Montag, 15. Januar 2018

Pissiness as usual...

Momentan haben wir die äusserst seltene Situation, dass es gleich mehrere Tage hintereinander nicht geschifft hat. Und so stehe ich vor dem Luxusproblem, für eine Tour zwei Tage hintereinander zur Verfügung zu haben: Sonntag oder Montag. Gestern Sonntag hätte ich zwar oberhalb von rund 1100 m einen wolkenlosen Himmel gesehen, dafür aber riskiert, etwa 98 Prozent der Tour im und unter dem Nebel zu verbringen. Daher fiel der Entscheid auf den heutigen Montag, obwohl bereits gegen Abend wieder normales Januar-2018-Wetter vorhergesagt wird...
 
Und siehe da: Als ich um zirka 09.30 Uhr starte, ist doch tatsächlich keine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Weil der Nebel einfach viel zu dicht ist. Mit minus 2 Grad ist es immerhin doppelt so kalt wie beim Start der letzten Tour. Man könnte schon fast meinen, es sei Winter. Mein erstes Ziel ist Affoltern im Emmental. Dazu nehme ich einen seit vielen Jahren nicht mehr gefahrenen Aufstieg Richtung Wäckerschwend. In der Höhe kündigen auflebender Südwestwind und Wolkenfelder den Wetterwechsel bereits an. Wenigstens sorgen beide auch dafür, dass es dem Nebel an den Kragen geht...
 
Prompt gibt dieser ab etwa 700 m Höhe nach und nach auf und macht einer schönen, mystischen Stimmung Platz. Via Friesenberg und Otterbachegg erreiche ich Affoltern. Bei der Abfahrt nach Gammenthal bei Sumiswald kommt es zu einer Schrecksekunde, als ich auf dem sonst trockenen Weg unverhofft mit einer vereisten Stelle konfrontiert werde. Das konnte ich wirklich nicht ahnen. Wer um Himmels Willen rechnet denn in unseren Wintern noch mit Eis? Die Stelle überstehe ich ohne Sturz, aber mit Schreck. Mein Weg führt mich via Ranflüh und Zollbrück an die Emme. Dieser folgend, geht es nach Schüpbach...


Baum mit Reif
Mystische Stimmung bei Affoltern
Weg in Raureif-Landschaft
Nahe Friesenberg
Raureif-Stimmung am Morgen
Raureif-Landschaft Richtung Lueg
 
Ein etwas langweiliger Aufstieg führt mich nach einer kurzen Pause auf die Anhöhe zwischen Signau und Eggiwil. Gerne würde ich dabei die recht breite Strasse verlassen. Doch als ich auf auf einen Waldweg einbiege, liegt fast schon demonstrativ nach wenigen Metern ein Baum quer darauf. Ist ja schon gut, war nur Spass. Ich gehe ja wieder zurück auf die Strasse. Auf 1052 m erreicht diese ihren höchsten Punkt. Hier ändert meine Fahrtrichtung von Süd nach West. Via Stockernhüsi und Heimenrütti geht es durch teils ziemlich einsame Landschaften zum heutigen Touren-Höhepunkt, dem gut 1100 m hohen Chuderhüsi...
 
Nur noch wenige gefallene Bäume versperren mir bis zum Ziel den Weg. Und auch die dürften nicht mehr lange zu sehen sein – weil wohl schon bald das Fallholz des nächsten Sturms darüber liegt. Die drei Meter Schnee hier oben sind ebenfalls kein Problem. Die liegen nebeneinander, und selbst das nur in Schattenlagen. Die Aussicht vom Chuderhüsi wäre super, doch leider sind bereits wieder dichte Wolken aufgezogen. Ein kurzer Singletrail führt Richtung Mühleseilen, wo einige charakteristische Emmentaler Höfe stehen. Etwas später fahre ich an einem Skilift vorbei, der schätzungsweise noch alle fünf Jahre zwei Tage in Betrieb ist...
 

Einsamer Weg am Waldrand
Einsamer Waldrandweg bei Heimenrütti
Blick zu den Emmentaler Alpen
Ausblick beim Chuderhüsi
Wurzeliger Waldpfad
Trail beim Chuderhüsi
Emmentaler Haus mit Schweizerfahne
Hof bei Mühleseilen
Skilift auf grüner Wiese
Skilift am Chuderhüsi
Umgestürzte Tanne mit hängendem Bike
Da blieb was hängen

Nach einem kurzen Downhill muss ich auf dem offensichtlich nur wenig begangenen Wanderweg zum Grübli doch noch über zwei Tannen klettern. Tannen sind leider ziemlich dicht verästelt – da bleibt schon mal was hängen, zum Beispiel ein Bike. Schliesslich erreiche ich die Ryffersegg, wo ich einen Vernunftsentscheid fälle. Dies ist ganz allgemein die Art von Entscheiden, die ich eher selten treffe. Aber als ich sehe, wie auf dem zur weiteren Abfahrt vorgesehenen Weg Holzstämme im Akkord aus dem Wald gezogen werden, nehme ich die Plan-B-Abfahrt nach Steinen bei Signau...

Ein kurzer, aber vitaminreicher Betonaufstieg führt jetzt auf die Anhöhe der Geissmatt, wo die recht heftige Steigung schlagartig aufhört. Über Häuslenbach und die Ofeneggalp geht es zu einer alten Bekannten: der Moosegg. Zwischen der Ofeneggalp und der Moosegg folgt zuerst ein Schneefeld, danach versperren wieder einige Bäume und vor allem Tannen den Weg östlich unterhalb der Blasenfluh. Den Spuren zufolge sind hier schon etliche Wanderer und Biker drüber. Bei der Moosegg frischt der Südwestwind allmählich böig auf...
 

Emmental mit Alpen im Hintergrund
Nahe des Weilers Häuslenbach
Emmentaler Hügellandschaft mit Raureif
Emmental pur
Reif auf einem Weg und Bike im Hintergrund
Moosegg-Abfahrt Richtung Norden

Die Bewölkung lässt mittlerweile keinen Sonnenstrahl mehr durch, und über dem Jura scheint es bereits zu schiffen. Es wird höchste Zeit, dass es mal wieder ein bisschen rumschifft und stürmt, der Januar 2018 könnte sonst seinen miserablen Ruf verlieren. In Gegenrichtung zur Tour vom 10. Januar bike ich Richtung Mützlenberg. Die Baumstämme, die damals noch den Weg blockiert hatten, sind in der Zwischenzeit abgeführt worden. Via Harrisberg folgt der Rest der Abfahrt. Mit der nahenden Warmfront im Nacken schalte ich auf Autopilot, der mich ungeplant mitten durch Lützelflüh statt aussenrum führt...

Ich folge der Emme bis vor die Tore Burgdorfs. Die Stadt umfahre ich vollständig zum Preis von ein paar Höhenmetern. Die Abfahrt von Hub nach Matten gehört zwar nicht zu den Top 100'000 meiner Lieblingsabfahrten, ist aber für heute zweckmässig. Bei einbrechender Dunkelheit geht es an Wynigen vorbei, bevor ich bei letztem Tageslicht und ersten Tropfen zu Hause ankomme. Bewusst sehe ich mir noch vor dem Essen die Wetterprognose für die restliche Woche an. Schiff, warm und natürlich Sturm. Pissiness as usual im Januar 2018...
 
Höhenprofil
 
 
 
Tourdaten: Weite 99,0 km / Höhe 2120 m / Fahrzeit 5:51 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Chuderhüsi-Moosegg
 

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