsthal. Auf einigermassen direktem Wege geht es anschliessend via Niederbipp nach Hause. Dort heisst es: Herzogenbuchsee: Es ist ziemlich windig, doch das Hirn sitzt. Nicht dank Drei Wetter Taft. Aber dank eines netten Bikers, der mir heute eine Tour gerettet hat, die nicht unbedingt durch kilometerlange Singletrails besticht, jedoch durch zahlreiche kürzere...

Mein pollenbedingter Hustenreiz hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen. Die paar Regentropfen gestern haben eventuell doch etwas bewirkt. Der April war bis jetzt ein ausgesprochener Schönwettermonat. Von launisch keine Spur. Bald folgt der Mai, der macht bekanntlich alles neu. Was kommt: Wonnemonat oder Wannemonat?
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 94,3 km / Höhe 2130 m / Fahrzeit 6:06 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Hintere Egg / Schloss Wildenstein
 

Donnerstag, 19. April 2018

Blueschtfahrt im Sommer...

Meine verschleppte Erkältung scheint sich nun endlich zu verabschieden. Man könnte sagen, ich führe im entscheidenden 75. Satz mit Doppelbreak und schlage zum Matchgewinn auf. Jetzt muss ich nur noch die Pollen überstehen, dann sollte das Gröbste vorüber sein. Entgegen seiner fünf Vorgängermonate hat sich der April entschieden, schön und ausgesprochen warm zu werden. Da die 30-Grad-Marke heuer ausnahmsweise nicht schon im Februar geknackt wurde, ist die Vegetation eher etwas weniger weit als in anderen Jahren. Doch bei der aktuellen Wärme, um nicht zu sagen Hitze, dürfte es jetzt rasch zur Sache gehen. In höheren Lagen liegt vor allem schattseitig noch Schnee, also bietet sich eine "Blueschtfahrt" Richtung Norden an...

Bei uns haben die ersten Kirschbäume zu blühen begonnen. Im Baselbiet dürften sie aber wie immer etwas weiter sein. Es ist etwa 09.15 Uhr, als ich bei (noch) kühlen 11 Grad vom Hof rolle – zum ersten Mal in diesem Jahr in kurzer Montur. Sonnencrème und viel zu trinken sind Pflicht: Bis 28 Grad drohen, pardon winken heute. Und das Mitte April. Ich mache mich auf den Weg nach Balsthal. Die meisten Kirschbäume, an denen ich vorbeifahre, blühen noch nicht wirklich. Komme ich etwa doch zu früh zur Blueschtfahrt? Zu früh kommen ist in verschiedenen Lebenssituationen suboptimal. Von Balsthal mache ich mich auf den Weg nach Bärenwil, wo das "Chilchli" bereits 11.00 Uhr schlägt...

Die Tour ist noch jung, die Temperaturen moderat, die Getränkevorräte jedoch bereits deutlich dezimiert. Und die heutige Strecke bietet nicht allzu viele Einkaufsgelegenheiten. Der Dorfladen in Läufelfingen ist eine der wenigen, doch der wird in einer guten Stunde schliessen. Sollte eigentlich locker reichen. Aber wer budgetiert, weiss, dass man immer einen Posten für "Unvorhergesehenes" kalkulieren muss (z. B. für diverse Burglind-Übungen). Und plötzlich wird es dann doch knapp. Der Getränkeautomat vor dem Restaurant in Bärenwil ist leider noch nicht in Betrieb, daher lasse ich in der Beiz meine Vorräte auffüllen. Danach fahre ich über die Wuesthöchi und erreiche wenig später bereits den höchsten Punkt der heutigen Tour, die Belchenfluh (an den Wochenenden Blechenfluh)...
 

