Donnerstag, 5. Oktober 2017

Mücke statt Elefant...

Der Herbst 2017 macht es Wetterfröschen und Schönwetterbikern nicht gerade einfach. Seit Anfang September sagen erstere immer wieder ein stabiles Hoch voraus, das dann doch nie kommt, während sich letztere ein ums andere Mal vergebliche Hoffnungen machen. Hoffnungen, zumindest noch eine Tagestour sorglos planen und durchziehen zu können. Auch für heute ist die Wetterprognose wieder ziemlich wacklig, so dass ich mich einmal mehr mit einer bescheidenen Runde begnügen werde. Vor allem der prognostizierte stürmische Südwestwind in der Höhe verleitet mich dazu, es heute nicht zu übertreiben...
 
Gestern Abend hatte ich eine Strecke Richtung Hauenstein-Olten beisammen. In der Nacht sorgte eine Mücke für eine gewisse Anregung des Organismus, was zu einer längeren Wachphase führte. Im Halbschlaf disponierte ich meine in die Region Olten geplante Tour noch geringfügig um – und zwar ins Emmental. Lange genug habe ich diese Region verschmäht. Erst um 09.45 Uhr starte ich. Die Beine fühlen sich zu Beginn nicht top an. Insbesondere die kurze, aber starke Steigung aus Wynigen heraus stösst ihnen wahrhaftig sauer auf. Danach finden sie sich allmählich damit ab, wieder mal pedalen zu müssen...
 
Die Lueg bildet einen ersten Höhepunkt meiner Tour. Der Himmel ist blauer, als Heinos Enzian blüht. Ich passiere die stark frequentierte Schaukäserei Affoltern und nehme eine sinnfreie Zusatzschleife über Rotstalden zum Weier. Via Tannenbad und Schonegg erreiche ich Wasen. Es folgt der teils steile Aufstieg zur Hambüelegg. Ein echter Traumtag heute! Stahlblauer Himmel, sehr trockene Luft und super Fernsicht. Der Südwestwind beginnt auf 1000 m merklich aufzufrischen. Nach der Hambüelegg folgt ein mehrere Kilometer langes Auf und Ab über den Grat zur Lushütte auf 1330 m, dem höchsten Punkt der Tour...

Landschaft bei Nüchtern
Weg zwischen der Lueg und Affoltern
Wasen im Emmental am Aufstieg zur Hambüelegg
Wasen im Emmental
Weg bei Vorderarni auf rund 1100 m
Vorderarni
 
Ausser einer kurzen Singletrail-Einlage oberhalb des Kuttelbads hat man zumeist einen breiten Kiesweg unter den Stollen. Der Wind weht unangenehm von der Seite, wird mit jedem Höhenmeter stärker, und bringt mich an einer exponierten Stelle sogar fast zu Fall. Lange begegne ich hier oben kaum einer Menschenseele, was sich aber bei der Lushütte ändern sollte: Das Restaurant ist proppenvoll. Die Fernsicht ist nicht gut, sie ist überragend! Während ich auf der Anhöhe bei der Beiz eine Pause und ein paar Fotos mache, fährt einer mit einem Radquervelo vorbei. Dieser Trend ist anscheinend wieder im Kommen...
 
Für mich folgt jetzt die Panorama-Strecke auf dem Gratweg via Eggstall und Scheidegg zum Ahorn – immer der Kantonsgrenze Bern-Luzern entlang und häufig auf Singletrails. Auf diesem Abschnitt hat es heute sehr viele Wanderer. Die "Zurück-Grüss-Quote" ist ausgesprochen hoch, die Stimmung prima. Das Wetter macht allgemein gute Laune. Kaum zu glauben, dass auch dieser Tag in einigen Stunden als Regentag in die Statistik eingehen soll. Erste Spielverderber in Form von Wolken sind jedoch bereits Richtung Jura zu erkennen. Ich fotografiere mir fast einen ab, was den Fahrrhythmus nicht gerade fördert...

Sichtbarer Südwestwind bei Hinterarni
Hinterarni
Gestochen scharfe Sicht zu den Alpen bei der Lushütte
Ausblick bei der Lushüttenalp
Blick zum Jura und ins Luzerner Hinterland
Beim Eggstall
Panoramaweg bei Hinter Scheidegg
Hinter Scheidegg
Weg bei Ober Scheidegg auf gut 1200 m
Ober Scheidegg

Ahornalp mit Blick Richtung Schrattenfluh
Ahornalp
 
Getreu dem Motto "Ist der Rhythmus erst ruiniert, fotografiert es sich ganz ungeniert" bike ich zum Ahorn, wo der "Peak" der Wanderer erreicht ist. Hier begegnet mir sogar der Radquerkollege von der Lushütte wieder. Nach dem Downhill zur Fritzenfluh befinde ich mich erstmals nach rund 18 Kilometern wieder unter 1000 m Meereshöhe. Ich schleiche dem Hang entlang zur Hornbachegg, wo die Höhe ein letztes Mal vierstellig wird. Dann folgt die Abfahrt via Freudigenegg Richtung Weier. Der gestörte Fahrrhythmus macht sich durchaus bemerkbar. Den kurzen Aufstieg nach Affoltern spüre ich jedenfalls gut in den Beinen... 


Ahorn mit Blick Richtung Jura und Mittelland
Ahorn mit Blick Richtung Jura
Einsamer Singletrail bei der Hornbachegg
Weg auf der Hornbachegg
Blick beim Guggli zu den Alpen
Beim Guggli ob Weier i. E.
Am linken Bildrand: Baum aus Bild 3
Emmental in herbstlichem Rahmen
Blick bei Oberhorn
Gleiches Bild, nur ohne "Rahmen"
Weg auf der Otterbachegg
Otterbachegg
 
Über die Otterbachegg und Oschwand wird der Rest erledigt. Habe ich diesen Hammertag wirklich gut ausgenutzt? Mit einer Halbtages- statt einer Tagestour? Mücke statt Elefant. Der Blick auf den Fahrradcomputer zeigt 79,9 Kilometer. Eine Zahl, die schon optisch zu erkennen gibt, dass etwas fehlt. Aber vielleicht lässt sich der Elefant in diesem Herbst doch noch einfangen, sofern der Altweibersommer kein Running Gag der Meteorologen bleibt...
 
 
Höhenprofil
 


Tourdaten: Weite 79,9 km / Höhe 2140 m / Fahrzeit 5:21 h
GPS-Aufzeichnung der Tour: Lushüttenalp
 

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