Mittwoch, 28. Februar 2018

Auf Winter-Abschiedstour...

Kaum zu glauben: Der äusserst trübe Februar 2018 verabschiedet sich doch tatsächlich mit schönem Wetter. Und den Blick auf die Prognose für die nächsten zwei Wochen sollte man einmal mehr vor dem Essen wagen, um dieses nicht gleich wieder herzugeben. Gestern versoff ich beim Althüsli in hohen Schneewechten, weil ich die ganze Situation da oben unterschätzt habe. Heute will ich zeigen, was ich daraus gelernt habe – nämlich gar nichts. Denn um es vorwegzunehmen: Auch diese Tour sollte nicht nach Plan A gelingen. Erneut sind einige Lagen Kleider nötig, um der Kälte zu trotzen. Um 09.00 Uhr fährt das bunte Michelin-Männchen mit dem dicken Fahrrad los. Minus 12 Grad sind es beim Start. Nanu, haben die Fasnächtler etwa völlig umsonst Konfetti rumgeschmissen?

Zwar liebe ich die Kälte, aber zu viel Liebe kann auch erdrückend sein und einem die Luft zum Atmen nehmen (Gruss, Rosamunde Pilcher). Und zu viel Winter-biking kann der Fitness abträglich sein. Allein im Februar habe ich schon über 700 Kilometer und 17'500 Höhenmeter mit dem Fatbike in den Knochen. Das ist too much, wie der Franzose sagt, wenn er des Englischen mächtig ist. Aber heute scheint die Sonne, es ist staubtrocken – mit einem Wort: perfekt. Und ich bin motiviert. Dieser wahrscheinlich letzte richtige Wintertag darf nicht ungenutzt verstreichen. Schon ab morgen soll es ja nicht nur März, sondern auch nass und deutlich wärmer werden. Der Schlechtwetterphase sehe ich jedoch nicht nur negativ entgegen, kann ich sie doch zur Regeneration nutzen...

Ich mache mich auf den Weg an die Aare, folge dieser eine Weile und nehme dann den Aufstieg zum Weissenstein. Die Passstrasse ist gegenwärtig für den motorisierten Verkehr gesperrt und die Schlittelbahn geschlossen. Gute Voraussetzungen. Kurz vor dem Einbiegen in die Strasse bin ich einen Moment unachtsam und mache einen Abflug. Dabei falle ich genau auf das linke Knie. Mit dem schmerzenden Knie relativieren sich die guten Voraussetzungen, um die steile Strasse hochzufahren. Immerhin ist diese im unteren Bereich meist trocken. Beim Nesselboden folgt eine eisige Passage, dann geht es auf schneebedeckter Fahrbahn weiter. Ich versuche dabei nicht zu viel an mein Knie zu denken...

Auf dem Weissenstein angekommen, bike ich der Langlaufloipe entlang, die über eine kleine Hochebene führt. Die Winterlandschaft ist herrlich und lässt die Knieschmerzen ein wenig vergessen. Erst als ich mich bücken muss, werde ich unsanft wieder daran erinnert. Die Datenqualität des teuren GPS-Geräts ist einmal mehr überragend: Die Passstrasse hat natürlich keine 22 Prozent maximale Steigung, sondern nur 1,8. Auf dem Weissenstein sind es selbstverständlich nicht minus 11 Grad, wie MeteoSchweiz behauptet, sondern plus 3. Und ich befinde mich hier oben nicht auf 1280 m, wie die Landeskarte einem einreden will, sondern auf 1360 m. Sicherlich trägt auch der Wetterwechsel dazu bei, dass die Höhenangaben mal wieder Schrott deluxe sind...

Jura-Hochebene im Winter
Weissenstein-Hochebene nahe Chänzeli
Verschneite Äste klammern sich an die Sonne
Als würde der Baum die Sonne festhalten...
Fatbike bei der Weissenstein-Langlaufloipe
Fatbike bei der Weissenstein-Langlaufloipe

Richtung Westen ist nämlich bereits das Ende des Winters am Himmel zu sehen – in Form aufziehender Warmfrontbewölkung. Als ich mit dem Fattie über die Hochebene flitze, riskiere ich mal einen scheuen Blick Richtung Röti. Kann ich da hochfahren, ja oder nein? Die korrekte Antwort sollte "jein" lauten. Auf den ersten Metern habe ich keine Chance, es rutscht und spult im vom Winde verwehten Schnee. Selbst zu Fuss ist es mühsam. Der zweite Teil ist mit etwas Murks fahrbar. Am Schluss des Aufstiegs muss ich auf der Wiese ein paar Kehrschlaufen fahren, um den Triangulationspunkt auf knapp 1400 m zu erreichen. Das Knie spüre ich zum Glück etwas weniger, oder aber das Adrenalin überdeckt den Schmerz...

