Samstag, 26. März 2016

Ankenballen an einem merkwürdigen Tag

Völlig unentschlossen bin ich heute: Es wird fast 14.00 Uhr, bis ich endlich starte, und das bei dem Wetter! Vielleicht spüre ich bereits, dass es nicht mein Tag werden sollte. Wohin soll ich überhaupt? Viele wichtige Verbindungswege liegen immer noch unter Schnee... Nachdem ich die Getränkeflasche zu Hause liegen gelassen habe, fahre ich einfach mal los, disponiere während der Fahrt mehrmals um, und lande schliesslich auf dem Chilchzimmersattel ob Langenbruck. Und jetzt? Viel weiter reicht es nicht mehr, dafür habe ich zu viel Zeit vertrödelt. Ich fahre ein paar mal im Kreis rum, grüsse dabei einige Wanderer und Velofahrer, die zufällig vorbeikommen, und entscheide mich dann für den Aufstieg zum relativ unbekannten Ankenballen.
 
Zirka fünf Minuten muss man das Bergfahrrad schultern bzw. schieben, um auf den höchsten Punkt des Ankenballens auf rund 1010 m zu gelangen. Heute ist nicht mein Tag. Kaum steige ich oben aufs Bike, steige ich auch schon wieder ab – die erste Bodenprobe der Saison. Ich schlage mir das rechte Knie auf, weil ich nicht mehr rechtzeitig aus den Klickies komme. Danach ist mein Selbstvertrauen sozusagen nullgestellt: Ich zittere den Hang runter, steige immer wieder (freiwillig) ab, sobald die Felskante zu nahe kommt. Schliesslich ist die Zitterpartie zu Ende: Ich bin wieder in Langenbruck angelangt.
 
Farisberg, Blick zum Passwang
Recht klare Sicht zu den Alpen
Finde den Gleitschirmflieger...
Anhöhe beim Farisberg
Pfad am Ankenballen
Langenbruck
 
Ich unterziehe mein lädiertes Knie nochmals einem Belastungstest und fahre hinauf zur Breitenhöchi. Es schmerzt ziemlich, aber was solls. Die Sonne steht schon sehr tief, mein Schatten zieht sich teilweise etwa 100 Meter weit über die Wiesen. Ich habe die Tour unterschätzt, muss Gas geben! In Balsthal streife ich in einer Kurve einen Kandelaber und vermeide mit viel Schwein die zweite Abstuhlung des Tages. In Niederbipp ist es praktisch finster. In der Dunkelheit stürzt dann noch das GPS-Gerät ab, was mir aber erst zu Hause auffällt. Alles passt zusammen wie die Faust aufs Auge. Ist das heute Murphy's Law oder Schwachsinn? Oder beides? Übrigens, das Licht habe ich mir vor dem Tourenstart ordentlich zurecht gelegt – direkt neben der Getränkeflasche...
 
Höhenprofil (Datenbruch bei km 58)
 


Tourdaten: Weite 72,2 km / Höhe 1670 m / Fahrzeit 4:31 h
Link zur Tour: Ankenballen
 

Donnerstag, 17. März 2016

Kilchberger Giessen

Momentan herrscht wieder die jahreszeitliche Nullphase: Die Landschaft ist karg – es ist zwar nicht mehr richtig Winter, aber auch noch nicht wirklich Frühling. Ab etwa 900 m sind die Wege meist noch schneebedeckt, was die Bike-Möglichkeiten ziemlich einschränkt. Deshalb wird es jetzt Zeit für den ersten zarten Vorstoss ins Baselbiet im Jahr 2016. Vor einigen Tagen bin ich über ein Bild des Wasserfalls Giessen bei Kilchberg gestolpert, den ich – im Gegensatz zum Giessen bei Rünenberg – noch nicht kenne. Also erkläre ich ihn heute zum Tourenziel.
 
