Mittwoch, 20. April 2016

Grenzwertig zur Sankt Chrischona

Schönwetterbiker, die an den Böögg glauben, sollten schon mal vorsorglich folgendes Inserat schalten: Schlauchboot gesucht, Mountainbike zu verkaufen...
 
...aber noch ist ja nicht Sommer. Nach der Sintflut von letzten Sonntag prognostizieren die Wetterfrösche nun ein drei Tage starkes Hoch, das ich unbedingt ausnützen will. Zum Glück lassen es die geschäftlichen Umstände momentan zu. Die Tour, die ich im Sinn habe, ist äusserst gewagt für April. Vielleicht sogar etwas kopflos, womit wir wieder beim Böögg 2016 wären...
 
Die heutige Fahrt hätte nach ursprünglichem Plan im Rütihard bei Muttenz enden sollen. Nur mit dem Ziel, ein paar Singletrails am Gempen zu fahren. Da ich Hochplateaus und Landesgrenzen-Trails mag, verlängere ich die Tour zur Sankt Chrischona. Dort habe ich beides zusammen. Um 08.45 Uhr starte ich in Richtung Mümliswil und befahre dann nach längerer Zeit wieder mal den Vogelberg. Die alte Passwangstrasse ist teilweise recht steil, aber irgendwie angenehm zu fahren.
 
Der Vogelberg markiert mit 1166 m die höchste Erhebung der Tour. Von hier aus wäre an klaren Tagen, zu denen der heutige nicht unbedingt gehört, das Tagesziel bereits problemlos zu sehen. Der Vogelberg gehört zum Kanton Solothurn, das Restaurant befindet sich aber bereits auf Baselbieter Boden. Bei der anschliessenden Fahrt über den Grauboden zur Ulmethöchi hat man immer wieder eine schöne Aussicht.

Auf dem Weg nach Mümliswil
Beim Vogelberg (im Vordergrund: Hof Bürten)
Blick vom Grauboden (Lauwil im Vordergrund)
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Weiter geht es zum Hof Ramstein und via Eichhöhe und Bärsberg hinauf zum Holzenberg, den sich die Kantone Solothurn und Baselland wiederum teilen. Nach einer kurzen Abfahrt streife ich die Dörfer Seewen und Hochwald und biege dann auf den Bürenflue-Trail ein. Diesen mag ich eigentlich gar nicht so. Ich überlege mir sogar kurz, ob ich ihn umfahren soll, um etwas mehr von der genialen Landschaft zu sehen. Schliesslich fahre ich ihn dann doch.

Auf dem Trail hat sich jemand die Mühe gemacht, in regelmässigen Abständen Äste auf den Weg zu legen. Damit macht er (oder sie) den Bikern eine Freude und stellt den Wanderern zahlreiche Stolperfallen. Ob das so beabsichtigt ist, sei dahingestellt. Am Dorf Gempen vorbei geht es schliesslich abwärts. Die Landschaft ist wirklich fantastisch, und die Natur blüht bei bestem Wetter im wahrsten Sinne des Wortes so richtig auf.

Bei Ramstein, Blick nach Nunningen
Frühlingslandschaft bei Bärsberg
Holzenberg
Frühling im Schwarzbubenland (bei Seewen)
Bei Stollenhäuser
Kirschblüte
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Über Stollenhäuser, Schönmatt und Renggersmatt geht es hinab Richtung Rütihard. Teilweise fahre ich dabei über den Gempen-Nord-Trail. Vor Untergruth verpasse ich den geplanten Singletrail und folge stattdessen der Wanderweg-Beschilderung Richtung Basel St. Jakob. Ich kann mir vorstellen, dass es hier eine schönere Variante gegeben hätte, aber was solls. Im Rütihard ist man noch mitten in der Natur. Irgendwie kaum zu glauben, dass Basel schon so nahe sein soll. Aber es ist so. Ein kurzer Trail spuckt einen bei einer Holzbrücke aus, die ich passiere. Etwas später fahre ich auf der Baselstädtischen Seite direkt der Birs entlang.