Triebschnee auf dem Röti-Wanderweg
"Wanderweg" vom Weissenstein zur Röti
Verschneiter Baum mit durchscheinender Sonne
Ab morgen wird sich die Sonne klein machen
Winterlandschaft im Jura
Schöne Winterlandschaft
Eiszapfen an einem Stall
Vorhang aus Eiszapfen
Eiszapfen vor der Sonne
Die Schönheit des Frosts
Verwehter Schnee auf der Röti-Wiese
Aufstieg zur Röti, Schlussteil
 
Keine anderen Biker hier oben bei dem schönen Wetter? Wanderer? Skifahrer? Schneeschuhläufer? Nee, nix los. Stört mich nicht wirklich. Schneehöhe: zirka 10 bis 400 cm. Ein Markenzeichen dieses Winters, in dem es immer nur waagrecht geschneit hat. Die Kälte ist an der Sonne auszuhalten. Allerdings spürt man sie immer mehr, je länger man sich nicht bewegt. Schliesslich will ich zum Balmberg absteigen. Doch das sollte deutlich schwieriger werden als gedacht, obwohl ich gleich drei Pläne dafür habe: Plan A: Ich steige den steilen, mir unbekannten Singletrail hinab, der zur Bergstation des Skilifts führt und bike dann die Skipiste runter. Einen potenziell gefährlichen Weg ausgerechnet im Winter zu erkunden, ist natürlich absolut vernünftig...

Ausblick von der Röti auf Welschenrohr
Blick auf das schneefreie Welschenrohr
Verschneite Jura-Landschaft
Verschneite Landschaft bei der Röti
Blick durch verschneite Bäume ins Tal
Abstiegsversuch von der Röti
Zugeschneiter Wanderweg bei der Röti
Der im Winter gefährliche "Wanderweg"
Bikespur im Schnee
Wiesenabfahrt von der Röti
Stall mit Eiszapfen zwischen Röti und Weissenstein
Eiszapfen-Stall unterhalb der Röti
 
Also folge ich einer einsamen Schneeschuhspur, die vor einem Schild "ACHTUNG, im Winter gefährlicher Weg! Nicht begehbar!" um 180 Grad dreht. Der mit Adrenalin vollgestopfte Fatbiker tut in einem Anflug von Vernunft dasselbe. Es folgt somit Plan B: Ich fahre zurück Richtung Weissenstein und nehme den Trail weiter unten, den ich im Sommer häufig fahre. Dort angekommen, stelle ich fest, dass auch dieser Weg wegen hoher Schneewechten zu gefährlich ist. Auch ohne Warnschild. Nun kann ich die Skipistenfahrt leider abhaken und muss zu Plan C greifen: dem "normalen" Wanderweg zum Balmberg. Dazu fahre ich noch ein paar Meter durch den Tiefschnee hinab, um dann ein Déjà-vu haben: auch hier ein Schild mit der Aufschrift "ACHTUNG, im Winter gefährlicher Weg! Nicht begehbar!"...

Ich probiere kurz, kehre aber rasch um. Es ist mir definitiv zu heikel. Wenn ich hier seitlich den Abhang abrutsche und liegen bleibe, kann ich vielleicht noch als Bike-Ötzi Karriere machen, sollte man mich in einigen Hundert Jahren finden. Na ja, lassen wir die Übertreibungen. Rauf war kein Problem, aber wie komme ich jetzt zeitig runter? Um 19.30 Uhr habe ich noch ein Date mit Peach Weber. Eine nordseitige Abfahrt kommt genauso nicht in Frage wie der schlecht erhaltene Downhill-Trail oder gar die Passstrasse nach Oberdorf. Ich liebäugle kurz mit dem Schilizmätteli-Downhill beim Hinteren Weissenstein, entscheide mich jedoch für einen mir unbekannten Singletrail, der in den Schofgraben hinabführt. Diesen wollte ich im Sommer mal erkunden, nur leider kam es nicht mehr dazu...

