Donnerstag, 11. August 2016

Estavayer-le-Lac

Am 26. August 2016 beginnt das Eidgenössische Schwingfest, und damit rückt der Austragungsort Estavayer-le-Lac immer häufiger in den Fokus. Na schön, dann schaue ich mir diesen Ort doch mal an. Eine klassische Mountainbike-Runde kann das nicht werden, denn es fehlt der Mountain. Ich feile einige Tage an einer Linie nach Estavayer herum, bis schliesslich eine Streckenführung feststeht. Es wird eine Art "grosser Bruder" der Tour vom 1. Oktober 2015 geben. Heute scheint nun der ideale Tag gekommen zu sein (eher kühl, aber für mich gerade richtig), um das Ding durchzuziehen...
 
Um 08.15 Uhr starte ich zu einer Fahrt, die definitiv nicht 08/15 werden wird. Zu Beginn baue ich absichtlich einige "unnötige" Höhenmeter ein, um etwas in den Tritt zu kommen. Lange Flachetappen bin ich mir nicht gewohnt. Und so fahre ich über einige kleinere Erhebungen Richtung Kirchberg, wo sich bereits gut 300 Höhenmeter angesammelt haben. Von hier aus geht es über Kernenried nach Fraubrunnen. Via Dieterswil und Seewil erreiche ich Schüpfen. Hier wartet mit dem Frienisberg bereits der "Berg des Tages" auf mich, der mit gigantischen 819 m den höchsten Punkt der ganzen Tour markiert...
 
Ausser ein paar Bauern, die mit ihren Traktoren unterwegs sind, treffe ich bis hierher kaum eine Menschenseele an. Vom Frienisberg geht es talwärts zum Aare-Kraftwerk Niederried. Dieses passiere ich und befinde bald darauf schon im Kanton Freiburg. Das geht irgendwie verflixt schnell. Es folgt das Dorf Fräschels, dann geht es sprichwörtlich rein ins Gemüse: Ich fahre durch das Grosse Moos, das eine der grössten Ebenen und zugleich das grösste Gemüseanbaugebiet der Schweiz ist. Hier muss ich auf "Filmmodus" umschalten: Einfach fahren, fahren, fahren – denn es zieht sich...

Detligen
Bei Detligen
Kantonsgrenze BE/FR bei Fräschels
Auf dem Weg nach Cudrefin
 
Zwischen zwei Strafanstalten (Bellechasse und Witzwil) hindurch fahre ich Richtung "Röstigraben", der auf der Rotary-Brücke überquert wird. Maintenant, on parle français. Dem Broyekanal folgend, erreiche ich La Sauge und damit den Neuenburgersee. Zum ersten Mal überhaupt habe ich Waadtländer Boden unter den Stollen. Ein Singletrail führt schnurgerade nach Cudrefin. Dann geht es fast ebenso direkt über Portalban und Chevroux nach Estavayer-le-Lac. Dabei befindet man sich immer abwechselnd auf Waadtländer und Freiburger Boden. Auch der Weg kennt alle Qualitäten: Singletrail, Kies, Teer, Holz...

Singletrail nach Cudrefin
Neuenburgersee Cudrefin
Blick nach Neuchâtel bei Cudrefin
Auf dem Holzweg...
Estavayer-le-Lac
Schloss Estavayer-le-Lac
Park am See
Estavayer-le-Lac
Am Hafen von Estavayer

 
Teilweise führt der Weg durch Sumpfgebiet, so dass man auch mal Holzlatten unter den Rädern hat. Dabei fährt man selten direkt dem Neuenburgersee entlang, meist hat man einige Hundert Meter Abstand. Erstaunlich wenige Leute sind heute unterwegs. Jetzt heisst es: Zügig fahren, denn wie gesagt, die Strecke zieht sich... Schliesslich lichtet sich ein langes Waldstück und gibt den Blick auf das Château de Chenaux frei. Das Ziel ist nach 98 Kilometern erreicht. Ich spüre das Adrenalin! Estavayer-le-Lac besitzt Stadtrecht und ist der einzige Ort auf dieser Seeseite, der über 5000 Einwohner hat.

Estavayer-le-Lac
Estavayer-le-Lac mit Schloss Chenaux
Estavayer-le-Lac
Altstadt
Estavayer-le-Lac
Blick auf die Kirche Saint-Laurent

 
Ich fahre ein bisschen durch die Gassen der Altstadt, mache Fotos, und begebe mich dann auf den Rückweg. Ursprünglich sollte dieser über Avenches führen, aber im "Wirrwarr" bei Murten fand ich keine saubere Linie. Deshalb bike ich parallel zum Hinweg, jedoch meist etwas erhöht, zurück zum Dorf Portalban, das ich auf einem Holzschnitzel-Singletrail erreiche. Von hier aus führt der Weg via Chabrey und Montmagny zum Mont Vully. Unterwegs hat man häufig Aussicht auf Neuenburger- und/oder Murtensee. Durch die Rebberge geht es hinunter nach Sugiez. Kurz darauf wechselt bei Müntschemier die Sprache wieder zu Deutsch.
 
Château de Chenaux
Zugang Château de Chenaux
Estavayer-le-Chat
Bei Vallamand-dessus (Murtensee)
Mont Vully mit Chasseral im Hintergrund
Mont Vully
Sandsteinhöhlen am Mont Vully
Murtensee
Rebberge am Murtensee
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Jetzt geht es topfeben durch das Grosse Moos bis an den Hagneck-Kanal, dem ich gute zwei Kilometer Richtung Aarberg folge. Der unebene Dammweg schüttelt einen zu Beginn so richtig durch. Nach der langen Fahrt in der Ebene bin ich jetzt wieder wach. Weil ich nicht zur Stosszeit nach Lyss will, disponiere ich den letzten "Verpflegungsposten" dieser Tour nach Kappelen um. Nach einer kurzen Pause fahre ich knapp an Lyss vorbei Richtung Bucheggberg, wo es nochmals ein paar wenige Höhenmeter zu fressen gilt. Die Seeländer Metropole ist gar nicht so einfach zu umbiken mit den Bahnlinien, Hauptstrassen, Autobahn etc.
 
Mit der Sonne im Rücken durchfahre ich den leicht welligen Bucheggberg bis Küttigkofen. An der geschlossenen Bahnschranke in Wiler bei Utzenstorf geht dem GPS-Gerät nach läppischen 11 Stunden Betriebsdauer der Saft aus. Eine gute halbe Stunde später endet meine Tour nach rund 196 Kilometern wieder an unserer Garagentür. Ich hätte noch einen Umweg einbauen können, um den 200er zu knacken. Das lasse ich aber sein. Durch das viele Auf und Ab kamen doch noch über 2000 Höhenmeter zusammen. Dennoch verzichte ich auf das Abbilden des Höhenprofils. Diese Tour verdient das Prädikat "herrlich anders"!
 
Murtensee
Rebberge ob Môtier, Blick nach Murten
Blick Richtung Limpachtal bei Aetigkofen
sonnenuntergang aeschi
Inferno bei Aeschi (Bild vom Vortag)
 
Tourdaten: Weite 196,7 km / Höhe 2010 m / Fahrzeit 9:37 h
GPS-Aufzeichnung der Tour ansehen: Estavayer-le-Lac

2 Kommentare:

  1. Sehr schöne Tour. Die eine oder andere Strecke fahre ich ab und zu. Nur Nach Yverdon runter habe ich es mit dem Bike noch nie geschafft. Wär mal was neues - danke für die Inspiration ;-)

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