Montag, 7. November 2016

Die Fata Morgana...

Der Herbst zeigt uns im Moment ein breites Farbspektrum. Und jetzt kommt eine neue Farbe dazu: Weiss. Heute Morgen lagen bei uns wenige Zentimeter Schnee. Das heisst, eigentlich waren es eher Millimeter. Doch die Wetterprognose für den Nachmittag ist gar nicht so schlecht: zunehmend Aufhellungen. Also mal aufs Bike. Mal schauen, ob das was wird. Etwa um 13.00 Uhr fahre ich los. Es hat schon ein paar blaue Lücken am Himmel, und der wenige Schnee von heute Morgen ist bereits wieder Schnee von gestern. Es könnte gut kommen...
 
In Rüttenen ziehen sich die vorhergesagten Aufhellungen dann zu einem herzhaften Graupelschauer zusammen. Dieser geht wenig später, auf etwa 600 m, in einen nicht minder herzhaften Schneeschauer über. Dazu 0 Grad. Schliesslich biege ich bei der Talstation der Weissenstein-Gondelbahn in die Passstrasse ein. Es schneit wie die Sau – die steile Strasse ist im Nu schneebedeckt. Der Schnee ist hier noch nass, klebt überall fest, und bietet einiges an Widerstand beim Fahren. Bei diesen Bedingungen lasse ich viel Kraft, die ohnehin nicht mehr im Übermass vorhanden ist...
 
Beim Kurhaus Weissenstein auf knapp 1300 m angekommen, schneit es bei minus 5 Grad immer noch. Schon toll, diese Aufhellungen. Ich beschliesse, eine Weile im Kurhaus zu warten. Vielleicht hört es ja doch noch mal auf. Als mich die nicht allzu zahlreichen Gäste im Kurhaus draussen vorbeifahren sehen, schauen sie mich in einer Weise an, die ich erst einordnen muss. Ich greife mir sicherheitshalber an die Stirn, um zu versichern, dass da kein Geweih oder sonst was ist, das die fassungslosen Blicke erklären könnte...
 
Etwas später eröffnet mir die Serviertochter im Kurhaus, sie habe erst gedacht, ich sei nur eine Fata Morgana. Sie könne nicht glauben, dass da tatsächlich einer mit dem Bike daherkommt. Ist das denn so speziell? Zum Skifahren reichen die ca. 15 Zentimeter Schnee doch schliesslich nicht. Langsam beginne ich zu frieren, entdecke dann aber in einem kleinen Vorraum einen Radiator, der zum Glück schön warm ist. Ich presse mich daran, als wäre ich in das Ding verliebt. Hier ist der richtige Ort, um das Ende des mittlerweile über eine Stunde andauernden Schneeschauers abzuwarten...

Weissenstein, Sennhaus
Weissenstein nach dem Schneeschauer...
Weissenstein
Weissenstein in sprichwörtlicher Farbe...
Winterlandschaft
Schöne Winterlandschaft
 
Die Fliegen auf dem Fensterbrett sehen aus, als wären sie schon 1975 gestorben. Das mag so gar nicht zur Etikette des Hauses passen. Etwa um 16.00 Uhr geht der Schneeschauer endlich zu Ende, aber die Sonne auch schon bald unter. Ich fahre bzw. wippe im Schnee weiter Richtung Röti und mache ich schliesslich auf den Downhill zum Balmberg. Der Schnee ist hier schön trocken und vor allem noch unberührt. Herrlich! Vom Balmberg geht es bei letztem Tageslicht Richtung Niederwiler Stierenberg. Der Schnee hellt die Landschaft noch etwas auf...

Abfahrt Weissenstein
Abfahrt zum Balmberg
Welschenrohr
Blick auf Welschenrohr
Winter mitten im Herbst...
Röti vom Balmberg her
Röti im Abendlicht...
Niederwiler Stierenberg
Weg zum Niederwiler Stierenberg
Niederwiler Stierenberg
Letztes Tageslicht auf dem Stierenberg
 
Danach führt der Weg hinab zum Hofbergli und via Teuffelen und Reckenacher nach Farnern, wo es bereits stockfinster ist. Einige Minuten später kommt es kurz nach Wiedlisbach zur Feier des Tages noch zu einem gröberen Defekt am Bike. Mit stark erhöhtem Kraftaufwand und ebenso stark vermindertem Tempo kämpfe ich mich die restlichen 10 Kilometer durch die Nacht nach Hause. Umgebracht hat mich diese erste Schneetour nicht (ganz). Und was dich nicht umbringt, macht dich stärker, besagt ein Sprichwort. An das Servierpersonal im Kurhaus Weissenstein: Die Fata Morgana wird eines Tages wieder kommen…
 
In der Sidebar rechts habe ich übrigens noch ein kurzes Video der Schneefahrt eingestellt (Rubrik „Neuste Videos“).
 
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 57,9 km / Höhe 1360 m / Fahrzeit 4:08 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: Weissenstein
 

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