Als recht steil, aber dennoch nicht besonders gefährlich schätze ich ihn nach kurzem Blick auf das GPS ein. Ich folge wieder einer Schneeschuhspur, die zwar das steile Downhillen bzw. Downsnowen in die Schlucht nicht gerade erleichtert, mir aber immerhin grob den Weg weist, den man im Schnee ja nirgends sieht. Und das GPS hat in diesem Gelände einige Schwächen. Als die Spur auf halber Höhe links abbiegt, muss ich den Trail alleine zwischen den Bäumen suchen. Meine Güte, hier unten kommt definitiv kein Briefträger mehr! Schliesslich erreiche ich in der ziemlich dunklen Schlucht den gefrorenen Schofbach, überquere diesen und muss danach noch ein paar Hundert Meter leicht bergauf fahren. Schlussendlich komme ich bei der Talstation des Bödeli-Skilifts wieder ans Tageslicht... 

Spur im Tiefschnee
Zurück beim Weissenstein
Gefrorener Bach im Schofgraben
Schofbach auf rund 1000 m ü. M.
Blick aus dem Skilifthäuschen beim Bödeli
Talstation Skilift Bödeli beim Balmberg
 
Der Balmberg ist erreicht; ich bin froh, hier zu sein. Der spontane Plan D musste es richten. Und er war sogar ganz passabel. Wie naiv ich doch sein kann. Eigentlich weiss ich genau, dass hier viele Wege im Winter meist unpassierbar sind. Und im Waagrecht-Schnee-Winter 2017/18 sind sie es sowieso. Die anschliessende Fahrt vom Balmberg über den Stierenberg sowie die Abfahrt Richtung Hofbergli sind dann wieder wunderbar und versöhnlich. Schnee hat es hier zwar nicht mehr so viel. Trotzdem bin ich froh, das Fattie unter dem Hintern zu wissen. Nach dem Hochkreuz verlasse ich ziemlich rasch die vierstellige Meereshöhe und somit auch den Schnee und fahre auf trockenen Pfaden hinab Richtung Attiswil und Wiedlisbach...

Auf dem restlichen Weg baue ich auch noch ein paar Trails ein, die, sollte die Langfrist-Wetterprognose zutreffen, bis nach Ostern nicht mehr trocken sein werden. Erst nach 17.00 Uhr geht die 22. Tour des Jahres zu Ende. Mein Date mit Peach Weber ist zum Glück nicht gefährdet. Das hätte er mir nie verziehen. Am heutigen Tag geht pünktlich mit dem meteorologischen Winter auch die kurze Kälteperiode zu Ende, die einige Sitzheizungsdegenerierte doch tatsächlich zu absurden Vergleichen mit dem Jahrhundertwinter 1962/63 hat hinreissen lassen. Mal sehen, was der Frühling bringt. So langsam freue ich mich auf ihn. Auch wenn man ihm als Erstes womöglich gleich das miserable Märzwetter wird verzeihen müssen...


Höhenprofil (ungenaue Daten)



Tourdaten: Weite 63,2 km / Höhe 1760 m / Fahrzeit 5:00 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Weissenstein-Röti
 

Sonntag, 25. Februar 2018

Sonniger Sonntag, bissige Bise...

Auch der Februar geizt leider wieder mit Sonnenschein, wo er nur kann. Wenigstens ist er dabei nicht so ein grässlicher Stürmi und Warmduscher wie der Januar. Die letzten Tage brachten immerhin relative Kälte, aber auch Nebel bis knapp unters Matterhorn. Und so tat ich etwas ausgesprochen Seltenes: Ich begab mich auf die Rolle. Im Keller steht noch so ein altes Ding, das schon viele Jahre nicht mehr benutzt worden ist. Kurz nach 19.00 Uhr begab ich mich auf das Teil und strampelte mir einen ab wie der Hamster im berühmten Hamsterrad. Nach gefühlten zwei Stunden gab ich gegen 19.30 Uhr auf...
 
