Freitag, 15. Juni 2018

Heute sorgenfrei...

Hurra, das schwülwarme Gewittergedöns ist weg! Auch wenn ich Gewitter mag, was zu viel ist, ist zu viel. Endlich kann man mal wieder rausgehen, ohne ständig damit rechnen zu müssen, verhagelt zu werden. Ich wische die Spinnweben vom Fattie, fahre los und lande mit Umwegen an der Aare, der ich eine Weile folge. Ich habe mich längst an das "dicke Fahrrad" gewöhnt, wie es mein Nachbar nennt. Aber manche Leute schauen einen an, als hätte man Schokoladenhörner am Kopf – und erst noch abstehende. Man fällt halt auf, ob man will oder nicht...
 
Nachdem Hubersdorf passiert ist, stehe ich am Dorfeingang von Niederwil. Hier entscheide ich mich, die Fahrtrichtung Westen beizubehalten und nicht auf Norden (sprich nach Günsberg) umzudisponieren, wie zuerst angedacht. In der Nähe von Oberrüttenen geht es kurzzeitig auf steilen und stark ausgewaschenen Wegen bergwärts. Teilweise sieht es hier mehr nach Bachbett aus als nach Weg. Selbst das Fattie kommt hier ab und zu aus der Spur. Aber mit ein wenig Kraft und gelegentlichem Fluchen ist alles fahrend zu meistern. Letzteres wird durch die ausgerechnet jetzt streikende Gangschaltung noch etwas verstärkt...
 
Schliesslich geht es wieder leicht hinab zum Forsthaus, dann folgen nochmals wenige Meter auf recht steilem, nassem Trail aufwärts. Mal eine andere Variante um Solothurn herum. Gar nicht übel. Etwas später befinde ich mich am Aufstieg zum Brüggli. Viel ist heute nicht los. Zwei Biker und zwei Wanderer sind ebenfalls bergauf unterwegs, das wars auch schon. Am Restaurant Brüggli fahre ich humorlos vorbei, steige noch etwas weiter hoch zur Höchschwang auf gut 1200 m und dann hinab zum Bettlachberg. Gatter, Morast, Gatter, Morast, Gatter, Gatter, Gatter lautet die Reihenfolge, und dann ist der Bettlachberg erreicht...
 
Hier öffnet mir eine freundliche, wandernde Frau das letzte Gatter und schliesst es wieder. Am Restaurant fahre ich anschliessend genauso humorlos vorbei wie vorher am Brüggli. Es geht ein paar Höhenmeter talwärts. Auf knapp unter 1000 m nehme ich die Abzweigung zum Bettlachstock. Es ist richtig schön, einfach wieder mal sorglos draufloszufahren, ohne zu riskieren, vom Wettermacher unter Strom gesetzt oder gesteinigt zu werden. Gesteinigt werden kann man allerdings auch am Bettlachstock. Mit dem Berg ist nicht zu spassen. Er ist ständig in Bewegung. Im unteren Bereich blockieren immer mehr Gesteinsbrocken den Weg...

Pfad dem Hang entlang zum Brüggli
Auf dem Weg zum Brüggli
Naturreservat Bettlachstock
Auf dem Bettlachstock
Pfad durch die Schlucht des Brügglibachs
In der Schlucht des Brügglibachs
 
Der Weg wurde vor etwa fünf Jahren instand gesetzt, als der verwaiste Bauernhof auf dem Berg abgebrochen und gesprengt werden musste. Da der Weg jetzt wohl keinen Zweck mehr hat, ist nicht anzunehmen, dass er jemals wieder ausgebessert wird. Umso weniger, als er durch ein Naturreservat führt. Noch ist er jedoch recht gut passierbar. Der letzte Kilometer ist zwar frei von Gestein und gut fahrbar, jedoch sacksteil. Oben erwarten einen die Überreste des gesprengten Bauernhauses, welche sich die Natur mehr und mehr zurückholt. Ein Teil der ehemaligen Scheune dient als Unterstand mit einer Sitzbank...

Nix los hier oben auf 1246 m. Genau richtig so. Nach kurzer Pause nehme ich ein paar Singletrails den Berg runter Richtung Brügglibach und durch die Schlucht. Ein bisschen Höhe will ich noch behalten. Diese ist nämlich nützlich dabei, Solothurn zu umfahren. Lommiswil streife ich nur ganz in Norden, dann geht es eine Zeitlang durch den Wald, bis mich dieser bei Rüttenen wieder ausspuckt. In Rüttenen ist das wohl häufigste Verkehrszeichen der Schweiz in mehrfacher Ausführung zu sehen: Baustelle. Ich komme aber noch wie gewohnt durchs Dorf und nehme im Anschluss die wenigen Höhenmeter zur Martinsfluh...
 
Hier oben schaffe ich etwas, was ich selbst in der Theorie für unmöglich gehalten habe: Ich verfahre mich. Um einen Singletrail nicht zu finden, der direkt der Fluh entlang führt, benötigt man wirklich Jahrhunderttalent. Umso mehr, wenn man ihn nicht zum ersten Mal fährt. Wie durch ein Wunder finde ich ihn doch noch und verliere darauf weiter an Höhe. Ich lande beim Dorf Riedholz und vernichte die letzten Höhenmeter bis zur Aare. Dieser folge ich, passiere danach Deitingen und nehme den Deitingerwald-Trail Richtung Inkwilersee. Dem seichten Gewässer entlang geht es die letzten Kilometer nach Hause...

Kornfeld mit Blick auf Solothurn
Blick ins weite Rund bei Lommiswil
Pfad durch den lichten Wald
Pfad im Deitingerwald
Inkwilersee
Inkwilersee
 
Die Wetterprognose für die nächste Woche stimmt schon fast euphorisch. Euphorie grenzt jedoch an Naivität, daher setze ich lieber noch auf Vorsicht statt Vorfreude. Sollte es aber tatsächlich so kommen, müsste mal wieder eine grössere Tour drin liegen...
 
 
Höhenprofil
 
 

Tourdaten: Weite 75,8 km / Höhe 1730 m / Fahrzeit 4:52 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Brüggli / Bettlachstock
 

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