Pfad auf einer Wiese
Im Leen ob Niederbipp
Weg oberhalb Gwidem mit Blick auf Langenbruck
An der Belchenfluh
Blumiger Wiesenweg
Beim Schmutzberg
 
Via Schmutzberg geht es jetzt talwärts nach Läufelfingen. Die Fahrt bis hierher war zum Glück mehr oder weniger barrierefrei. Und siehe da: Meine geliebten Kirschbäume blühen hier schon wunderbar. Ich nehme einen kleinen Umweg über das Hombergflüeli, wo man nicht nur Aussicht hat, sondern auch einen schönen Trail runter zur Wannenegg. Dieser ist steinig und in der Mitte auch recht steil. Kurz, aber sehr spassig. Auch bei Häfelfingen blüht und gedeiht alles prächtig. Tatsächlich scheint die Vegetation hier weiter zu sein als bei uns, obwohl die Landschaft etwa 100 m höher liegt. Hinter dem Hof Horn führt der Weg als kurzer Singletrail steil hinab nach Rümlingen...
 

Blick durch die Kirschblüten auf Läufelfingen
Blick auf Läufelfingen
Hombergflüeli mit Blick auf Buckten und Känerkinden
Blick vom Hombergflüeli
Schattiger Wanderweg mit blühenden Kirschbäumen
Wannenegg
 
Rümlingen hat nicht nur die schönste Postleitzahl der Schweiz, sondern auch ein markantes Eisenbahnviadukt der Hauenstein-Scheitelstrecke – eine der ältesten Bahnlinien der Schweiz. Das "Läufelfingerli", wie die Bahn in der Region genannt wird, hat schon einige Stilllegungsversuche überstehen müssen. Die letzte solche wurde erst Ende November 2017 vom Stimmvolk deutlich abgeschmettert, und das ist gut so! Der Bahnlinie entlang geht es bis Sommerau, dann nehme ich einen kurzzeitig steilen Weg hinauf auf die "Höchi" bei Wittinsburg. Nachdem ich etwas später oberhalb von Diegten nochmals ein paar schöne Kirschbäume fotografiert habe, passiere ich den Dietisberg. Dann führt ein Singletrail um den Walten herum Richtung Laufmatt. Nach kurzer Steigung stehe ich auf der Challhöchi...
 

Kirschgarten bei Häfelfingen
Kirschbäume nahe Häfelfingen
Weg durch blühende Kirschbäume
Weg beim Hof Horn
Kirche Rümlingen hinter dem Eisenbahnviadukt
Eisenbahnviadukt bei Rümlingen
Wanderweg an der Bahnlinie bei Sommerau
Trail nach Sommerau
Feldweg nach Diegten
Oberhalb von Diegten
Pfad bei Witwald
Unterwegs am Walten

An der Sonne ist es mittlerweile richtig heiss – selbst in der Höhe. Der Schweiss tropft, die Getränkevorräte gehen zur Neige. Das Restaurant Chambersberg wäre heute ein wichtiger Verpflegungsposten gewesen, hätte es nicht Ruhetag. Schaffe ich es noch bis Oberbuchsiten oder mindestens zur Tiefmatt, ohne zu verdursten? Die Antwort ist klar nein, daher folgt ein ungeplanter Abstecher zum Restaurant Kallhof. Dort setzt sich ein älteres Ehepaar zu mir und beginnt mich auszufragen, woher ich komme und gehe. Bereitwillig gebe ich Auskunft und stosse dabei auf eine Mischreaktion aus "Jesses Gott" und "Hoppla". Nach der Pause folgen noch gute 100 Höhenmeter, dann fahre ich an besagtem, geschlossenen Restaurant Chambersberg vorbei talwärts...

Diesen Downhill kenne ich nicht. Er führt zuerst auf einem teilweise kaum zu erkennenden Wiesentrail hinab nach Fasiswald, dann folgt ein kurzer Teerabschnitt. Ich will noch nicht die ganze Höhe vernichten und fahre bei Gnöd auf teils sehr schönen Pfaden rauf zur Santelhöchi und weiter zur Schlosshöchi. Es folgt eine Wiesenabfahrt zur Tiefmatt. Irgendwer hat wieder an der Uhr gedreht: Es ist bereits nach 17.00 Uhr. Bei der Alp entscheide ich mich, den noch nie gefahrenen Downhill nach Oberbuchsiten zu nehmen. Das hat auch gleich den Vorteil, Oensingen zur Stosszeit umgehen zu können. Die Abfahrt führt zuerst unspektakulär über eine Wiese. Der zweite Teil verläuft weitgehend als Singletrail durch eine Schlucht und ist ein echter Wow-Moment...
 