Seither bin ich völlig von der Rolle. Nein, das ist einfach nichts für mich. Keine Natur, kein Trail, kein Ziel, kein Spass. Ich bewundere alle, welche die eiserne Disziplin aufbringen, um das regelmässig zu tun. Heute geschieht etwas Unfassbares: Ab Mittag zeigt sich die Sonne! Zwar ist es relativ kalt, und es weht eine zügige Bise. Das sind aber keine echten Gegenargumente. Nix Rolle, sofort raus da! Schön nach dem Zwiebelprinzip ziehe ich ein paar Lagen Kleider über. Kurz nach 13.00 Uhr sind der rote Anzug, die grünen Handschuhe und das gelbe Stirnband angezogen, so dass ich mich auf das blaue Fatbike setzen kann...
 
Schon rein farblich eine echte Herausforderung. Ein modischer Totalschaden. Aber Kleider müssen nützlich sein, nicht modisch. Eine Einstellung, mit der ich durchaus schon Vorgesetzte vor den Kopf gestossen habe. Aber Mode ist bekanntermassen die Abkürzung für "Man opfert die Ersparnisse". Minus 6 Grad hat es beim Fahrtantritt. Eine Tour de Morast wird das schon mal nicht. Wegen der böigen Bise nehme ich mir eine Strecke vor, die möglichst nicht nach Nordost oder Südwest ausgerichtet ist. Da bietet sich die "Seepferdchen-Tour" an, die ich öfter mal fahre...
 
Den Namen habe ich der Tour verpasst, weil ihre GPS-Aufzeichnung ein wenig an ein Seepferdchen erinnert. Es ist furztrocken da draussen, dazu Sonne satt. Perfekte Verhältnisse zum Biken. Was will man mehr? Nichts! Aber man kriegt trotzdem etwas mehr, nämlich die Bise, die mir sprichwörtlich um die Ohren pfeift. Durch den Helm entsteht sogar eine Art Melodie. Mit musikalischer Begleitung fahre ich dem sonnigen Leenberg ob Niederbipp entlang, wo das GPS mit minus 3,4 Grad die höchste Temperatur der heutigen Tour anzeigt, soweit ich darauf geachtet habe...


Burg Alt Falkenstein bei Balsthal
Burg Alt Falkenstein
Balsthal
Aufstieg am Rosschopf, ca. 1000 m
 
Schliesslich erreiche ich Balsthal und steige hoch Richtung Schwängimatt. Die Bise ist hier am Schattenhang kaum mehr ein Thema. Obwohl das GPS mittlerweile minus 8 Grad anzeigt, muss ich im Verlauf des Aufstiegs die Jacke ausziehen. Auch das Stirnband wandert in den Rucksack, bevor es zum Schweissband wird. Erstaunlicherweise ist der Aufstieg lange Zeit schneefrei. Erst auf etwa 800 m erkennt man langsam etwas Weiss am Hang. Als würdiger Ersatz warten dafür einige Burglind-Grüsse auf mich. Etwas unterhalb der Schwängimatt nehme ich den zunehmend schneebedeckten Rosschopf-Weg, der Richtung Hellchöpfli führt...
 
Schon lange beabsichtige ich, hier oben über den Grat zu fahren. Der erste Versuch am 24. Dezember 2017 scheiterte im (zu) tiefen Schnee. Seither gibt es hier eine offene Rechnung. Nach meinen Überlegungen und Hoffnungen könnte es heute aber funktionieren. Ab etwa 1100 m ist die Landschaft schon deutlich winterlicher. Durch ein kleines Winter-Wonderland geht es die letzten Höhenmeter dem Hellchöpfli entgegen. Bei der Absperrung zur ehemaligen Bloodhound-Stellung folgt schliesslich der mühsamste Teil der Tour: Ich muss die letzten Meter durch den Wald zum Grat hinaufstapfen...


Bikespur im Schnee
Spuren hinterlassen
Verschneite Landschaft
Minus 14 Grad auf knapp 1200 m
Es ist kalt geworden...
Kurz vor der Bloodhound-Absperrung
Beginn Hellchöpfli-Gratweg
Unterwegs auf dem Hellchöpfli-Gratweg
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Mit dem Fattie und im Schnee eine etwas mühsame, heute aber lohnende Sache: Der Gratweg ist wunderbar fahrbar. Zwar nicht immer ganz einfach: Ab und zu rutscht das Bike seitlich weg oder sinkt kurz ein. Mein Kinn sagt mir, dass es hier am verschneiten Schattenhang a-kalt sein muss. Es ist immer ein sehr guter Indikator dafür. Und wenn es sich so anfühlt wie jetzt, muss die Luft zweistellig unter null Grad sein. Das GPS zeigt minus 14 Grad. Frieren tue ich aber wirklich nur am Kinn. Das Grinsen bei der Abfahrt zur Schwängimatt will kaum noch aus dem Gesicht und wärmt dabei auch gleich noch das Kinn...
 