Zu meiner Überraschung finde ich kein Fahrverbot. So komme ich rasch und angenehm durch die Stadt. Sogar richtig schön ist es – entgegen aller Bedenken. Beim Kraftwerk Birsfelden befahre ich mit 253 m ü. M. den niedrigsten Punkt, den ich jemals unter den Stollen hatte. Wenig später wird die Tour grenzwertig: Der Weg hinauf zur Sankt Chrischona führt direkt der Landesgrenze entlang. Die Grenzsteine stehen meist rechts und zeigen den Baselstab. Ab und zu stehen sie aber auch links mit dem Badischen Wappen. Abwechselnd auf Schweizer und deutschem Hoheitsgebiet erreiche ich schliesslich die Kirche Sankt Chrischona.

Bärlauch-Trail beim Rütihard
Blick vom Kraftwerk Birsfelden nach Basel
Sankt Chrischona ist nicht mehr weit...
Grenzstein bei Junkholz
Kirche Sankt Chrischona
Sankt Chrischona noch etwas näher...
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Jetzt verlasse ich das Heimatland etwas deutlicher. Im deutschen Dorf Rührberg ist der Scheitelpunkt der Tour erreicht. Ich wechsle die Richtung von Ost nach Süd. Es geht abwärts. Kurz vor Wyhlen ist der Weg plötzlich gesperrt. Umleitung signalisiert? Nö, wozu denn... Jetzt muss ich das alte GPS aus dem Rucksack holen und dessen rudimentäre Karte zu Hilfe nehmen. Ich finde schliesslich eine Umfahrung der gesperrten Stelle.

Mein Versuch, das Dorf Wyhlen möglichst zu umgehen, gelingt nach einigen Irrwegen zwar nicht nach Plan, aber ich will es mal so gelten lassen. Kurze Zeit später überquere ich beim Kraftwerk Wyhlen-Augst den Rhein und bin zurück im Heimatland. Von Augst geht es zuerst der Ergolz entlang und dann durch ein kleines Tal nach Frenkendorf, wo mal eine Pause angesagt ist.

Den Schleifenberg spare ich mir, da ich nicht durch Liestal will. Zudem bin ich diesen vor fast genau einem Jahr auf der Arisdorf-Tour gefahren. Nach der Pause geht es weiter über den Bienenberg Richtung Liestal. Auf diesem Abschnitt streikt das GPS zeitweise, es zeichnet einige Kilometer und Höhe nicht auf. Die Umfahrung des Baselbieter Kantonshauptorts gelingt auch nicht ganz nach Plan. Als ich mich unbeabsichtigt auf dem Summerholden-Trail wiederfinde, disponiere ich die Heimfahrt spontan komplett um...

Rührberg (D)
Bienenberg, Blick auf Frenkendorf und Füllinsdorf
Singletrail bei Liestal
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Statt wie geplant über Bubendorf-Gugger-Waldenburg fahre ich auf dem gut 1,5 km langen Singletrail ins Oristal, via Lupsingen zum Kleckenberg, dem Holzenberg entlang und schliesslich runter nach Reigoldswil. Jetzt folgt noch das Schlussbouquet zur Wasserfallen. Sacksteil geht es zu Beginn aus dem Dorf heraus. Bis rund 1070 m steige ich hoch, fahre danach ein paar geniale Wege bei Abendstimmung über den Grat und dann hinab nach Mümliswil.

Kurz vor Reigoldswil
Reigoldswil von der Wasserfallen her gesehen
Trail am Wasserfallen-Grat
Obere Limmern ob Mümliswil
Untere Limmern
Leuchtender Raps bei Niederbipp
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Ein paar regionale Singletrails binde ich danach noch in den Rückweg ein. So ganz taufrisch fühle ich mich nicht mehr, aber es geht noch einigermassen ordentlich. Die ganze Zeit bin ich sachte gefahren, immer möglichst im "Wohlfühlbereich" und nicht auf Tempo. Bei letztem Tageslicht endet die geniale April-Rekordtour wieder in Herzogenbuchsee. Sie hat mich nicht umgebracht, also müsste sie mich – glaubt man dem Sprichwort – stärker gemacht haben...

Höhenprofil
 


Tourdaten: Weite 146,9 km / Höhe 3150 m / Fahrzeit 9:45 h
Link zur Tour: Sankt Chrischona
 

2 Kommentare:

  1. Das mit dem zollfreien Einkaufen muss ich mir nochmals überlegen: Geht das auch mit dem gefederten Veloanhänger?
    Im Ernst: Schöner Bericht & Respekt (146km/3'100hm !!!!)

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    1. Danke für deinen Kommentar. Deine Touren und Berichte sind aber wahrlich auch nicht von schlechten Eltern!

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