Mittwoch, 7. September 2016

Um Bern herum zum Gurnigel (Schüpfenfluh)

So allmählich ziehen die Vögel nach Süden. Anscheinend inspirieren sie mich, diese für mich eher seltene "Zugrichtung" auch wieder mal anzusteuern. So weit wie die Tiere werde ich heute aber nicht "ziehen". Ich nehme mir den Gurnigel, genauer die Schüpfenfluh auf 1721 m zum Ziel und stelle rasch fest, dass mir auf dem Weg dorthin etwas im Weg steht: Bern. Also suche ich eine Route zur vollständigen Umfahrung unserer Landeshauptstadt und lerne diese sozusagen auswendig. Denn auf GPS-Geräte verlasse ich mich nach einigen negativen Erfahrungen nicht mehr. Verfahren kann ich mich auch ohne elektronische "Hilfe".
 
Ich erkenne keine geeignete Linie, um die Stadt Bern links liegen zu lassen. Also werde ich sie rechts, sprich westlich liegen lassen. Um 07.30 Uhr starte ich bei wolkenlosen Verhältnissen und 9 Grad Richtung Kirchberg. Eine vernünftige Umgehung dieses Dorfes habe ich bis heute nicht gefunden. Denn der Ort wird von Emme, Autobahn und Bahnlinie geradezu eingekapselt. Aber was solls, ich bin rasch durch. Danach streife ich noch Mattstetten und Schönbühl, bevor der "Kunstgriff" um Bern beginnt. Durch den Grauholzwald geht es nach Habstetten ob Bolligen.
 
Etwas später fahre ich durch das ruhige Gümligental und lande nach einem kurzen Singletrail in Muri. Auf der Auguetbrücke überquere ich kurz darauf die Aare. Damit sind Bern und seine Vororte nun hinter mir. Knapp an Belp vorbei geht es im Gürbetal nach Toffen, wo die erste "richtige" Steigung des Tages ansteht. Auf der Karte war bereits zu erkennen, wie eng die Höhenlinien auf dem Weg nach Obertoffen zum Teil aneinander liegen. Das Schild zu Beginn des Aufstiegs nennt Zahlen: bis zu 27 % Steigung. Wenig später folgt eine weitere Tafel: "Bitte ersten Gang einlegen". Danke für die Motivation!

Bei Habstetten, Blick nach Bern
Aare bei der Auguetbrücke
Gürbetal zwischen Belp und Toffen
 
Die Stelle mit 27 % Steigung ist kurz, aber die Stollen müssen sich auf dem Natursträsschen an jedes Steinchen krallen, um etwas Grip zu bekommen. Schliesslich erreiche ich Obertoffen und bike via Niedermuhlern auf dem Gürbetaler Höhenweg Richtung Riggisberg, wo eine Pause angesagt ist. Immer wieder hat man auf dem Weg eine schöne Aussicht, auch wenn diese heute durch den Dunst etwas getrübt ist. Nach einer angeregten Unterhaltung mit einem Labrador in Riggisberg geht es nach Grundbach, wo die "Hauptsteigung" zum Gurnigel wartet. Den besten Tag habe ich heute nicht, die Beine fühlen sich etwas schwer an.
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27 % Steigung. Na dann, Prost!
Bei Grundbach, links Schloss Burgistein
Auf dem Weg zum Gurnigel
 
Der Aufstieg zur Wasserscheide sieht in der Theorie von SchweizMobil gemütlich aus: Alles bequem auf Forstwegen. Trotzdem würde ich die Route so nicht mehr wählen. Denn im Gebiet Steinegg hat ein Murgang den Weg verschüttet. Später in der Region Bäreloch ist der Weg recht zerklüftet und ziemlich morastig. Solche Rhythmusbrecher mag ich auf Spaghetti-Touren ganz und gar nicht. Dennoch komme ich etwas mühsamer als erwartet bei der Wasserscheide auf 1584 m an. Der Trail zur Schüpfenfluh auf 1721 m ist vollständig fahrbar. Schade, dass heute die Aussicht nicht so gut ist.
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Am Gurnigel, beim Chueberg
Gurnigel, Stierenhütte und Berghaus
Auf dem Weg zur Schüpfenfluh
Schüpfenfluh, Blick Richtung Jura
Schüpfenfluh, Blick Richtung Ottenleue
Weg Richtung Horbüelpass
 
Der Downhill von der Schüpfenfluh ist (für mich) im oberen Teil nicht fahrend zu bewältigen, da steile Treppe. Auf dem Grat bike ich via Horbüelpass zur Alp Hällstett, wo die Abfahrt nach Riffenmatt beginnt. Diese ist zu Beginn etwas knifflig, ein ziemliches Bachbett. In Riffenmatt kommen mir dann gefühlte 50 Reisecars entgegen, die mir sagen: Nimm nicht die Strasse zur Neuenmatt, sondern den Wander-(Um)weg. Der führt zu Beginn sacksteil eine Wiese hinauf, ist aber schön und vor allem ruhig. Nach der Neuenmatt geht es hinunter nach Schwarzenburg, wo ich nochmals eine Pause einlege.
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Horbüelpass
Hällstett, Blick ins Freiburgerland
Hällstett, Abfahrt mit Ausblick

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Danach fahre ich via Wahlern und Steinenbrünnen zur Schwarzwasserbrücke. Der Sense folgend, geht es nach Thörishaus, dann über Oberbottigen und Buech ins schöne Gäbelbachtäli. Hier begegnet mir lange Zeit kein Mensch, was mich wundert. Denn immerhin befinde ich mich ganz nahe der Stadt Bern. Bei der Eymatt überquere ich erneut die Aare und fahre an Bremgarten vorbei. Dann streife ich Zollikofen ganz im Westen und kurz darauf Münchenbuchsee ganz im Osten und lasse Bern heute zum zweiten Mal rechts liegen. Über Wiggiswil und Jegenstorf geht es bei letztem Tageslicht nach Hause.

Schwarzenburgerland
Schwarzenburg
Bei Bremgarten, Blick Richtung Bern
Blick zum Bantiger
Schloss Jegenstorf
Chasseral in der Abenddämmerung
 
Da mein neues GPS-Gerät selbst bei sparsamem Betrieb bereits nach gut 10 Stunden verhungert, nahm ich noch das alte mit. Prompt ging dem neuen Scheissding bereits vor Bremgarten der Saft aus, während das alte die Tour zuverlässig und vor allem vollständig aufzeichnete. Da ich es im Rucksack mitführen musste, zeichnete es halt auch auf, wie ich in Riggisberg einkaufte, in Schwarzenburg am Bahnhof umherlief oder das Schloss Jegenstorf besichtigte. Wer wie ich Liebhaber alter Krimifilme ist, wird übrigens bei der Serie "Ein Fall für zwei" (Folge 3, "Das Haus in Frankreich", 1981) betreffend Schloss Jegenstorf ein Déjà-vu haben...


Höhenprofil
 


Tourdaten: Weite 169,8 km / Höhe 3070 m / Fahrzeit 10:07 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: Gurnigel-Schüpfenfluh
 

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