Da ich keine Lust habe, in weissem oder braunem Morast zu versaufen, entscheide ich mich für die "Immer-schön-dem-Südhang-entlang-schleich-Methode" und lasse die Belchenfluh (bzw. Bölchenflue) lieber aus. So fahre ich mehr oder weniger zielgerichtet via Bannwil und Kestenholz nach Oberbuchsiten und dann eben immer dem Hang entlang via Santelhöchi zur Rumpelhöchi. Nach der Abfahrt streife ich Trimbach am westlichen Ende und fahre via Erlimoos rauf zur Wisnerhöchi.
 
Der Weg runter nach Wisen ist stellenweise ziemlich morastig. Als ich Wisen erreiche, sind die Reifen voller Dreck, der Biker aber recht sauber. Nach der kurzen Abfahrt durchs Dorf ist es dann umgekehrt. Einige Minuten später tauche ich kurz vor dem Hofgut Mapprach ins Baselbiet ein. Es folgt der Downhill nach Zeglingen, leider mehrheitlich auf einem schmalen Teersträsschen. Jetzt noch durchs Dorf Richtung Tecknau, und bald ist der Wasserfall Giessen erreicht.

Rumpelhöchi
Wisen mit Wisenberg
Abfahrt nach Zeglingen
Blick auf Zeglingen
Kilchberger Giessen
Kilchberger Giessen mit Hund
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Der über die Felskante fallende Eibach fliesst weiter durch das Eital nach Gelterkinden, wo er in die Ergolz mündet. Nach einem kurzen Aufenthalt beim Wasserfall, wo mir ein Hund Gesellschaft leistet, geht es hinauf nach Kilchberg. Die nach Einwohnern kleinste Gemeinde des Kantons Baselland verfügt über eine markante Kirche (Sankt-Martinskirche). Vorher fotografiere ich aber noch ein paar Katzenaugen...
 
Katzenaugen
Katzenaugen
Finde die Biene...
Kilchberg BL: Kleines Dorf, grosse Kirche...
Blick zurück auf Kilchberg BL
Rünenberg, heute für einmal nicht das Ziel
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Nachdem Kilchberg passiert ist, fahre ich an Rünenberg vorbei zur Hofmatt und rauf Richtung Wisenberg. Die Fahrt bis ganz hoch spare ich mir angesichts der Tatsache, dass es schon ab etwa 800 m ordentlich Schnee hat. Stattdessen fahre ich um den Wisenberg herum und anschliessend runter nach Läufelfingen.
 
Läufelfingen (Känerkinden im Hintergrund)
Bei Wirbligen
So lang sind die Tage noch nicht...
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Die Abfahrt nach Läufelfingen verläuft nicht ganz nach Plan, dafür aber teils auf einem netten Singletrail. Meine Form ist bis jetzt eigentlich ganz gut, ich fahre aber ganz sachte: lieber im Wohlfühlbereich als am Limit. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man sich im Frühjahr die ganze Saison ruinieren kann, wenn man zu schnell zu viel will. Zwischen Läufelfingen und dem Schmutzberg falle ich dann aber doch noch in ein markantes Formtief. Krass, wie schnell das geht. Beim Schmutzberg werfe ich dann alles ein, was der Rucksack noch hergibt, und erhole mich dann ebenso markant. Der Körper hat gesprochen!
 
Die schneebedeckte Belchenfluh spare ich mir auch beim Rückweg. Bei so viel Weiss sehe ich für den Aufstieg schwarz. Ich nehme stattdessen die Strasse zum Chilchzimmersattel, die aber ebenfalls weitgehend schneebedeckt  oder vereist ist. Die Strassenabfahrt nach Langenbruck geht mir zwar gegen den Strich, aber ich mag schlichtweg nicht durch den angetauten Schnee stapfen, um dann den wahrscheinlich morastigen Dürstelberg-Trail zu fahren. Zudem ist die Zeit schon ziemlich fortgeschritten. Nach einer kurzen Pause in Langenbruck geht es via Balsthal und Niederbipp nach Hause. Am Ende gibt es den ersten Hunderter der Saison, was nicht geplant war...
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 100,3 km / Höhe 2420 m / Fahrzeit 6:22 h
Link zur Tour: Kilchberger Giessen


