Donnerstag, 21. Januar 2016

Der K(r)ampf am Weissenstein

Eigentlich kann ich es mir beim aktuellen Berufsstress gar nicht leisten, einen Nachmittag frei zu nehmen. Und doch tu ich es ganz spontan, bevor ich am Bürostuhl anwachse. Ich will raus! Mich abreagieren und Kraft tanken. Fast etwas befremdend fühlt es sich an, als ich die Bikekleider überziehe und mich auf den Weg mache. Als ob ich etwas Verbotenes im Sinn hätte...

Keine Ahnung, wohin es gehen soll – einfach mal ein bisschen durch den Schnee, welcher leider bei knapp über 0 Grad bereits etwas angetaut ist. Während der Fahrt reift der Entschluss, den Weissenstein anzusteuern. Einiges an Kraft ist bereits verbraucht, als ich die Talstation der Gondelbahn erreiche – Kraft, die ich beim jetzigen Trainingsstand eigentlich nicht habe.

Und so kämpfe ich am Weissenstein nicht nur mit Eis und Schneeglätte, sondern auch mit fehlender Kondition. Immer wieder rutsche ich, spule, stehe quer. Die Bedingungen sind schwierig. Aber der Wille ist da und damit auch der Weg. Jetzt wären Spikes Gold wert. Da unser Winter aber höchstens noch ein kurzes Intermezzo ist, rentiert das nicht.

Leider habe ich auch dieses Jahr wieder nicht daran gedacht, dass die Schlittelbahn Weissenstein wieder offen ist, und so gibt es einiges an Gegenverkehr am Aufstieg. Immer wieder witzig, wie die Leute reagieren, wenn man sich bei solchen Bedingungen mit einem Bike den Berg hochkämpft: Von Mitleid über Unverständnis bis zur Bewunderung ist alles zu haben.

Nesselboden

Um ein Minimum an Grip zu haben, ist ein möglichst runder Tritt gefordert, Wiegetritt strengstens verboten. Ich beisse, fluche, ohne mich wirklich aufzuregen. Positiver Stress ist das. Pfeifen und Fluchen sind im Winter immer besonders nahe beieinander. Schliesslich erreiche ich bei minus 6 Grad das Kurhaus Weissenstein auf 1284 m. Die Wolken haben sich mittlerweile fast vollständig verzogen.

Die ersten Meter Richtung Balmberg gehen flott, hier hat jemand den Schnee geräumt. Doch dann ist die Glückssträhne zu Ende; ich muss ein paar Meter laufen. Die Abfahrt zum Bödeli ist dann mit etwas Vorsicht fahrbar. Fussgänger haben hier den Schnee in einem schmalen Streifen festgetreten. Sobald man diesen Streifen aber verlässt, versinkt man im Schnee. Singletrail einmal anders.

Auf dem Balmberg herrscht eine herrliche Abendstimmung. Schade, dass der Winter heute schon wieder gehen und der üblichen Südwest-Scheisse Platz machen muss. Tschüss Winter, bitte komm nochmals zurück – wenigstens für ein paar Tage…

Weissenstein 1
Weissenstein 2
Weissenstein mit Blick nach Osten
Weissenstein, Blick nach Südwesten
Hier abbügeln
Bödeli, dank Schnee noch recht hell
Balmberg

Tourdaten: Weite 54,2 km / Höhe 1130 m / Fahrzeit 3:55 h


Hier einige Bilder der identischen Tour vom 7. Februar 2015 (Winterhasser, bitte wegsehen. Der Anblick könnte unerträglich sein):

Weissenstein bei – 8° C
Weissenstein, Winterlandschaft 1
Weissenstein, Winterlandschaft 2
Weissenstein, Winterlandschaft 3
Weissenstein, Winterlandschaft 4
Weissenstein, Winterlandschaft 5
Weissenstein, links der Dilitschkopf
Weissenstein, Blick zum Sennhaus
Weissenstein, beim Kurhaus 1
Weissenstein, beim Kurhaus 2
Weissenstein, beim Kurhaus 3
Das nennt man tiefblauen Himmel...
Weg zum Hinter Weissenstein
Weissenstein, Richtung Bödeli
Weg Richtung Bödeli. Mit dem Bike grenzwertig fahrbar...
 

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