Eher kurz ist die Abfahrt zwar, aber genial. Beim Fotografieren stelle ich fest, dass der Akku der Kamera, der zu Hause noch fast voll geladen war, bereits zur Neige zu gehen droht. Ich glaube, soeben begriffen zu haben, warum man im Winter keine E-Mountainbiker sieht. Nach einer kurzen Gegensteigung fahre ich noch über den Gratweg der Schwängimatt und nehme dann die Abfahrt Richtung Walderalp unter die Stollen. Der Schnee ist rasch wieder Geschichte. Den Trail bei der Erlinsburg lasse ich aus und fahre stattdessen nach Walden und Wolfisberg, wo es Richtung Niederbipp auch noch einen netten Singletrail gibt...

Ausblick vom Hellchöpfli-Gratweg
Untergehende Wintersonne und Schnee
Wintersonne
Feldweg mit Sonnenuntergang
Sonnenuntergang nahe Oberbipp
 
Es dunkelt bereits ein. Bei Oberbipp verschwindet die Sonne hinter dem Berg. Immer wieder erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Die minus 7 Grad hier fühlen sich vergleichsweise an wie Kindergeburtstag. An Oberbipp vorbei fahre ich Richtung Wangen an der Aare. Dort nehme ich zur Umgehung des Dorfes die "Geschenkschleifli-Umfahrung" und mache mich dann mit leicht alternativer Streckenführung an den Rest. Bei ziemlich stark fortgeschrittener Dämmerung geht die heute nicht ganz originalgetreue "Seepferdchen-Tour" zu Ende...

Die Bedingungen da draussen waren gewiss nicht unerträglich oder gar extrem. Im Gegenteil: Es war ein richtig schöner (Halb-)tag bei trockenen Verhältnissen. Immer dran denken: Bei Kälte kann man sich warm anziehen. Bei Hitze kann man nur noch aus der Haut fahren...
 
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 54,1 km / Höhe 1320 m / Fahrzeit 4:00 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Hellchöpfli-Grat


Dienstag, 13. Februar 2018

Die ganz krumme Tour...

Auch heute habe ich wieder zwei Möglichkeiten: eine kindische Maske aufsetzen, Papierschnipsel in der Gegend rumschmeissen und mich volllaufen lassen oder aufs Bike. Der Entscheid ist rasch gefällt. Nee, Fasnacht ist gar nicht meins. Es gibt überzeugte Fasnächtler, die ihre Tradition derart hochhalten, dass sie den Winter vertreiben wollen, gleichzeitig aber hoffen, es möge in den kommenden Skiferien genug Schnee liegen. Der morgendliche Blick aus dem Fenster: Hochnebel. Etwas überraschend, habe ich doch aufgrund der Wetterprognose von Tagesbeginn an auf die Sonne gehofft. Aber das wird schon noch...
 
Als der graue Kamerad am späteren Morgen zu schwächeln beginnt, steige ich aufs Fatbike. Mit minus 5 Grad haben wir endlich mal auch im Flachland eine anständige Wintertemperatur. Morast ist da für einmal kein Thema. Nachdem der Januar eher ein Emmentaler Bikemonat war, geht es heute wieder Richtung Norden. Einen genauen Plan habe ich noch nicht – Hauptsache möglichst viel im Schnee. Nach der gestrigen, gut 60 Kilometer langen Fattie-Chaostour fühle ich mich heute zu Beginn noch etwas lahm. In Balsthal fälle ich den Entscheid, ins Thal fahren, wo wenige Zentimeter Neuschnee liegen...
 
Die Sonne hat mittlerweile kaum noch Konkurrenz am Himmel. Vom Hochnebel sind nur noch Fetzen übrig. Bei Aedermannsdorf biege ich auf die Strasse zur Tannmatt ein. Hier glaube ich förmlich zu spüren, wie der Körper die Teigwaren anzapft, die ich gestern spätabends noch eingeworfen habe. Das lahme Gefühl in den Beinen verschwindet langsam. Auf schneebedeckter, teils vereister Strasse kämpfen Fattie und Fahrer sich der Passhöhe auf 1122 m entgegen. Die Jacke muss ich ausziehen. Gefühlt sind es 15 Grad. Doch das Thermometer am GPS, das an der Sonne immer zu viel anzeigt, gibt minus 3 Grad an...