Mittwoch, 9. März 2016

Brunnersberg-Matzendörfer Stierenberg

Beim Blick auf die 14-Tage-Wetterprognose wird klar: Das wird heute die letzte Winterfahrt dieser Saison. Erst bin ich mir überhaupt nicht schlüssig, wohin es gehen soll. Schliesslich entscheide ich mich für den Matzendörfer Stierenberg. Bei minus 2 Grad und etwas Hochnebel starte ich einmal mehr in nördliche Richtung. Am Aufstieg zum Brunnersberg verziehen sich die Wolken, dafür frischt der Südostwind zunehmend auf.
 
Es folgt die Abfahrt über Brocheten ins Guldental. Die teils steile Strasse ist meist schneebedeckt, stellenweise auch vereist. Auf 854 m mündet sie in die deutlich breitere Strasse zum Scheltenpass. Diese ist trocken. Mit viel Kraft und wenig Kadenz erreiche ich die Passhöhe auf 1051 m. Jetzt folgt das „Schlussbouquet“ zum Matzendörfer Stierenberg. Die Naturstrasse ist wieder schneebedeckt. Der böige Südostwind sorgt zudem für Schneeverwehungen, so dass mir an einigen Stellen weder Kraft noch Wille helfen. Schliesslich erreiche ich dann doch meist fahrend mein Ziel auf knapp 1200 m.

Winterlicher Aufstieg zum Matzendörfer Stierenberg
Meine Spur zeigt direkt aufs Ziel: das Restaurant Stierenberg
Einsames Bergrestaurant
Schwierige Bedingungen...
Eis(zapfen)zeit auf dem Matzendörfer Stierenberg
Eingeschneit
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Die minus 4 Grad auf dem Matzendörfer Stierenberg fühlen sich eigentlich ganz angenehm an. Einzig der Wind stört, der einem den Schnee wie Sand um und in die Ohren weht. Allzu lange bleibe ich nicht da oben, bald fahre bzw. schlingere und rutsche ich zurück zum Scheltenpass. Einen Vorteil haben die beschwerlichen Verhältnisse zumindest: Man kann das Bike jederzeit überall abstellen. Nach einem Abstecher zum nahe gelegenen Vorderen Erzberg geht es über einen zugeschneiten Feldweg runter ins Guldental und wieder rauf zum Brunnersberg.

"Abfahrt" mit Blick zur Hohen Winde
Verschneite Bäume beim Scheltenpass
Vorder Erzberg mit glitzerndem Schnee
Abfahrt Scheltenpass...
...hinunter ins Guldental
Zum Kontrast: Das etwas andere Bild des 9. März 2016

Obwohl die Temperatur unter 0 Grad liegt, und in der Höhe äusserst winterliche Verhältnisse vorherrschen, riecht es irgendwie nach Frühling. Das letzte Bild unterstreicht dies deutlich. Vom Brunnersberg steige ich via Hemmesgraben ab ins Tal und befinde mich nun wieder im Thal. Der "Downhill" ist eher ein Downslide: Die klassische Sumo-Abfahrt (= Abkürzung für Schnee und Morast). Teilweise laufe bzw. wate ich einige Meter, um nicht zu viele Spuren an Weg und Bike zu hinterlassen. Die Schuhe sind ja eh schon braun statt weiss. Der Rest des Heimwegs ist in etwa Standard...