Blühender Kirschbaum auf einer Wiese
Blühender Kirschbaum bei Diegten
Wanderweg in der Schlucht
Trail nach Oberbuchsiten
Thermometer zeigt 49° C
49° C sind viel für April
 
Im Dorf angekommen, frage ich mich, wieso ich diesen genialen Downhill so lange verschmäht habe. Mann, ist das heiss hier unten! Das Wetter hat Juli, meine Fitness noch April. Ich habe schon wieder Durst und kaufe nochmals ein. Danach folgen ein paar Kilometer über die Ebene Richtung Niederbipp. Es ist furztrocken. Die Traktoren auf den Feldwegen und Äckern wirbeln jede Menge Staub auf. Bitte nicht auch noch eine Staublunge, die Pollen reichen mir völlig. Ein paar schöne Wege führen nun bei Bannwil durch den Wald. Dieser spuckt mich an der Aare bei Berken wieder aus. Es warten die letzten Kilometer am Steinbachweiher vorbei nach Hause, wo das Thermometer in der Sonne 49 Grad anzeigt. Es war im doppelten Sinne eine heisse Tour. Eine Blueschtfahrt im Sommer...
 
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 108,7 km / Höhe 2550 m / Fahrzeit 7:04 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Baselbieter Kirschentour
 

Mittwoch, 11. April 2018

Im (fast) schönsten Dorf der Schweiz

Die heutige Tour führt mich in einen Ort, der letztes Jahr Finalist im Rennen um den Titel des schönsten Dorfes der Schweiz gewesen ist. Eine Gegend, wo ich letztmals am 5. September 2009 war und mich kaum auskenne. Nicht unbedingt den Weg des geringsten Widerstands, sondern eine ziemliche Berg- und Talstrecke habe ich mir ausgesucht. Zuerst geht es in der Direktvariante über den Lindenpass nach Kleindietwil und später an Huttwil vorbei Richtung Wyssachen. Via Belzhöhe umgehe ich danach Eriswil und mache mich auf den teils recht steilen Weg zum Ahorn...

Schön, wenn auch nicht wolkenlos präsentiert sich das Wetter. Die Verhältnisse sind trotz des gestrigen Regens recht trocken. Hoffentlich bleibt es so, denn: C'est le Föhn qui fait schön. Richtiges "Gringweh-Wetter" für alle Wetterfühligen. Ich passiere das Restaurant Ahorn und fahre ein paar Kilometer auf der Höhe Richtung Scheidegg. Ich bin in Gedanken versunken, fahre auf Autopilot. Unterwegs öffne ich irgendwo ein Gatter, passiere und schliesse es, und sorge damit für eine gewisse Erheiterung einiger Leute, die dort beim Picknick sitzen. Einen Meter rechts des Gatters wäre nämlich offen gewesen. Nebenwirkungen des Autopilots...

Eriswil, Belzhöhe
Unterwegs ob Eriswil
Ausblick beim Ahorn
Beim Ahorn
Trail zwischen Ahorn und Scheidegg
Zwischen Ahorn und Scheidegg
 
Nur wenige Meter, bevor ich in den Downhill zum Weiler Krutzi bei Luthern einbiegen will, erreiche ich eine Absperrung wegen Holzschlags. Das darf jetzt aber nicht wahr sein! Mit Zeichensprache gibt mir ein Traktorfahrer zu verstehen, dass ich geradeaus passieren dürfe. Schwein gehabt. Unmittelbar nach der Absperrung biege ich links ab. Auf für mich unbekanntem Terrain geht es zu Beginn steil hinab zur Hirsenegg, dann ganz runter zum Weiler Krutzi, der etwa drei Kilometer südlich von Luthern liegt. Sofort folgt die nächste nicht sehr lange, aber kurzzeitig recht steile Steigung Richtung Grausberg...

