Nach einer ausgesprochen strengen Arbeitswoche ist heute dringend eine Abreaktion fällig. Da muss etwas raus, also nichts wie raus. Allerdings ist bereits etwas raus, nämlich die Luft aus dem Vorderreifen des Fatties. Mit einer gewöhnlichen Pumpe pumpt man sich fast einen ab, bis genug Luft in den riesigen Reifen ist; doch zum Glück hat mal einer den Kompressor erfunden. Vor der Fahrt nehme ich noch eine kleine Linzertorte zu mir. Sicherlich nicht die ideale Kraftnahrung, aber leider habe ich gerade nichts Schlaues im Haus. Hochnebel und wortwörtlich coole minus 7 Grad hat es, als ich kurz vor 10.00 Uhr mit dem Fattie losfahre...
Das Ziel ist einzig und allein die Sonne. Zuerst hatte ich den Weissenstein im Visier, aber irgendwie passt mir das Tauwetter dort oben ganz und gar nicht. Bis zu 5 Grad drohen die Wetterfrösche an. Zudem ist auf dem Solothurner Hausberg sicherlich viel Betrieb an diesem Wochenende. Und Betrieb hatte ich diese Woche schon genug im Betrieb. Ich fahre ein bisschen kreuz und quer Richtung Balsthal. Von hier geht es auf schneebedeckter Strasse hinauf zum Farisberg. Der Nebel wirkt nicht allzu mächtig, doch er wehrt sich, gibt erst bei rund 900 m auf. Unmittelbar darüber öffnet sich eine wunderbare Raureif-Landschaft...
Doch diese Kunst der Natur ist an der wärmenden Sonne ziemlich rasch vergänglich. Das GPS-Gerät, das auch heute wieder seine schwachen 5 Stunden hat, zeigt teilweise merkwürdige Daten an. So soll ich beispielsweise weit über eine Stunde für den Aufstieg zum Farisberg gebraucht haben. Ok, besonders schnell war ich mit dem Fattie und dem aktuellen Formstand sicher nicht, aber definitiv schneller als die 4,7 km/h, welche mir die moderne Spitzentechnik weismachen will. Irgendwie zieht es mich heute schon wieder zum Beretenkopf...
Beim Schlossweidli würde der Aufstieg beginnen. Mit Betonung auf "würde", denn der Schnee auf dem Weg ist jungfräulich, da kommt man höchstens zu Fuss rauf. Darauf verzichte ich. In einem Anflug von Naivität beschliesse ich, den Aufstieg von der anderen Seite her zu versuchen. Schliesslich wird ja momentan viel geholzt, da hat sicher irgendein Traktor eine Spur für mich gezogen. Ich fahre also vom Schlossweidli rund anderthalb Kilometer zurück und nehme den Weg Richtung Langenbruck in Angriff. Allerdings hat die Bise den Schnee hier derart verfrachtet und auf den Weg geblasen, dass an Fahren kaum zu denken ist...
Die Verwehungen sind teilweise knietief. Ich saufe gnadenlos ab, komme nur wenige Meter mit grösstem Krafteinsatz (im Volksmund auch Gemurkse genannt) fahrend vorwärts. Dass ich in dieser Gegend alle Wege kenne, nutzt mir nun gar nichts. Jetzt sollte ich besser wissen, wo man abseits dieser am besten runterkommt. Ich will unbedingt fahren, aber mein Ego muss sich der Physik geschlagen geben, was einen gewissen Lärmpegel verursacht. Es sind so Momente, in denen ich immer wieder feststelle, wie zwiespältig mein Verhältnis zum Schnee doch ist. So sehr ich ihn liebe, so sehr hasse ich ihn auch...
Ich gebe den Beretenkopf auf und kämpfe mich stattdessen ganz runter nach Langenbruck, wo erstmal eine Pause angesagt ist. So war das nicht geplant, aber genial war es irgendwie trotzdem. Nach der kurzen Rast fahre ich hinauf zur Breitenhöchi. Bis dort ist die Strasse (leider) schneefrei, und die Stollen des Fatties singen ein Klagelied auf dem Teer. Die mögen das natürlich gar nicht. Ich fahre wieder über den Farisberg und teils querfeldein hinunter. Der Schnee hat eine Konsistenz wie Treibsand, selbst bergab ist zum Teil ziemlich Kraft nötig. Aber es fägt. Von Balsthal geht es mal auf, mal neben den Wegen zurück nach Hause.
Ich wollte heute zum Beretenkopf, habe ihn aber stattdessen umrundet. So war das zwar nicht geplant, doch die Tour war trotzdem genial. Und die Linzertorte ist wohl auch verbrannt…
Höhenprofil
Tourdaten: Weite 70,3 km / Höhe 1300 m / Fahrzeit 5:21 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: Farisberg-Langenbruck
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