Freitag, 6. April 2018

So einen Hals...

Heute soll uns ein Frühlingstag wie im Bilderbuch erwarten. Voller Vorfreude ziehe ich die Storen hoch und sehe Einheitsgrau. Ist das Bilderbuch etwa in Schwarz-Weiss? Entwarnung: Es ist nur Hochnebel, und der sollte zu dieser Jahreszeit nicht mehr allzu zäh sein. Deutlich zäher ist allerdings meine Erkältung: Sie nervt immer noch rum – weigert sich standhaft, mich in die Horizontale zu legen oder besser: endlich zu verschwinden. Zwischenzeitlich ist daraus wohl eine Art "Kunstwerk" aus Pollenallergie und verschleppter Erkältung geworden. Mein Hals fühlt sich jedenfalls so dick an wie der von Mike Tyson...

Eigentlich keine guten Voraussetzungen für eine Biketour. Eigentlich. Aus "logistischen" Gründen muss ich etwas früher starten als geplant. Das hat den Nachteil, dass ich den vollen Tagesgang der Temperatur zu spüren bekomme. Und der reicht heute von knapp unter 0 bis 17 Grad, was die Kleiderwahl interessant macht. Kurz nach 08.00 Uhr geht es los bei Werten um den Gefrierpunkt. Zum sprichwörtlichen Aufwärmen fahre ich zuerst über den Steinhof, etwas später folgt der Aufstieg Richtung Affoltern. Der Hochnebel zerfällt bereits zu Schwaden, die Fernsicht wird immer besser. Na also...

Nachdem Affoltern passiert ist, fahre ich über die Höhe der Hegenegg, dann talwärts nach Sumiswald, das ich über einen kurzen Singletrail erreiche. Wer den Bahnübergang beim Bahnhof Sumiswald-Grünen fahrend überqueren möchte, braucht gemäss Beschilderung eine schriftliche Ausnahmegenehmigung. Doch das kann dauern. Daher entscheide ich mich, das Bike ein paar Meter zu schieben. Die Temperatur weigert sich beharrlich, über 4 Grad zu steigen. Erst beim Weiler Haslenbach kann die Jacke endlich in den Rucksack. Jetzt beginnt ein teils recht steiler, aber problemlos fahrbarer Aufstieg Richtung Senggenberg...
 
Katze auf dem Baum
Baumkatze
Bahnübergang beim Bahnhof Sumiswald-Grünen
Schriftliche Ausnahmebewilligung...
Lüderenalp mit Chasseral am Horizont
Blick von der Lüderenalp zum Jura
 
Mit geplantem Murks fahre ich hinauf. Oder anders ausgedrückt: Ich mache hier ein bisschen Krafttraining und wähle bewusst einen etwas schwereren Gang. Mal schauen, wie es mit dem Humor meiner Beinmuskulatur bestellt ist. Ergebnis: Sie hat auch schon herzhafter gelacht. Nach dem Weiler Senggenberg wird die Steigung moderater. Schliesslich erreiche ich die Lüderenalp, wo beim aussichtsreichen Rastplatz auf 1201 m eine Pause angesagt ist. Schnee ist hier am Sonnenhang gar kein Thema mehr; sogar in Schattenlagen ist kaum noch Weiss auszumachen. Blühen tut hingegen auch noch nicht allzu viel...

Die Schneesituation erfordert die Pläne B bis K nicht, die ich vorsichtshalber einstudiert habe. Die Sonne hat immer weniger Konkurrenz am Himmel und scheint mit ordentlicher Kraft auf die noch blasse Haut, was man mit Sonnencrème und Vorsicht geniessen sollte. Es ist herrlich ruhig da oben. Einzig das Geräusch einer Kettensäge ist in weiter Ferne zu vernehmen, aber selbst das verstummt nach wenigen Minuten. Als ich genug aufgewärmt bin, nehme ich den Singletrail hinab zum Restaurant und fahre via Schuhhauser einen steinigen und selbstverständlich morastigen Weg runter in den Kurzeneigraben...

Es folgen wenige Hundert Meter Teer, und schon geht es auf schattigem, nassem Naturweg rauf Richtung Hinterarni. Die Lushütte ist heute kein Thema, dort oben liegt dann doch noch zu viel Schnee. Stattdessen biege ich auf halber Höhe plangemäss nach Norden ab. Ein unspektakulärer, aber schöner Weg führt über den Höhenrücken der Bisegg und des Länggrats, häufig auch mit Aussicht. Für reine Technikfreaks definitiv zu langweilig, für Geniesser aber gerade richtig. Allzu lange ist der Spass jedoch nicht. Nach etwa zwei Kilometern mündet der Weg in ein Teersträsschen, dem ich einige Meter folge...

Lüderenalp, Blick nach Südwesten
Lüderenalp
Blick beim Höchstall Richtung Vorderarni
Blick Richtung Vorderarni
Blick zum Jura bei der Bisegg
Bei der Bisegg
 
Schliesslich geht es einen bachbettartigen, steilen Karrweg hinab in den Hornbach – genauer: zum Weiler Fritzenhaus. Hier steht eine weltmeisterliche Käserei. Käser Michael Spycher wurde vor rund 10 Jahren in den USA Weltmeister! Und mit welchem Käse wird ein Emmentaler in Übersee Weltmeister? Mit Greyerzer natürlich (pardon: Le Gruyère). Aber lassen wir den Käse. Ein Zwischenstopp ist hier nämlich nicht geplant. Stattdessen fahre ich hinauf zum Schienberg und später über die Hornbachegg. Danach ist für heute fertig mit vierstelliger Höhe. Ein Downhill mit kurzen Gegensteigungen führt nun Richtung Dürrenroth...
 
Stall mit Mountainbike
Höchstall
Weg über den Länggrat
Länggrat
Hornbachegg mit Stall
Hornbachegg auf 1023 m
 
Ich fahre westlich an Dürrenroth vorbei und nehme nochmals etwa 150 Höhenmeter zum Weiler Chabisberg. Hier kann man wieder mit Aussicht über die Höhe fahren, bevor zum Schluss ein schöner Abstieg nach Kleindietwil führt. Nach der letzten (spürbaren) Steigung dieser Tour stehe ich auf dem Lindenpass und nehme die finale Abfahrt nach Thörigen. Am Schluss fühlen sich die Beine immer noch ganz nett an. Das Bindeglied zwischen Kopf und Rumpf hingegen rebelliert und sorgt dafür, dass ich trotz freundlich gestimmter Gliedmassen einigermassen platt bin. So ein schöner Tag und so einen Hals...

Auf der Anhöhe bei Wolferdingen
Bei Wolferdingen
Pferd mit Fohlen
Pferd mit Fohlen oberhalb Walterswil BE
Osterglocken
Osterglocken
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 79,3 km / Höhe 2230 m / Fahrzeit 5:16 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Lüderenalp / Länggrat


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