Kurz an der 1000er-Höhenlinie gekratzt, und schon kommt der nächste Downhill – leider gegen Ende mangels Alternative auf Teer. Nun befinde ich mich wieder in einem (namenlosen?) Tal, ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Napf und Hergiswil LU. Keine Verschnaufpause: Rasch geht es erneut bergauf, diesmal Richtung Oberwaldegg und Oberlehn. Letzteres ist mit gut 1100 m ein sehr schöner Aussichtspunkt. Das rund 35 Kilometer entfernte Oensingen mit dem Schloss Neu Bechburg ist von hier aus jedenfalls problemlos zu sehen. Und vieles mehr natürlich. Es folgt eine kurze Abfahrt nach Menzberg...

Weiler Krutzi bei Luthern
Abfahrt nach Krutzi
Ausblick beim Grausberg
Beim Grausberg
Menzberg
Menzberg
 
Mittlerweile haben es einige Wolken über die Berge geschafft und trüben leider die Sicht Richtung Süden. Nach Norden und Osten zu ist es hingegen recht klar. In der Tat ist Menzberg ganz schön (ab)gelegen. Die Gegend hier ist durchaus ein Mountainbike-Hotspot. Ins Dorf selber scheinen sich allerdings nicht allzu viele Radler zu verirren. Das liegt womöglich daran, dass es eine Art "Sackbahnhof" ist. Die Zufahrtsstrasse von Menznau bzw. Willisau verliert sich hier in einigen Stichstrassen. Ich kann mir vorstellen, dass die Abfahrt mit dem Rennrad nach Willisau ganz nett sein könnte. Schön lang jedenfalls...

Nach kurzer Pause wende ich das Bike um 180 Grad und fahre einige Kilometer den gleichen Weg zurück nach Oberwaldegg, wo ich Richtung Chrothütte abzweige. Ein kurzer, aber cooler Singletrail führt hinab zur Fluehütte am Fusse des Napfs. Obwohl oder gerade weil der Napf der klare Wander- und Mountainbike-Hotspot der Region ist, hat mich noch keine meiner bislang 1527 Biketouren dorthin geführt! Ich werde das allerdings gelegentlich nachholen. Jedoch nicht heute. Stattdessen nehme ich eine kurze Gegensteigung, die auf 1036 m endet. Hier geht der Wanderweg in einen Singletrail über, den ich vage kenne (bzw. kannte)...

Kapelle Girislehn bei Menzberg
Kapelle bei Menzberg
Kirche von Menzberg
Menzberg, dahinter das Mittelland
Beim Aussichtspunkt Oberlehn
Beim Oberlehn
 
Nur gut einen Kilometer lang ist er, dennoch habe ich mich schon die ganze Tour darauf gefreut. Leider vergebens. Hier hat der Scheisssturm vom 3. Januar (diesmal unterdrücke ich das Fäkalwort nicht) anscheinend wieder mal seiner Freude vollen Lauf gelassen. Ein Weg ist höchstens noch zu erahnen, vor allem im ersten Abschnitt. Die zweite Hälfte ist dann mit einigen Hindernissen wenigstens noch teilweise fahrbar. Burglind, dummes Kind. Wenig später kreuze ich beim Grausberg nochmals meinen Anfahrtsweg, dann geht es über die Lutermatt...

Hier verläuft die Strecke einige Zeit auf einem Kiesweg, später folgen auch ein paar schöne Trails, die oberhalb von Luthern zum Kreuzstiegen führen. Diesen kleinen Pass, der Luthern mit Hergiswil LU verbindet, überquere ich Richtung Norden. Beim Weiler Buchwald folgt der Downhill nach Hofstatt, dann der Aufstieg zur Älbechegg. Mittlerweile ist es stark bewölkt. Möge der schwächelnde Föhn bitte noch etwas durchhalten. Ich fahre am Oberfranzhüsli vorbei und passiere kurz darauf im Wald unauffällig die Grenze zum Kanton Bern. Es folgt die Abfahrt nach Eriswil. Ungeplant muss ich hier etwas einkaufen...

