Freitag, 22. Juni 2018

Blau, blau, blau...

…strahlt der Himmel heute. Und der Enzian ist mir egal. Dass sich die zweite Junihälfte noch so schön präsentiert – diese Wette hätte ich ohne Wenn und Aber verloren. Heute ist die Luft dank Nordwind sehr klar und die Temperaturen angenehm. Bei rund 14 Grad starte ich am späteren Morgen. Vorsichtshalber ist auch eine Jacke in den Rucksack gewandert. Ich nehme wieder mal das Fatbike, die Harley unter den Mountainbikes. Da die Kette defekt ist, startet die Tour mit leichter Verrenkung über Wangen an der Aare. Mit neuer Kette geht es danach rüber und rauf Richtung Niederbipp und durch die Klus nach Balsthal...
 
Leider ist der Schaden bereits angerichtet: Die defekte Kette hat scheinbar das grosse Kettenblatt in Mitleidenschaft gezogen. Als ich in Niederbipp die Strasse queren will bzw. muss und mit etwas Druck ins Pedal trete, knallt es, und die Kette fällt vom Blatt. Ein Autofahrer weiss sofort Rat und hupt wie… wie ein Autofahrer halt. Doch zu beiderseitigem Entsetzen springt der Antriebsstrang dadurch trotzdem nicht zurück aufs Kettenblatt. Schade, aber es war bestimmt guter Wille. Sonst läge ja der Gedanke nahe, das Gehupe sei völlig unnütz gewesen. Egal. Der Himmel ist so blau wie selten, und ich fühle mich sehr gut...
 
Ein Sommertag, wie ich ihn liebe. Der Schweiss tropft nicht so stark wie auch schon. Richtung Osten, Süden und auch Westen sind jedoch ein paar dichtere Wolkenfelder erkennbar. Es scheint, als wäre Norden heute genau die richtige Wahl. Mit etwas Auf und Ab geht es von Höngen zum Hof Grossrieden, wo der Aufstieg zum Brunnersberg ansteht. Ein Uphill, den ich so gut wie nicht kenne. Zu unrecht. Alles auf Naturstrasse (mit zwei Gattern) klettert das Fattie brav den Hang hinauf. Auf den letzten paar Hundert Metern wird der Weg dann deutlich flüchtiger und steiler. Aber mit Verlusten fahrbar. Mit Blutverlusten, meine ich...


Burgruine Neu Falkenstein
Schloss Neu Falkenstein
Kühe auf der Jurawiese
Brunnersberg, 1180 m
Bergweg zum Matzendörfer Stierenberg
Unterwegs zum Matzendörfer Stierenberg
 
Ein Dornenstrauch hat sich dermassen in meinen linken Arm verliebt, dass er ihn kaum noch loslassen will und mir so eine ordentliche Kratzverletzung zufügt. Was sich liebt, das neckt sich. Alles halb so schlimm. Kurz geweint, Tränen und Blut abgewischt, und weiter geht es über den Brunnersberg. Etwas später sitze ich alleine auf der Terrasse des Restaurants Matzendörfer Stierenberg auf knapp 1200 m. Die 11 Grad fühlen sich mit dem mässigen Wind einigermassen kühl an – vor allem, wenn man nicht mehr in Bewegung ist. Dank der Sonne bleibt die Jacke aber dennoch im Rucksack...
 
Etwas später geht es an Kühen vorbei hinab zum Scheltenpass und hoch zur Hohen Winde auf 1204 m, die ich schon eine Weile verschmäht habe. Hier bin ich einige Minuten mit weiteren Kühen alleine, bevor eine Gruppe von etwa 15 Wanderern eintrifft. Von der Hohen Winde sieht man ins Val Terbi sowie auf Basel und Laufen samt Umgebung. An klaren Tagen erkennt man auch die Vogesen und den Schwarzwald. Heute ist es recht klar. Nach der kurzen Pause nehme ich den Downhill zum Vorderen Erzberg, wo mir ein paar schiebende Biker entgegenkommen...


Blick vom Matzendörfer Stierenberg ins Guldental
Blick ins Guldental
Kühe am Wegrand auf 1200 m
Kühe beim Matzendörfer Stierenberg
Fatbike auf der Hohen Winde
Hohe Winde, Blick Richtung Laufen
Kühe auf der Hohen Winde
Hohe Winde (Basel im Hintergrund)
Pfad von der Hohen Winde zum Vorderen Erzberg
Abfahrt zum Vorderen Erzberg
Aussichtsreicher Weg Richtung Passwang
Auf dem Weg vom Erzberg zum Passwang
 
Die nun folgende Strecke rüber zum Passwang kennt das Fattie bereits von einer Schneetour im Februar 2018. Ohne Schnee geht es allerdings etwas flotter über die Trails. Beim Passwang sind noch rund 1000 m Meereshöhe übrig. Ich nehme noch die wenigen Höhenmeter zur Wechtenegg, dann geht es definitiv runter. Die Umfahrung des Hofes Heiterberg ob Mümliswil auf einem nicht auf der Karte eingezeichneten Weg misslingt. Der eigentlich sehr schöne Singletrail endet direkt an der Rückseite des Hofes. Der Hund bellt sofort los, und der Bauer schaut um die Ecke. Was wird jetzt passieren?
 
Beisst der Hund zu? Oder wird sich der Bauer, nachdem ich so viele Kühe auf dieser Tour getroffen habe, als Holzbock entpuppen, der mich gleich ordentlich zusammenscheisst? Weder noch! Im Gegenteil: Der Mann ist sehr freundlich, beruhigt den Hund, öffnet mir das Tor, lässt mich über den Sitzplatz laufen und erklärt mir sogar, wo ich wohl falsch abgebogen sei. Das nächste Mal muss ich besser aufpassen, aber so ein abzweigender Pfad ist halt nicht immer leicht zu erkennen. Ich fahre hinab, passiere das Dorf Mümliswil, dann Balsthal...


Blick zum Hof Goris und aufs Dorf Mümliswil
Blick vom Beinwilberg (hinten Mümliswil)
Fatbike auf der Wiese
Grün und Blau auf der Wechtenegg
Blick Richtung Alpen von der Wechtenegg
Blick von der Wechtenegg auf Mümliswil
 
Einige Zeit später erreiche ich wieder die Aare und mache mich dann am Steinbachweiher vorbei an den Rest. Dass es am Ende über 80 Kilometer werden, erstaunt mich ein wenig. Dennoch frage ich mich, ob ich diesen Hammertag wirklich ausreichend genutzt habe. Die stille Antwort lautet schliesslich ja…
 

Höhenprofil
 

 
Tourdaten: Weite 83,0 km / Höhe 1830 m / Fahrzeit 5:37 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Hohe Winde / Passwang
 

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