Winterlandschaft bei der Tannmatt
Ausblick von der Tannmatt
Spur in Blau-Weiss bei der Tannmatt
 

Während des Aufstiegs zur Tannmatt reift der Entschluss, eine weglose Tiefschneeabfahrt beim Hinteren Brandberg zu versuchen. Auf der Tannmatt angekommen, fahre ich ein Stück durch den Tiefschnee zurück, um zu schauen, wie dieser hier so drauf ist. Und wie viel davon liegt. Damit kann ich schon mal ansatzweise testen, ob die Tiefschneevariante beim Brandberg überhaupt Zukunft hat. Meine glasklare Erkenntnis nach der "Probefahrt": Es könnte gehen, vielleicht aber auch nicht. Beim Hinteren Brandberg angekommen, biege ich auf die schön verschneite Wiese ein. Zirka anderthalb Kilometer lang soll der Spass werden...
 
Mit dem Stemmbogen klappt es nicht so, daher wähle ich eine gerade Linie. Unter dem schön ebenen weissen Teppich lauern einige Überraschungen. Die Abfahrt ist cool. Im Mittelteil ist das Gefälle allerdings etwas bescheiden, so dass ich ziemlich murksen muss. Krafttraining beim Bergabfahren – das geht nur im Winter. Auf einem schneebedeckten Kiesweg geht es danach noch etwas weiter abwärts Richtung Welschenrohr, wo es heute Morgen minus 14 Grad hatte. Auf einigen Singletrails umfahre ich das Dorf allerdings Richtung Ergeleralp. Es ist herrlich: sonnig, trocken, kalt und Schnee. Genau so liebe ich den Winter...

Bei der Mieschegg
Hinterer Brandberg
Auf dem Weg zum Vorderen Brandberg
 
Der Wanderweg von der Wolfsschlucht zum Tufftbrunnen ist zwar nicht steil, erfordert jedoch im nicht gespurten Schnee etwas zusätzliche Kraft. Einmal mehr bin ich froh, das Fattie unter dem Allerwertesten zu haben. Nach einer kurzen Abfahrt folgen nochmals gute 100 Höhenmeter bis zum zweiten "Peak" meiner Tour, dem Vorderen Brandberg. Hier kann man gleich auf zwei Singletrails bis ganz runter fahren. Ich nehme den im Sommer nicht so interessanten, aber aussichtsreichen Weg über die Wiese. Wer sich aber beim Downhill die Aussicht zu lange ansieht, riskiert, plötzlich nur noch Sternchen zu sehen...
 
Mein Downhill-Motto lautet sowieso immer: Vorsicht ist besser als Nachruf. Die Schneeabfahrt bis kurz vor Herbetswil ist genial. Die anschliessend geplante kurze Wiesenabfahrt zurück nach Aedermannsdorf lasse ich dann aber sein und nehme stattdessen die Strasse. Es hat hier unten am Sonnenhang schlicht zu wenig Schnee, und ich will keinen Landschaden verursachen! Die Februarsonne hat halt schon wieder ordentlich Kraft und lässt die weisse Pracht trotz Minus-temperaturen dahinschmelzen. Der Dorfladen in Aedermannsdorf hat leider zu, daher verschiebe ich meine Pause nach Matzendorf...

Ausblick beim Vorderen Brandberg
Auf der Abfahrt ins Thal
Schwäne an der Aare

Danach fahre ich der Nordseite der ersten Jurakette entlang zurück nach Balsthal. In dieser schattigen Lage liegt natürlich noch Schnee. Durch die Klus geht es nach Oensingen, um Niederbipp herum nach Bannwil und der Aare entlang nach Hause. Normalerweise ziehe ich es vor, die erste Jurakette zu überqueren, statt zweimal die Klus zu passieren. Wegen der doppelten Durchfahrung wird die Tour nicht nur weiter, sie sieht auf der GPS-Aufzeichnung auch aus wie eine Banane. Schon alleine das zeigt, dass daran etwas krumm ist. Aber ab und zu eine Banane soll ja gesund sein…
 

Höhenprofil

 
 
Tourdaten: Weite 84,0 km / Höhe 1870 m / Fahrzeit 6:04 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Hinterer Brandberg / Vorderer Brandberg