Ausblick beim Oberlehn
Oberlehn, Blick Richtung Jura
Weg bei Untertannen ob Luthern
Trail oberhalb von Luthern
"Singletrail" beim Fäilimoos nahe Rohrbach
Fäilimoos bei Rohrbach

Den ganzen Tag habe ich noch nichts gegessen. Unnötige "Körper-Provokationsspielchen", die ich manchmal treibe. Grund: Unbelehrbarkeit. Nachahmung: nicht empfohlen. Mein Körper verfügt durchaus über einige Reserven, die er wegen der Zuführung zahlreicher Aktions-Osterhasen angelegt hat. Nach der Pause folgt eine kurze Steigung. Im Anschluss geht es über die Belzhöhe, dann runter nach Schwarzenbach und an Huttwil vorbei. Die leicht ausschweifende Rückfahrt über Rütschelen sorgt dafür, dass ich nochmals ein paar schöne Trails fahren kann, aber auch, dass es am Ende einen "Unfallhunderter" gibt...

Eine schöne und interessante Frühlingstour, die eigentlich als Herbsttour für 2017 geplant war. Das Wetter hat gehalten, die Bewölkung gegen Ende sogar eher wieder etwas abgenommen. Die Samschtig-Jass-Abrechnung am Schluss: 97 (Kilometer) angesagt, 101 gemacht. Differenz: 4...


Höhenprofil



Tourdaten: Weite 101,3 km / Höhe 2410 m / Fahrzeit 6:29 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Menzberg
 

Freitag, 6. April 2018

So einen Hals...

Heute soll uns ein Frühlingstag wie im Bilderbuch erwarten. Voller Vorfreude ziehe ich die Storen hoch und sehe Einheitsgrau. Ist das Bilderbuch etwa in Schwarz-Weiss? Entwarnung: Es ist nur Hochnebel, und der sollte zu dieser Jahreszeit nicht mehr allzu zäh sein. Deutlich zäher ist allerdings meine Erkältung: Sie nervt immer noch rum – weigert sich standhaft, mich in die Horizontale zu legen oder besser: endlich zu verschwinden. Zwischenzeitlich ist daraus wohl eine Art "Kunstwerk" aus Pollenallergie und verschleppter Erkältung geworden. Mein Hals fühlt sich jedenfalls so dick an wie der von Mike Tyson...

Eigentlich keine guten Voraussetzungen für eine Biketour. Eigentlich. Aus "logistischen" Gründen muss ich etwas früher starten als geplant. Das hat den Nachteil, dass ich den vollen Tagesgang der Temperatur zu spüren bekomme. Und der reicht heute von knapp unter 0 bis 17 Grad, was die Kleiderwahl interessant macht. Kurz nach 08.00 Uhr geht es los bei Werten um den Gefrierpunkt. Zum sprichwörtlichen Aufwärmen fahre ich zuerst über den Steinhof, etwas später folgt der Aufstieg Richtung Affoltern. Der Hochnebel zerfällt bereits zu Schwaden, die Fernsicht wird immer besser. Na also...

Nachdem Affoltern passiert ist, fahre ich über die Höhe der Hegenegg, dann talwärts nach Sumiswald, das ich über einen kurzen Singletrail erreiche. Wer den Bahnübergang beim Bahnhof Sumiswald-Grünen fahrend überqueren möchte, braucht gemäss Beschilderung eine schriftliche Ausnahmegenehmigung. Doch das kann dauern. Daher entscheide ich mich, das Bike ein paar Meter zu schieben. Die Temperatur weigert sich beharrlich, über 4 Grad zu steigen. Erst beim Weiler Haslenbach kann die Jacke endlich in den Rucksack. Jetzt beginnt ein teils recht steiler, aber problemlos fahrbarer Aufstieg Richtung Senggenberg...
 
Katze auf dem Baum
Baumkatze
Bahnübergang beim Bahnhof Sumiswald-Grünen
Schriftliche Ausnahmebewilligung...
Lüderenalp mit Chasseral am Horizont
Blick von der Lüderenalp zum Jura
 
Mit geplantem Murks fahre ich hinauf. Oder anders ausgedrückt: Ich mache hier ein bisschen Krafttraining und wähle bewusst einen etwas schwereren Gang. Mal schauen, wie es mit dem Humor meiner Beinmuskulatur bestellt ist. Ergebnis: Sie hat auch schon herzhafter gelacht. Nach dem Weiler Senggenberg wird die Steigung moderater. Schliesslich erreiche ich die Lüderenalp, wo beim aussichtsreichen Rastplatz auf 1201 m eine Pause angesagt ist. Schnee ist hier am Sonnenhang gar kein Thema mehr; sogar in Schattenlagen ist kaum noch Weiss auszumachen. Blühen tut hingegen auch noch nicht allzu viel...