Höhenprofil
 


Tourdaten: Weite 73,6 km / Höhe 1820 m / Fahrzeit 4:58 h
Link zur Tour: Brunnersberg-Matzendörfer Stierenberg
 

Sonntag, 6. März 2016

Schmiedenmatt-Herbetswil-Schmiedenmatt

Auch die heutige Tour war mit nicht mal 60 Kilometern eher unauffällig. Und doch könnte sie viele Untertitel haben, zum Beispiel „Auf der Suche nach der Sonne“, „Märzenschnee tut doch noch weh“, „Zwei Spinner im Tiefschnee“ oder „Sandgestrahlt bei Herbetswil“. Am späteren Morgen starte ich bei einer Temperatur von 1 Grad in Richtung Norden. Ich fahre direkt in eine schwarze Wand, und schon bald setzt nasser Schneefall ein. Mit jedem Höhenmeter, den ich ab Oberbipp überwinde, fallen die Flocken langsamer. Die Schmiedenmatt begrüsst mich bei eher trüben Verhältnissen und minus 3 Grad.
 
Auf die Sonne kann ich wohl wieder lange warten. Aber heute gebe ich nicht auf! Ich muss jedoch unbedingt in Bewegung bleiben, sonst friere ich an den S***, aber auch an den R***** und erst recht an den A****. Nach einem kurzen Gespräch mit einem anderen Biker versuche ich die Tiefschneeabfahrt Richtung Eisenhammer. Mit Kraft, viel Willen und einem Schuss Beklopptheit geht es irgendwie. Als ich im teils knietiefen Schnee kurz innehalte, kommt tatsächlich noch ein Biker durch den Schnee gefahren bzw. gestapft. Er begrüsst mich mit den Worten: „Ich dachte, ich sei heute der einzige ‚Spinnsiech‘ hier“. Ich entgegne: „Das dachte ich auch“. Nach einer kurzen Unterhaltung trennen sich unsere Wege wieder…
 
Mit jedem Meter talwärts wird das Fahren einfacher. Eigentlich will ich noch zum Brandberg, aber bei Aedermannsdorf disponiere ich um und fahre nach Herbetswil. Es setzt ein heftiger Graupelschauer ein. Ich fahre voll gegen den Wind, die Körner kommen waagrecht, was ganz schön brennt. Ordentlich sandgestrahlt nehme ich wieder die Strasse rauf zur Schmiedenmatt. Der herzhafte Graupelschauer wechselt zum nicht minder herzhaften Schneeschauer. So, jetzt reichts aber mal mit diesem Sch…wetter! Ich kehre in der Vorderen Schmiedenmatt ein und warte trotzig auf die Sonne. Und siehe da, nach etwa einer dreiviertel Stunde ist es soweit: Es tut sich für wenige Minuten ein Sonnenfenster auf!!!

Bei diesem Wetter jagt man (fast) keinen Hund vor die Tür
Vordere Schmiedenmatt
Unmittelbar nach dem Schneeschauer...
Rüttelhorn
Kurz vor der Bettlerküche
Die paar Minuten Sonne...
...lassen einen das (blau-)weisse Wunder erleben
Verschneite Bäume auf knapp 1100 m ü. M.
Was Januar und Februar nicht fertiggebracht haben...
...das erledigt nun der März: Traumhafte Winterkulisse mit Sonne!
Grossmatt, die Sonne verabschiedet sich schon wieder
Solospur
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Die Märzsonne hat schon ordentlich Kraft: Der frisch gefallene Schnee fällt bereits wieder von den Bäumen – trotz negativer Temperatur. Die Abfahrt von der Schmiedenmatt ist wiederum eher unkonventionell. Ich mache noch einen kurzen Abstecher zum Stierenberg (drittletztes Bild) und fahre dann endgültig talwärts. Bis etwa 600 m ist die Landschaft noch winterlich, darunter ist nur noch Morast angesagt. Fazit: 2 Biker getroffen, 3 nette Begegnungen, gut 4 Stunden Fahrt, 5 Minuten blauer Himmel, fast 60 Kilometer und leider etwa 170 Puls an den Aufstiegen...

Höhenprofil



Tourdaten: Weite 59,8 km / Höhe 1670 m / Fahrzeit 4:34 h
Link zur Tour: Schmiedenmatt-Herbetswil-Schmiedenmatt