Die Schneesituation erfordert die Pläne B bis K nicht, die ich vorsichtshalber einstudiert habe. Die Sonne hat immer weniger Konkurrenz am Himmel und scheint mit ordentlicher Kraft auf die noch blasse Haut, was man mit Sonnencrème und Vorsicht geniessen sollte. Es ist herrlich ruhig da oben. Einzig das Geräusch einer Kettensäge ist in weiter Ferne zu vernehmen, aber selbst das verstummt nach wenigen Minuten. Als ich genug aufgewärmt bin, nehme ich den Singletrail hinab zum Restaurant und fahre via Schuhhauser einen steinigen und selbstverständlich morastigen Weg runter in den Kurzeneigraben...

Es folgen wenige Hundert Meter Teer, und schon geht es auf schattigem, nassem Naturweg rauf Richtung Hinterarni. Die Lushütte ist heute kein Thema, dort oben liegt dann doch noch zu viel Schnee. Stattdessen biege ich auf halber Höhe plangemäss nach Norden ab. Ein unspektakulärer, aber schöner Weg führt über den Höhenrücken der Bisegg und des Länggrats, häufig auch mit Aussicht. Für reine Technikfreaks definitiv zu langweilig, für Geniesser aber gerade richtig. Allzu lange ist der Spass jedoch nicht. Nach etwa zwei Kilometern mündet der Weg in ein Teersträsschen, dem ich einige Meter folge...

Lüderenalp, Blick nach Südwesten
Lüderenalp
Blick beim Höchstall Richtung Vorderarni
Blick Richtung Vorderarni
Blick zum Jura bei der Bisegg
Bei der Bisegg
 
Schliesslich geht es einen bachbettartigen, steilen Karrweg hinab in den Hornbach – genauer: zum Weiler Fritzenhaus. Hier steht eine weltmeisterliche Käserei. Käser Michael Spycher wurde vor rund 10 Jahren in den USA Weltmeister! Und mit welchem Käse wird ein Emmentaler in Übersee Weltmeister? Mit Greyerzer natürlich (pardon: Le Gruyère). Aber lassen wir den Käse. Ein Zwischenstopp ist hier nämlich nicht geplant. Stattdessen fahre ich hinauf zum Schienberg und später über die Hornbachegg. Danach ist für heute fertig mit vierstelliger Höhe. Ein Downhill mit kurzen Gegensteigungen führt nun Richtung Dürrenroth...
 
Stall mit Mountainbike
Höchstall
Weg über den Länggrat
Länggrat
Hornbachegg mit Stall
Hornbachegg auf 1023 m
 
Ich fahre westlich an Dürrenroth vorbei und nehme nochmals etwa 150 Höhenmeter zum Weiler Chabisberg. Hier kann man wieder mit Aussicht über die Höhe fahren, bevor zum Schluss ein schöner Abstieg nach Kleindietwil führt. Nach der letzten (spürbaren) Steigung dieser Tour stehe ich auf dem Lindenpass und nehme die finale Abfahrt nach Thörigen. Am Schluss fühlen sich die Beine immer noch ganz nett an. Das Bindeglied zwischen Kopf und Rumpf hingegen rebelliert und sorgt dafür, dass ich trotz freundlich gestimmter Gliedmassen einigermassen platt bin. So ein schöner Tag und so einen Hals...

Auf der Anhöhe bei Wolferdingen
Bei Wolferdingen
Pferd mit Fohlen
Pferd mit Fohlen oberhalb Walterswil BE
Osterglocken
Osterglocken
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 79,3 km / Höhe 2230 m / Fahrzeit 5:16 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Lüderenalp / Länggrat